Todeszorn: Thriller (German Edition)
Im Gegensatz zu ihr kannte er die Drogenszene. Sie atmete tief durch und klopfte mit ihrem Stift auf die Schreibtischplatte.
Sie würde jetzt Jim Murphy aufsuchen und ihn noch einmal wegen der Blutuntersuchungsergebnisse und der Aufnahmen der Überwachungskameras nerven– den derzeit einzigen Spuren, die noch auf neue Erkenntnisse hoffen ließen.
»I ch gehe gerade das Material durch«, sagte Murphy und deutete auf den Bildschirm vor sich.
Rebecca sah vertraute Bilder von den Kameras im Stadtzentrum.
»W ar schon was für uns dabei?«
Murphy tippte mit dem Finger auf einen Notizblock neben seinem Mousepad, auf den er etwas gekritzelt hatte, was für Rebecca wie eine Art Geheimcode aussah. Sie nahm den Block in die Hand und ging die scheinbar willkürlichen Zahlen durch.
»W as ist das?«
»V erweise auf Stellen in den Filmen, die du dir vielleicht noch einmal ansehen solltest. Bestimmte Personen oder Fahrzeuge und so etwas.«
»W ie viel musst du dir noch ansehen?«
»N ach dieser noch eine Datei. Und mit der hier bin ich ungefähr halb durch.«
»K annst du mir die andere Datei nicht rüberschicken, damit ich sie mir angucke? So kommen wir schneller weiter.«
Er nickte und schickte die Datei an ihre Mail-Adresse.
»S chon was vom Labor gehört?«, fragte sie.
Er blickte von seinem Bildschirm auf. »D u bist ein ganz schöner Quälgeist, weißt du das eigentlich?« Grinsend zog er eine Schreibtischschublade auf und nahm den Bericht heraus.
Sie überflog ihn rasch und fand ihre Erwartungen bestätigt: Fentanyl und Heroin.
Sie bedankte sich noch einmal bei Murphy und ging wieder ein Stockwerk hinunter zu ihrem Schreibtisch. Sie hatte das gute Gefühl, dass sie endlich vorankamen.
Auf ihrem Anrufbeantworter war eine Nachricht. Armstrong hatte versucht sie zu erreichen. Sofort hörte sie ihre Mailbox ab.
»I ch bin’s, Kenny. Ich habe gerade eben einen Anruf bekommen. Noch eine Leiche. Hat nichts mit unserer Sache zu tun, aber mit einem meiner anderen Fälle. Ich muss zum Fundort. Wenn Sie mitkommen wollen und wir uns unterwegs kurzschließen, soll mir das recht sein. Melden Sie sich.«
Sie rief ihn zurück und sagte, dass auch sie Neuigkeiten hätte und gern mit ihm mitfahren würde.
»I ch komme in fünf Minuten vorbei und hole Sie ab«, sagte Armstrong. »D ie Pitt Street liegt auf meinem Weg.«
Rebecca bedankte sich und legte auf. Der Anblick von Leichen wurde für sie viel zu schnell zur Gewohnheit.
12
Armstrong wartete schon mit laufendem Motor auf der Straße vor dem Polizeikommissariat.
»S ind Sie in Eile?«, fragte Rebecca, als sie auf dem Beifahrersitz Platz nahm. »S oweit ich weiß, haben Leichen nicht die Eigenschaft, sich von ihrem Fundort zu entfernen.«
»W irklich lustig.«
Er steuerte den Wagen in östlicher Richtung aus dem Stadtzentrum hinaus. Rebecca schaute aus dem Fenster und sah, wie sich die Stadt in den letzten Jahren weiterentwickelt hatte– die Gentrifizierung der ärmeren Wohnviertel des East Ends von Glasgow. Trotz der derzeitigen Krise am Immobilienmarkt würden einige der Investoren vermutlich bald einen satten Profit einfahren.
Sie wandte sich Armstrong zu. »W er ist der Tote?«, fragte sie.
»E in Bursche, mit dem ich schon mal zu tun hatte.«
»D as sagten Sie bereits. Und was für eine Geschichte steckt dahinter?«
»W ollen Sie das wirklich wissen?«
»K lar.«
»S chon mal was von Frank Parker gehört?«
»D er Gangsterboss? Natürlich. Aber er ist nicht der Tote, oder?«
»N ein, aber einer seiner besten Leute. Russell Hall. Wir glauben, dass er Parkers Drogengeschäfte geführt hat.«
»P arker gilt doch auch als Nachtclubkönig, nicht wahr?«
»J a. Ihm gehören drei Clubs in der City, und er beginnt gerade damit, sein Imperium auch auf Bars und Restaurants auszudehnen.«
»E r soll ja auch mehrere Immobilien in der Südstadt besitzen, wie ich gehört habe?«
»S timmt.«
»G ab es da vor einigen Jahren nicht so eine große Sache wegen eines Feuers in einem Lagerhaus?«
»J a, aber das ist schon zwanzig Jahre her. Frank ist daraus mit sauberer Weste und einer Versicherungssumme von über einer Million hervorgegangen. Das Geld hat ihn dahin gebracht, wo er heute ist. Es war sein Startkapital.«
»W armer Abbruch?«
»S o munkelte man.«
»H aben Sie jemanden unter seinen Leuten?«
Armstrong sah sie von der Seite an. »N ein.«
»I st das die offizielle Antwort?«
»D as ist die Antwort, die Sie von mir bekommen.«
Rebecca spürte,
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