Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi
besser geheim
bleiben.«
»Keine Umstände,
schon klar«, murmelte ich. »Wir hängen nur ein wenig in zwei Mordfällen herum.«
Mona unterbrach
unser Geplänkel, denn sie wusste einiges über Horst und Thomas Hovermann zu
berichten. »Der Horst muss schon einen sehr triftigen Grund gehabt haben, um
sich nachts hier auf dem Gelände herumzutreiben. Er wohnt eigentlich in
Düsseldorf. Mit Thomas Hovermann hat er, soweit ich das beurteilen kann, bisher
wenig bis gar keinen Kontakt gepflegt. Wir kannten den Thomas gut. Er betreibt
einen großen Viehhandel, und unser Sohn Matthias hatte regelmäßig geschäftlich
mit ihm zu tun. Es ist für uns sehr unangenehm, dass seine Leiche hier gefunden
wurde.« Mona machte ein betrübtes Gesicht, und Konrad strich ihr kurz über die
Hand. Eine kleine und doch sehr liebevolle Geste.
»Horst Hovermann
hat auf uns geschossen. Hatte er überhaupt einen Jagdschein?«
Mona beantwortete
meine Frage achselzuckend. »Ich habe keine Ahnung. Thomas hatte einen. Das ist
hier im Münsterland nun wirklich nichts Ungewöhnliches. Konrad und Matthias
haben auch Jagdscheine und natürlich auch Gewehre.«
Vor dem Fenster
ertönten laute, offensichtlich im Streit erhobene Stimmen. Julia stand in der
geöffneten Tür eines Stalls, die Hände in die Hüften gestemmt, und machte einem
Mann – ich nahm an, es war ihr Ehemann – klar, dass sie mit etwas überhaupt
nicht einverstanden war.
Ein Blick zu
Julias Schwiegermutter ließ mich zwei Dinge vermuten. Erstens, Julia und
Matthias stritten sich öfter, ohne darauf zu achten, ob jemand in der Nähe war,
und zweitens, Mona machte sich Sorgen.
»Können wir auch
mit Matthias sprechen? Vielleicht kann er uns noch mehr über den toten Thomas
Hovermann sagen.« Mein Blick wanderte von Mona zu Konrad. Der alte Mann erhob
sich und sagte kurz: »Ich hole ihn.«
Draußen sagte er
etwas zu Julia, was sie veranlasste, erhobenen Hauptes davonzuschreiten.
Matthias folgte seinem Vater, und schon bald befand sich meine Hand in einer
Pranke, die der Konrads glich, allerdings war der Händedruck leichter.
»Cornelia, du hast
echt Nerven, hier nachts herumzubuddeln«, begrüßte er seine Cousine. »Das war
ein makaberes Treffen letzte Nacht, oder?« Er fuhr sich wie ein kleiner Junge
durch die Haare und lächelte uns etwas unsicher zu. »Zumindest mich hättest du
doch einweihen können.«
Im Gegensatz zu
seiner enthaltsamen Gattin packte Matthias sich zwei Stückchen Kuchen auf einen
Teller und hatte gleich darauf den Mund voll. »Sie müssen wissen«, sagte er zu
mir, »früher war Cornelia öfter auf dem Hof, gemeinsam mit ihrem Bruder. Wir
haben eine Menge Blödsinn gemacht, aber in den letzten zehn Jahren sieht man
sich nur noch auf Beerdigungen.«
Matthias Schulze
Nüßing machte einen netten, unkomplizierten Eindruck, und ich fragte mich
einmal mehr, warum Männer wie er sich häufig so schwierige Frauen aussuchten.
Julia war ihm an Komplexität, Grazie und Reizbarkeit derart überlegen, dass
vermutlich sogar ein friedlicher Fernsehabend mit ihr zu einem psychologischen
Balanceakt werden konnte.
Nachdem er mich
direkt angesprochen hatte, nutzte ich die Chance und befragte ihn nach Thomas.
»War dieser Hovermann der Typ, der nachts auf fremden Grundstücken
herumschleicht?«
Matthias kratzte
sich spitzbübisch am Hinterkopf. »Na ja, Sie und Cornelia, ihr kommt mir auch
nicht vor wie zwei Leute, die gewohnheitsmäßig durch Parkanlagen ziehen und
Leichen suchen. Aber wenn Tom das vorhatte, dann ist er bestimmt nicht ohne
sein Jagdgewehr losgezogen. Ich wette meinen Zuchtbullen darauf, dass es seine
Flinte war, mit der Horst Hovermann auf euch geschossen hat. Leider ist dem Tom
seine Gitte vor zwei Jahren weggelaufen, daher wüsste ich nicht, wem er von
seinen Plänen erzählt haben könnte.« Matthias beugte sich vertraulich über den
Tisch und warf dabei einen kurzen Blick auf seine Mutter. »Wenn die Polizei den
Tatort nicht abgesperrt hätte, hätte ich schon heute Morgen dort gegraben.«
»Irgendwann müssen
sie den Tatort freigeben. Ich wäre gern dabei, wenn du nach der Leiche von
Clemens suchst.« Cornelia strahlte Matthias an, und ich fühlte mich plötzlich
sehr unwichtig und vor allem unter Zeitdruck.
»Entschuldige,
Cornelia, ich würde jetzt sehr gern zur Wohnung meiner Mutter fahren und das
Kreuz holen.«
»Ruf sie doch
einfach an. Sie soll nach der Jahreszahl schauen. Wenn es das gleiche Kreuz
ist, trägt es die Zahl 1885
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