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Todfeinde

Todfeinde

Titel: Todfeinde Kostenlos Bücher Online Lesen
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und Will war echt sauer auf mich. Er meinte, ich würde nicht das Geringste erreichen, wenn ich mir eine Kugel einfinge, doch damals war ich anderer Ansicht. Die Bewegung braucht einen Märtyrer. Aber zugegeben, ich war zu schrill. Ich hab Will sogar gedroht – nur damit Sie es wissen. Ich hab Leserbriefe über ihn verfasst und ein durchgestrichenes Foto von ihm auf unsere Website gestellt. Ich bin ein wenig über das Ziel hinausgeschossen. Er hat nur seine Arbeit gemacht. Deshalb haben wir unsere Aktionen nun ein bisschen zurückgefahren. Wir müssen schrittweise vorgehen, um die Leute für unser Anliegen zu sensibilisieren.«
    »Und daran arbeiten Sie hier gerade.«
    »Genau.«
    Joe zuckte die Achseln. »Okay.« Er ging zu seinem Pick-up zurück.
    »He«, rief Pi, »verhaften Sie uns denn jetzt nicht?«
    Joe blieb stehen und blickte sich um. »Nein.«
    »Aber wir verstoßen gegen das Gesetz!« Joe sah Birdy einen Blick mit Ray wechseln. Er hatte schon beim Anblick der leichten Zelte und des Sommerschlafsacks vermutet, dass die drei weder darauf eingestellt noch dafür gerüstet waren, lange zu bleiben, sondern es einzig und allein darauf angelegt hatten, der Medienaufmerksamkeit wegen verhaftet zu werden. Der Schatten der Tetons kroch bereits über das Rückzugsgebiet, und in der Nacht würde es frieren.
    Pi wirkte verzweifelt. »Sie werden uns doch nicht hier draußen allein lassen?«
    »Doch.«
    »Es gibt da einige äußerst radikale Jäger in der Stadt«, meinte Birdy. »Haben Sie mal von Smoke Van Horn gehört? Der ist irre. Vermutlich weiß er schon über unser Schild hier draußen Bescheid. Was, wenn Smoke und seine Kumpel sich uns heute Nacht vornehmen?«
    »Pi wird bestimmt mit ihnen reden können«, sagte Joe grinsend.
    Birdy sah Pi an und Ray Birdy. Pi wiederum warf Joe einen zornigen Blick zu.
    »Sie sind ein Drecksack.«
    »Das war grob«, entgegnete Joe und lächelte noch immer.
    »Pi … «, begann Birdy.
    »Werfen Sie das Schild doch in meinen Pick-up«, schlug Joe vor, »und schütten Sie die Löcher zu. Ich helfe Ihnen beim Zusammenpacken und fahre Sie zu Ihrem Wagen zurück, damit Sie nicht laufen müssen.«
    Sie presste zornig die Lippen zusammen.
    »Pi … «, fing Birdy wieder an.
    »Sie sind echt ein Drecksack«, wiederholte sie.
    Pi saß wütend im Führerhaus, während Joe zur Landstraße fuhr. Birdy und Ray hockten auf der Ladefläche und kauerten in ihren leichten Jacken an der Rückscheibe. Auch das Schild und die Campingausrüstung hatten sie im Pick-up verstaut. Der Abend dämmerte, und der süße Geruch des unter den Rädern zermalmten Salbeis stach Joe in die Nase. Er schaltete die Scheinwerfer ein.
    »Tierrechte sind ein interessantes Thema«, sagte er.
    »Für einige von uns sind sie mehr als nur ein Thema .«
    Joe ignorierte ihren Tonfall. »Ich habe den ganzen Tag lang mit Tieren zu tun. Manchmal frage ich mich, was sie denken – sofern sie denken können.«
    »Wirklich?«, fragte sie überrascht.
    »Natürlich, wie denn auch nicht?«
    Sie schien zu überlegen, ob sie ihn für ihre Sache gewinnen oder sauer sein und das Gespräch verweigern sollte.
    »Letztlich geht es allein um Fleisch«, sagte sie.
    »Was?«
    »Es geht um Fleisch. Man ist, was man isst. Die Leute begreifen das allmählich, sogar hier draußen.«
    Joe schwieg.
    »Kennen Sie Beargrass Village?« Ihre Worte trieften vor Abscheu.
    »Nein.«
    Sie sah ihn an. »Das ist ein komplett am Reißbrett entworfener Ort, und ich hasse ihn. Für einige Millionen Dollar hat man dort die Möglichkeit, in einer sogenannten geplanten Umwelt zu leben. Dort werden Tiere zum Vergnügen der Bewohner aufgezogen und geschlachtet. Und das Ganze nennt sich auch noch Gutfleischbewegung.«
    Joe erinnerte sich daran, was Trey ihm darüber erzählt hatte. »Davon hab ich neulich gehört. Ist das eine ernst zu nehmende Sache?«
    »Nein, reine Fassade. Eine Möglichkeit für Reiche, sich ein gutes Gewissen zu verschaffen. Darum geht’s in diesem Tal nämlich: dass die Reichen sich gut fühlen können und das Land und seine Geschöpfe, die sie für niedrigere Wesen halten, beherrschen.«
    »Klingt verbittert.«
    »Stimmt, ich bin verbittert. Über vieles.« Pi schnaubte.
    »Zum Beispiel über Mastbetriebe«, fuhr sie fort. Sie zitierte aus dem Buch Dominion: The Power of Man, the Suffering of Animals, and the Call to Mercy von Matthew Scully:
    »›Wenn eine Viertelmillion Vögel in nur einen Stall gestopft werden und nicht mal mit den

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