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Todsünde

Todsünde

Titel: Todsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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über das hier aufklärst.«
    »Was ist das?«
    »Eine Polizeiakte, übermittelt von Interpol. Über einen Massenmord, der sich letztes Jahr in Indien ereignet hat. In einem kleinen Dorf in der Nähe von Hyderabad.«
    Er schlug den Ordner auf und zuckte zusammen, als er das erste Foto erblickte. Wortlos blätterte er zum nächsten weiter, zum übernächsten.
    »Victor?«
    Er klappte den Ordner zu und sah sie an. »Was soll ich denn dazu sagen?«
    »Du hast von diesem Massaker gewusst, nicht wahr?«
    »Natürlich habe ich davon gewusst. Es war ja schließlich eine One-Earth-Klinik; die überfallen wurde. Wir haben zwei freiwillige Helferinnen verloren. Zwei Krankenschwestern. Es ist mein Job, darüber Bescheid zu wissen.«
    »Aber du hast mir nichts davon gesagt.«
    »Das war vor einem Jahr. Warum sollte ich dir jetzt davon erzählen?«
    »Weil es für unsere Ermittlungen relevant ist. Eine der Nonnen, die in Graystones Abbey überfallen wurden, hat in eben dieser One-Earth-Klinik gearbeitet. Das hast du gewusst, nicht wahr?«
    »Was glaubst du denn, wie viele Freiwillige für One Earth arbeiten? Wir haben Tausende von Ärzten und Krankenschwestern im Einsatz, in über achtzig Ländern.«
    »Sag mir nur eines, Victor. Hast du gewusst, dass Schwester Ursula für One Earth gearbeitet hat?«
    Er wandte sich ab und ging zur Spüle. Dort blieb er stehen und starrte aus dem Fenster, obwohl dort gar nichts zu sehen war. Draußen war es stockdunkel.
    »Das ist doch interessant«, sagte sie. »Nach unserer Scheidung habe ich nie wieder von dir gehört. Nicht ein einziges Mal hast du dich gemeldet.«
    »Muss ich dich darauf hinweisen, dass du es auch nicht für nötig gehalten hast, dich bei mir zu melden?«
    »Nicht ein Brief, nicht ein Anruf. Wenn ich wissen wollte, was du gerade machst, musste ich mir die neueste Ausgabe von People besorgen. Victor Banks, der Schutzheilige der humanitären Hilfe.«
    »Ich habe mir den Heiligenschein nicht aufgesetzt, Maura. Das kannst du mir nun wirklich nicht vorwerfen.«
    »Und dann tauchst du plötzlich aus heiterem Himmel hier in Boston auf und setzt alles daran, mich zu sehen. Genau in dem
    Moment, als ich mit den Ermittlungen in diesem Mordfall beginne.«
    Er wandte sich zu ihr um. »Glaubst du etwa nicht, dass ich dich Wiedersehen wollte?«
    »Du hast dir drei Jahre Zeit gelassen.«
    »Ja. Drei Jahre zu lange.«
    »Warum jetzt?«
    Er sah sie forschend an, als suchte er nach einer Spur von Verständnis in ihrem Gesicht. »Du hast mir gefehlt, Maura. Wirklich.«
    »Aber das war nicht der ursprüngliche Grund, weshalb du mich aufgesucht hast, oder?«
    Eine lange Pause. »Nein, das war nicht der Grund.«
    Sie fühlte sich plötzlich so erschöpft, dass sie sich auf einen Stuhl am Küchentisch sinken ließ. Sie starrte den Ordner mit den Fotos an. »Und warum hast du es dann getan?«
    »Ich war gerade in meinem Hotelzimmer und habe mich angezogen. Der Fernseher lief, und in den Nachrichten hörte ich von dem Mordanschlag im Kloster. Und dann sah ich die Live-Bilder von dir dort am Tatort.«
    »Das war der Tag, an dem du die erste Nachricht bei meiner Sekretärin hinterlassen hast. Noch an diesem Nachmittag.«
    Er nickte. »Mein Gott, du hast umwerfend ausgesehen auf diesen Fernsehbildern. Mit diesem langen schwarzen Mantel. Ich hatte ganz vergessen, wie schön du bist.«
    »Aber das ist nicht der Grund, weshalb du mich angerufen hast, oder? Du hast dich für den Mord interessiert. Du hast angerufen, weil ich als Gerichtsmedizinerin mit diesem Fall betraut bin.«
    Er gab keine Antwort. »Du wusstest, dass eines der Opfer für One Earth tätig war. Du wolltest herausfinden, wie viel die Polizei wusste. Wie viel ich wusste.«
    Immer noch keine Antwort.
    »Warum hast du mich nicht einfach gefragt? Was hast du zu verbergen?«
    Er richtete sich auf und sah sie plötzlich herausfordernd an. »Hast du eigentlich irgendeine Vorstellung davon, wie viele Menschenleben wir jedes Jahr retten?«
    »Du hast meine Frage nicht beantwortet.«
    »Wie viele Kinder wir impfen? Wie viele schwangere Frauen zur Vorsorge in unsere Kliniken kommen? Sie sind auf uns angewiesen, denn sie haben keine Alternative. Und One Earth wiederum ist von der Gunst seiner Förderer abhängig. Unser Ruf muss untadelig sein. Die kleinste Andeutung von negativer Berichterstattung, und zack!«, er schnippte mit den Fingern, »schon versiegt der Spendenfluss.«
    »Was hat das mit unserer Ermittlung zu tun?«
    »Ich habe zwanzig Jahre

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