Todeszorn: Thriller (German Edition)
Rebecca.
»W eiß ich nicht.«
»E s ist irgendwie zu ruhig.«
»S ollen wir Verstärkung rufen?«
»W eil wir unbewaffnet sind?«
Er nickte.
Noch einmal warf sie einen Blick in das Haus. Es wirkte verlassen– als wäre sämtliches Leben aus ihm gewichen. Was immer das auch bedeuten mochte.
»N ein, ich glaube nicht, dass wir uns Sorgen machen müssen, dass da jemand drin ist.«
Sie betrat das Haus. Er verstand den Wink und folgte ihr.
Am Ende des Eingangsbereiches führte eine offene Treppe in die obere Etage und zu einer Galerie mit gläsernem Geländer. Sie durchquerten sämtliche Räume im Erdgeschoss, ohne dass ihnen etwas auffiel, und gelangten als Letztes im hinteren Teil des Hauses in die Küche– sie war in Schwarz und Grau gehalten und wirkte mit einer zentralen Kochinsel und der modernsten Ausstattung, die man für Geld kaufen konnte, sündhaft teuer. Marmorgeflieste Stufen führten zu einer Speiseecke hinunter, von der man durch ein Glasdach freien Blick Richtung Himmel hatte.
Rebecca ging um die Kochinsel herum, blieb mit einem Mal stehen, winkte Armstrong zu sich heran und deutete auf den Fußboden.
Ein verschmierter Blutfleck auf den Fliesen. Auch eine der unteren Schranktüren war mit Blut bespritzt.
»S cheint auf diese Stelle beschränkt zu sein. Ansonsten habe ich hier keinerlei Blutspuren entdeckt.«
Rebecca ging um die Kochinsel herum. Eine der Schubladen mit Küchenhandtüchern stand offen.
»H at sich vielleicht ein Geschirrtuch rausgeholt«, sagte sie und zeigte auf die offene Schublade, »u nd es auf die Wunde gepresst.«
Armstrong nickte. »E ntweder hat er ihn nach oben oder nach draußen geschleppt.«
»S ehen wir zuerst oben nach.«
Eine Blutspur führte von dem Parkettboden der Galerie im ersten Stock bis zu einer geschlossenen Tür am Ende eines langen Flurs. Sie folgten ihr vorsichtig, um nicht hineinzutreten und damit Beweise zu vernichten.
Rebecca fühlte, wie ihr Herz schneller pochte und das Blut in ihren Kopf schoss. Sie streckte den Arm aus und öffnete die Tür.
Es schien, als hätte Marshall sehr wohl eine Familie gehabt.
Hinter der Tür lag eine Frau auf dem Fußboden; ihr Körper hinderte Rebecca daran, die Tür ganz zu öffnen. Ihr Gesicht war dunkel verfärbt von den Schlägen, die man ihr zugefügt hatte, mit einem tiefen Schnitt durch ihre Kehle war ihr fast der Kopf abgetrennt worden.
Es roch nach Blut und Darminhalten. Als Rebecca sich durch den Türspalt schob und ihr der Gestank in die Nase drang, musste sie sich die Hand vorhalten.
Auf dem Bett lag Marshalls Leiche. Rebecca sah auf den ersten Blick, was man mit seiner rechten Hand angestellt hatte– zwei Finger fehlten ganz, die restlichen waren auf grässliche Weise verstümmelt worden. Sein Gesicht hatte man mit einem Kissen zugedeckt– oder vielmehr mit dem, was von dem Kissen noch übrig war, denn es war mit mehreren Messerstichen in Fetzen gerissen worden und vollkommen blutverschmiert.
Als Rebecca um das Bett herumging, fand sie dahinter die Leiche eines Jungen. Armstrong war in der Tür stehen geblieben und starrte noch immer entsetzt auf den toten Steuerberater.
Seiner Kleidung nach musste der Sohn ein junger Teenager gewesen sein– genauer war sein Alter bei der massakrierten Masse, die früher sein Gesicht gewesen war, nicht zu bestimmen.
In Rebeccas Magen begann es zu rumoren.
Reiß dich zusammen, Becky.
Sie wandte sich von der Leiche des Jungen ab und sah Armstrong an.
»H ier liegt noch ein Toter. Ein Kind.«
»E r hat sie zu Tode gequält.« Armstrong konnte den Blick noch immer nicht von Marshall losreißen. »W arum nur?«
»F ür mich sieht es so aus, als hätte der Täter es genossen. Das macht ihn extrem gefährlich.«
6
Eine Stunde später erhielt Rebecca einen Anruf von Detective Sergeant Ewen Cameron aus dem Haus von Marshalls Partner. Sie stand in der Garagenzufahrt, während der Wagen der Spurensicherung vorfuhr. Cameron war ein Veteran mit fünfzehn Jahren Streifendienst auf dem Buckel– und doch versagte ihm fast die Stimme.
»A lle tot«, sagte er.
»W ie viele?«
Bitte nicht noch mehr Kinder.
»Z wei. Mann und Frau.«
»H at man sie gefoltert?«
Cameron gab ein unverständliches Geräusch von sich.
»J a, das könnte man so sagen«, würgte er schließlich hervor.
»K inder hatten sie nicht?«
»D och, auf den Fotos im Haus ist eine Tochter. Wir wissen noch nicht, wo sie ist.«
»A ber im Haus ist keine Spur von ihr?«
»N ein.«
»G
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