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Todfeinde

Todfeinde

Titel: Todfeinde Kostenlos Bücher Online Lesen
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meinte Joe und lächelte ihm zu wie einem Verbündeten.
    Nach anderthalb Tassen starkem Kaffee brachte Ed ihm seine Frühstücksplatte. Joe aß mit kaum verhohlener Gier und lehnte sich erst zurück, nachdem er mit einem Stück Toast den letzten Rest Soße vom Teller gewischt hatte. Das Essen war eigentlich nichts Außergewöhnliches, dachte er, aber es hat prima geschmeckt.
    »Tut mir leid wegen vorhin«, sagte Ed, als er mit Kaffeekanne und Rechnung an Joes Tisch kam. »Will Jensen war dreimal in der Woche mein erster Gast. Ich hab einfach den Stetson und die Jacke gesehen und gedacht … «
    Joe lächelte. »Ich versteh schon.«
    Ed zog die Augenbrauen hoch. »Sie haben sich sogar an seinen Tisch gesetzt.«
    Das irritierte Joe im ersten Moment, doch es ergab Sinn: Er hatte sich den Tisch ausgesucht, der der Küche am nächsten war. Dadurch wusste er, was in seinem Rücken vor sich ging, und er konnte sehen, wenn jemand das Restaurant betrat. Durchs Fenster ließen sich die Kennzeichen der Fahrzeuge erkennen, die auf dem kleinen Parkplatz hielten, und man konnte jene Wagen überprüfen, die vermutlich Jägern gehörten. Dass Joe intuitiv diesen Platz gewählt hatte, erschien ihm nur natürlich, wie es das wohl auch für Will gewesen war, und doch …
    »Er war begeistert von unserem Spezialfrühstück«, fügte Ed strahlend hinzu. »Selbst die Eier und das Fleisch hat er so bestellt wie Sie.«
    »Verflixt und zugenäht«, erwiderte Joe mit plötzlicher Unruhe.
    »Jeden Moment kann ein Schwung Jäger kommen. So früh am Morgen gibt’s nur hier was zu essen.«
    Das Frühstück kostete mehr als in Saddlestring, war aber nicht so teuer wie befürchtet.
    »Sie sagten, das ist noch Ihr Lokal – wie haben Sie das gemeint?«, fragte Joe.
    Ed gab ihm aus einer prallen Schürzentasche sein Restgeld. »Das Grundstück ist fünfmal mehr wert als das Lokal, weil es so nah am Hauptplatz liegt. Aber ich bin schon lange hier und stolz darauf, in all den Jahren Tausende Jäger und Angler versorgt zu haben, die ein deftiges Frühstück wollen. Seit zehn Jahren bekomme ich Verkaufsofferten, und jetzt stimmt der Preis. Jemand aus Seattle will in Jackson ein indonesisches Restaurant eröffnen, und die Lage gefällt ihm.«
    »Indonesisch? Wo soll man dann noch frühstücken?«
    Ed zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Aber dieses Lokal passt nicht mehr hierher – und ich auch nicht.«
    Als Joe aus dem Café trat, sah er Smoke Van Horn über den Holzgehsteig auf ihn zukommen, zusammen mit drei weiteren Männern, die ihrer Kleidung nach zu urteilen – sie trugen schwere Wintermäntel, nagelneue Jeans, wuchtige Stiefel mit allen Schikanen und seltsame Kopfbedeckungen – seine Jagdkundschaft waren.
    »Da ist der Neue!«, tönte Smoke, löste sich von den dreien und streckte ihm seine Bärenpranke entgegen. »Wie geht’s Ihnen an diesem herrlichen Morgen?«
    »Gut, Smoke.«
    Einer der drei – ein groß gewachsener Mann mit dünnem Schnauzer und einem Dreitagebart, den er sich gewiss schon zu Hause hatte stehen lassen – fragte: »Der Neue?«
    »Der Nachfolger von Will Jensen. Begrüßen Sie meine Compañeros , Joe, alle aus Georgia.«
    Smoke stellte sie ihm vor, und einer nach dem anderen begrüßte ihn mit übertrieben festem Händedruck.
    »Geht rein und sucht euch einen Tisch«, sagte Smoke zu ihnen. »Ich komm nach, sobald ich mit dem Jagdaufseher gesprochen habe.« Dann wandte er sich an Joe: »Ich hab Ihnen übrigens was mitgebracht.«
    Er wühlte in seiner Manteltasche und gab ihm ein Exemplar des von ihm verfassten Buchs Wie die Dreckskerle mich um meinen Lebensunterhalt bringen.
    »Signiert«, bemerkte er.
    Smoke hatte in kindlichen Buchstaben »Seien Sie kein Dreckskerl!« auf die Titelseite geschrieben und seine Unterschrift daruntergesetzt. Joe musste lächeln und sah die drei aus Georgia an: »Sie haben doch sicher Ihre Jagdscheine dabei und Abschussgenehmigungen erworben?«
    Die Männer wechselten unsichere Blicke.
    »Natürlich«, erklärte Smoke rasch.
    »Davon würde ich mich gern überzeugen«, sagte Joe, ohne dabei allzu streng zu klingen. Er wartete, bis alle drei die Brieftasche hervorgekramt und ihm Jagdscheine und Abschussgenehmigungen gezeigt hatten. Smoke blickte finster drein. Joe wusste, dass die drei vermutlich jeweils fünf- bis sechstausend Dollar (vielleicht sogar mehr) für die Chance bezahlt hatten, unter der Leitung dieses berühmten Jagdführers ein Wapiti mit mächtigem Geweih zu erlegen. Und im

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