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Todfeinde

Todfeinde

Titel: Todfeinde Kostenlos Bücher Online Lesen
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Pferden und Leder. Seinen massigen Kopf hielt er wie immer ein wenig nach vorne gebeugt, sodass sein Gesicht an eine heranschnellende Faust erinnerte.
    »Schöne Nacht heute«, meinte er zu Joe. »Aber wir brauchen etwas Schnee, damit die Wapitis nach Süden ziehen.«
    Er ließ den Mantel von den Schultern gleiten und warf ihn hinüber aufs Bett, als hätte er dies schon hundertmal getan. Und vielleicht hatte er das ja. Unter dem Mantel trug Smoke dieselbe Kleidung wie am Nachmittag auf der Lichtung, und ebenso das Holster mit der .44er Magnum.
    »Beim Erkunden des Geländes hab ich Licht in der Hütte gesehen«, sagte er mit überlauter Stimme. »Also hab ich nachgeschaut. Ich hab hier nämlich schon so manchen Rucksacktouristen rausgeworfen. Vor ein paar Jahren haben sich ein paar Jäger eingenistet, und auch die hab ich an die Luft gesetzt. Schließlich wurde die Hütte von meinen Steuern und Gebühren bezahlt – da soll niemand sie verwüsten.«
    »Das weiß ich zu schätzen.« Joe legte sich Steak und Kartoffeln auf den Teller. »Kann ich Ihnen etwas davon anbieten?«
    »Ich hab mir beim Reiten den Bauch mit Pemmikan vollgeschlagen«, erwiderte Smoke kopfschüttelnd, »aber das riecht wirklich gut.«
    Joe füllte einen zweiten Teller, stellte ihn vor seinen Besucher und achtete darauf, Smoke nie den Rücken zuzuwenden und ihn stets vor sich zu haben. Der Jagdführer strahlte ungemeine Kraft und Gefahr aus, auch wenn er bisher nichts getan oder gesagt hatte, was sich als Bedrohung hätte interpretieren lassen. Smoke nahm einen zusammenschiebbaren Becher aus der Hemdtasche, zog ihn auf und füllte ihn aus der mitgebrachten Flasche zur Hälfte mit Wild Turkey.
    »Möchten Sie auch?«, fragte Smoke, während er ihm schon Bourbon in den Blechbecher goss.
    »Danke.« Joe schüttete Wasser aus einer Feldflasche dazu.
    »So ruiniert man zwei gute Getränke.« Smoke hob seinen Becher, und ein breites Lächeln teilte sein faustgleiches Gesicht. »Auf den Herbst in Wyoming und zwei anständige Männer.«
    Beim Essen merkte er, dass Joe auf die .44er Magnum blickte.
    »Stimmt was nicht?«, fragte er mit vollem Mund.
    »Legen Sie die nie ab?«
    »Nein.«
    »Haben Sie mal überlegt, besser Bärenspray zu benutzen?«
    »Nein.«
    »Mussten Sie die schon mal abfeuern?«
    »Ja«, sagte Smoke. »Dem Steak fehlt was. Haben Sie Ketchup da? Oder eine scharfe Soße?«
    Zu Joes Erstaunen räumte Smoke das Geschirr ab und versenkte es in einer alten Plastikwanne, deren Wasser er auf dem Herd erhitzt hatte. »Das brauchen Sie nicht.«
    »Zeltlager-Gesetz«, sagte Smoke, ohne ihm den Kopf zuzuwenden. »Sie haben gekocht, also wasch ich ab. Trinken Sie noch einen. Und gießen Sie mir auch nach.«
    Joe nahm die Flasche und wollte sich schon einschenken, überlegte es sich aber anders. Er füllte Smokes Becher auf und setzte die Flasche geräuschvoll ab, damit Smoke annahm, er habe sich davon eingegossen. Stattdessen gab er Wasser in seinen Becher.
    »Ich muss zugeben«, fuhr Smoke fort, während er mit dem Rücken zu Joe abwusch, »dass Sie gerissener sind, als ich nach unserer Begegnung vor dem Café angenommen hatte. Da wussten Sie bestimmt schon, dass Sie ins Gelände aufbrechen, haben es aber nicht ausgeplaudert.«
    Joe antwortete nicht.
    »Das war auch ein alter Trick von Will. Er ließ alle gern im Dunkeln tappen. Aber wenn ich Jagdaufseher wäre, würde ich es vermutlich genauso machen. Das ist ein verdammt großer Bezirk für nur einen Mann, was?«
    »O ja.«
    »Haben Sie jemals zuvor so eine Landschaft gesehen?«
    »Mein Revier liegt in den Bighorns. Da gibt’s auch Wildnis.«
    »Aber nicht wie hier.« Smoke drehte sich um und nahm einen langen Zug. »Nicht wie hier.«
    Er knallte den leeren Becher auf den Tisch. »Wie wär’s mit noch einem?«
    »Es ist Ihr Whiskey.« Joe schenkte ihm und sich nach.
    Smoke wusch noch den letzten Teller ab und hielt die Pfanne übers Spülwasser. »Die auch?«
    »Besser nicht.«
    »Das ist anständig.« Smoke wischte die Pfanne gründlich mit Papiertüchern aus. »Heutzutage weiß kaum noch jemand, wie viel Geschmack und Eigenart das Essen verliert, wenn man die Pfanne jeden Abend mit Spülmittel wäscht. Gusseisen ist wie geschaffen dafür, einfach nur ausgewischt zu werden.«
    Als er fertig war, setzte er sich wieder an den Tisch. »Ich sollte wohl langsam zu meinen Jägern zurückkehren. Die fragen sich sonst, ob mich ein Bär erwischt hat.«
    Joe verspürte eine gewisse Beklommenheit. Es kam

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