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Todsünde

Todsünde

Titel: Todsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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meines Lebens darauf verwendet, One Earth aus dem Nichts aufzubauen, aber es ging mir dabei niemals um mich. Es ging immer nur um die Armen – um die Menschen, um die sich sonst niemand kümmert. Sie sind diejenigen, auf die es ankommt. Und deshalb kann ich nicht zulassen, dass irgendetwas unsere finanzielle Basis gefährdet.«
    Geld, dachte sie. Es dreht sich alles nur um Geld. Sie starrte ihn an. »Euer Geldgeber aus der Industrie.«
    »Was?«
    »Du hast mir davon erzählt. Du hast gesagt, ihr hättet letztes Jahr eine gewaltige Spende von einem Unternehmen erhalten.«
    »Wir haben viele potente Spender ...«
    »War es Octagon Chemicals?«
    Sein Gesichtsausdruck war ihr Antwort genug. Sie hörte, wie er Atem holte, als setzte er dazu an, es zu leugnen, doch dann stieß er die Luft wieder aus, ohne ein Wort zu sagen. Die Einsicht in die Nutzlosigkeit jeder Widerrede ließ ihn verstummen.
    »Es wäre kein Problem, das zu überprüfen«, sagte Maura. »Warum sagst du mir nicht ganz einfach die Wahrheit?«
    Er senkte den Blick. Und nickte resigniert. »Octagon ist einer unserer größten Geldgeber.«
    »Und was wird dafür von euch erwartet? Was muss One Earth als Gegenleistung für die Spenden tun?«
    »Wie kommst du darauf, dass wir irgendeine Gegenleistung erbringen müssen? Unsere Arbeit spricht für sich. Was glaubst du denn, warum wir in so vielen Ländern mit offenen Armen empfangen werden? Weil die Menschen uns vertrauen. Wir missionieren nicht, und wir mischen uns nicht in die Politik des Landes ein. Wir sind nur da, um den Leuten zu helfen. Das ist doch letzten Endes das Einzige, worauf es ankommt, oder? Menschenleben zu retten.«
    »Und Schwester Ursulas Leben? Bedeutet dir das irgendetwas?«
    »Natürlich!«
    »Sie wird nur noch künstlich am Leben erhalten. Noch ein EEG, dann werden sie wahrscheinlich die Apparate abschalten. Wer will ihren Tod, Victor?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Du scheinst so manches zu wissen, was du mir aus irgendeinem Grund nie erzählt hast. Du hast gewusst, dass eines der Opfer für euch gearbeitet hat.«
    »Ich dachte nicht, dass das so wichtig wäre.«
    »Die Entscheidung hättest du mir überlassen sollen.«
    »Du hast gesagt, die Ermittlungen konzentrierten sich auf die andere Nonne. Die jüngere. Sie war das einzige Opfer, über das du geredet hast. Ich musste annehmen, dass der Überfall gar nichts mit Ursula zu tun hatte.«
    »Du hast der Polizei Informationen vorenthalten.«
    »Jetzt redest du schon selbst wie eine verdammte Polizistin. Als Nächstes packst du wohl die Dienstmarke und die Handschellen aus, wie?«
    »Ich versuche ja eben, die Polizei rauszuhalten. Ich will dir eine Chance geben, alles zu erklären.«
    »Wozu denn? Du hast dein Urteil doch schon gefällt.«
    »Und du gestehst allein schon durch dein Verhalten deine Schuld ein.«
    Er stand reglos da, mit abgewandtem Gesicht, und hielt sich mit einer Hand an der Granitplatte der Anrichte fest. Die Sekunden verstrichen unter angespanntem Schweigen. Und plötzlich fiel ihr Blick auf den hölzernen Messerblock, der gerade in seiner Reichweite stand. Acht edle Küchenmesser, die sie regelmäßig schleifen ließ, damit sie jederzeit einsatzbereit waren. Nie zuvor hatte sie Angst vor Victor gehabt. Aber der Mann, der da so nahe an ihren Messern stand, war nicht der Victor, den sie kannte. Hatte sie ihn je gekannt?
    Leise sagte sie: »Ich denke, du solltest jetzt gehen.« Er drehte sich um und sah sie an. »Was wirst du tun?«
    »Bitte geh, Victor.«
    Einen Moment lang rührte er sich nicht von der Stelle. Sie starrte ihn an. Ihr Herz hämmerte wie verrückt, ihre Muskeln verkrampften sich. Sie beobachtete seine Hände, wartete auf seine nächste Bewegung, und die ganze Zeit dachte sie nur: Nein, er würde mir nichts antun. Ich glaube einfach nicht, dass er mir jemals wehtun würde.
    Und gleichzeitig wurde ihr mit Schrecken bewusst, wie kräftig seine Hände waren. Sie fragte sich unwillkürlich, ob diese Hände fähig wären, zu einem Hammer zu greifen und einer Frau den Schädel einzuschlagen.
    »Ich liebe dich, Maura«, sagte er. »Aber es gibt Dinge, die sind wichtiger als du und ich. Bevor du irgendetwas unternimmst, denk bitte darüber nach, was du damit anrichten könntest. Wie vielen Menschen – unschuldigen Menschen – du damit schaden könntest.«
    Sie zuckte zusammen, als er auf sie zukam. Doch er blieb nicht stehen, sondern ging geradewegs an ihr vorbei. Sie hörte seine Schritte auf dem Flur,

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