Todeszorn: Thriller (German Edition)
ausdruckslos. Wieder fragte sie sich, was für eine Beziehung zwischen ihm und Parker bestand. Vielleicht würde sie dahinterkommen, wenn die beiden an einem Tisch saßen.
Der Oberkellner führte sie quer durch das Restaurant, an dem Bartresen in der Mitte vorbei und in ein Privatzimmer im hinteren Teil des Gebäudes. Dann verließ er den Raum und schloss die Tür hinter sich.
Es war dunkel. Das Zimmer wurde diskret beleuchtet, und Schwarz und ein tiefes Burgunderrot waren die vorherrschenden Farben. In einer halbmondförmigen, ledergepolsterten Nische stand ein runder Tisch, den ein makellos weißes Tischtuch zierte.
Ein Stückchen weiter saßen zwei große Männer an einem Tisch unter einem Fenster und sahen den beiden Besuchern argwöhnisch entgegen. Außer ihnen hielten sich noch vier weitere Personen in dem Raum auf– drei Männer und eine Frau. Alle saßen sie an dem runden Tisch in der Nische und tranken Wein.
Die Frau war jung, blond und erhob sich auf der Stelle. Auf hohen Absätzen tippelte sie an Rebecca vorbei, wobei sie die weißen Zähne in ihrem stark gebräunten Gesicht aufblitzen ließ, und verließ das Zimmer. Parker hatte sich mit ihr eine ziemliche Blöße gegeben, was seinen Frauengeschmack betraf.
Der älteste der drei Männer war ebenfalls braun gebrannt und hatte dunkles, an den Schläfen grau meliertes, lockiges Haar, das er nach hinten gekämmt trug und mit Haargel gebändigt hatte. Der jüngste der Gruppe sah aus, als wäre er dem gleichen Genpool entsprungen. Rebecca entschied spontan, dass es sich bei ihnen um die Parkers handeln musste: Vater und Sohn.
Der dritte Mann war dünn mit einer Brille auf seiner schmalen Nase. Er erinnerte an ein Wiesel.
» D S Armstrong«, sagte der ältere Parker, erhob sich und streckte den Arm aus, um Armstrong die Hand zu schütteln.
Armstrong blickte ihn an, machte aber keine Anstalten, die Hand zu ergreifen.
»F rank«, sagte er nur.
»M r. Parker, ich bin Detective Constable Irvine vom Strathclyde CID .«
Parker nickte ihr zu und nahm wieder Platz.
Rebecca trat an den Tisch, zog einen Stuhl darunter hervor und setzte sich. Armstrong blieb hinter ihr stehen.
»K önnen Sie mir sagen, was Sie über Joanna Lewski wissen, Mr. Parker?«, begann sie.
»K enne ich nicht. Wer hat gesagt, dass ich sie kennen soll?«
»U nd wie steht es mit Russell Hall?«
Parker warf Armstrong einen raschen Blick zu. »R ussell kenne ich«, sagte er, wobei er den Blick nicht von Armstrong wandte.
»W oher kennen Sie ihn, Mr. Parker?«
Parker wandte sich ihr wieder zu. »E r hat früher für mich gearbeitet.«
»F rüher?«
»J a.«
»U nd jetzt?«
»N icht mehr.«
Einer der beiden Schläger an dem Seitentisch lachte.
»W eil er tot ist? Das meinen Sie doch, oder?«
Der Vorwurf traf Parker unvorbereitet. Er legte die Hände auf den Tisch und beugte sich vor. »W ie bitte?«
»I ch habe Sie gefragt, ob der Grund, aus dem er nicht mehr für Sie arbeitet, darin besteht, dass ihn gestern Abend jemand umgebracht hat.«
Parker junior wurde neben seinem Vater stocksteif.
»D arf ich davon ausgehen«, sagte Parker senior, »d ass diese Joanna ebenfalls tot ist? Ist das CID deswegen hier?«
»D as ist der Grund.«
»H at Russell sie getötet?«
»W ie kommen Sie darauf?«
»E r hatte Schwierigkeiten, sich und seine Gefühle im Zaum zu halten. Jedenfalls früher, als ich ihn noch kannte.«
»U nd wann war das?«
»R ussell arbeitet schon seit drei Monaten nicht mehr für uns«, sagte der Junior. »J etzt leite ich die Clubs.«
Rebecca hätte schwören können, dass ihm bei diesen Worten die Brust schwoll, aber über das Gesicht seines Vaters huschte ein Anflug von Missfallen. Sie ahnte, was das zu bedeuten hatte und dass die Reaktion auch Armstrong nicht entgangen war: Frank Parker junior führte jetzt die Drogengeschäfte seines Vaters.
14
»S ie wollen mir also sagen, dass Sie sich von Mr. Hall getrennt haben? Ist das korrekt?«, fragte Rebecca Parker junior.
»D as ist richtig«, antwortete sein Vater. »E s hat nicht mehr funktioniert.«
»A ber er hat längere Zeit in Ihren Diensten gestanden?«
»N ichts hält für ewig.«
»J a, das scheint mir auch so.«
Junior grinste dümmlich. Rebecca hatte ihn vom ersten Augenblick an nicht gemocht. Sie überlegte, ob er auch so selbstbewusst täte, wenn sein Vater nicht dabei wäre.
»W ann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
»I ch habe ihn nicht mehr gesehen, seit… wir ihn gehen ließen«,
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