Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)
Tierversuche und dergleichen. Der Punkt ist, dass diese Firma ihre Produkte nicht an Privatpersonen verkauft, sondern nur ausgewählte Shops beliefert. Diese wiederum müssen sich verpflichten, die Produkte nur im Direktverkauf anzubieten, kein Online- oder Versandhandel. Ketten werden ebenfalls nicht beliefert. Es handelt sich also um sehr exklusive Produkte.«
Jennifer verstand, worauf er hinauswollte. »Also bezogen beide Opfer diese Produkte aus ein und demselben Laden?«
Grohmann bestätigte mit einem Nicken. »Im Lemanshainer Einkaufszentrum gibt es ein kleines Geschäft, das Pflegeprodukte und Parfüms aller Art anbietet mit Schwerpunkt auf natürlichen Aromen und Inhaltsstoffen … oder eben auch ausgefallenen Produkten. Es ist auf der Internetseite der französischen Firma als Bezugsadresse gelistet.«
»Und wie passen die anderen Opfer ins Bild?« Jennifer war noch nicht überzeugt. Er hatte eine Parallele zwischen zwei von sechs Opfern aufgedeckt. Das war nicht gerade als Durchbruch zu bezeichnen.
»Mir fiel unser Besuch bei Familie Burgmann wieder ein.«
Marie Burgmann, das erste Opfer. Die Frau mit der Parfümprobensammlung. »Sie hatte ein Faible für schwere, blumige Duftwässerchen.«
Grohmann nickte. »Ihr Mann war genervt davon, dass sie fast das gesamte Haus mit dem Geruch von Sandelholz, Rose und Maiglöckchen verpestete. Duftsprays, Öllampen und so weiter. Der Duft hing überall. Selbst die Sofakissen stanken förmlich danach.«
Jennifer hatte den Geruch anfangs zwar als auffällig, aber nicht als unangenehm oder penetrant empfunden. Frauen hatten diesbezüglich vermutlich eine andere Wahrnehmung als Männer.
»In dasselbe Schema passt das Parfüm von Elke Geiling. Ein Klassiker.« Der Staatsanwalt schien sich auszukennen. Oder er hatte die halbe Nacht mit Recherchen zugebracht. Jennifer tippte auf Letzteres.
»Ich habe daraufhin alle Produkte, die mir auf den Fotos aufgefallen sind, überprüft und gegenübergestellt. Bei den Duftnoten gibt es einige signifikante Überschneidungen, alle werden als schwer, blumig und süßlich beschrieben. Ich konnte zwar bisher an keinem davon riechen, aber die Vergleiche der duftgebenden Stoffe lassen den Schluss zu, dass es sich um sehr ähnliche Düfte handelt.«
Der Gedankengang wirkte auf Jennifer ein wenig konstruiert und weit hergeholt, aber letztlich war es eine Gemeinsamkeit. Gerüche konnten bedeutsam sein. Möglicherweise hatten die Düfte für den Mörder bei der Opferwahl eine Rolle gespielt. Aber selbst wenn dem so war, brachte sie das erst mal keinen Schritt weiter.
»Das heißt, fünf unserer Opfer bevorzugten eine ähnliche Duftrichtung. Zwei von ihnen haben ihre Produkte vermutlich in dem Shop im Einkaufszentrum gekauft.« Jennifer schüttelte leicht den Kopf. »Mir fehlt immer noch der zündende Funke.«
»Eben nicht nur zwei, sondern fünf Opfer waren Kundinnen in diesem Laden«, widersprach Grohmann. »Mindestens sieben der Proben aus Marie Burgmanns Sammlung stammen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von dort. Ich habe eine Abbuchung des Geschäftes außerdem auf dem Gemeinschaftskonto von Elke Geiling und ihrem Mann gefunden.«
»Das macht vier. Was ist mit Katharina Seydel und Anja März?«
Grohmann klickte erneut in der Bildersammlung herum. Das Foto eines Jugendzimmers erschien.
Jennifer erkannte das Poster einer Popband über dem Bett. Es war das Zimmer von Anja März’ Tochter. Auf dem Tisch neben dem Bett standen verpackte Geschenke.
Jennifer erinnerte sich, dass Marcel und sie ausgerechnet am fünfzehnten Geburtstag des Mädchens mit einer Nachricht vor der Tür gestanden hatten, die alle Hoffnungen der Familie zerstörten – ihre Mutter war tot. Sie hatte ihre Geschenke niemals ausgepackt.
Der Staatsanwalt vergrößerte das Bild und zoomte eine dunkelrote Tüte heran, wie man sie in vielen Parfümerien und Drogerien bekam. Jennifer kannte zwar weder das Symbol noch den Namen des Ladens, doch ihr wurde schlagartig klar, dass diese Tüte aus dem Geschäft im Lemanshainer Einkaufszentrum stammen musste.
Sie spürte, wie sich ihr Puls beschleunigte. »Sind das die Geschenke der Eltern?«
Grohmann nickte. »In den Akten habe ich irgendwo gelesen, dass ihr Mann angegeben hat, Anja März habe die Geschenke für ihre Tochter wenige Tage vor ihrem Verschwinden besorgt.«
Jennifer starrte noch immer auf den Monitor. Der Staatsanwalt hatte nicht nur hervorragende Ermittlungsarbeit geleistet, sondern auch
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