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Todsünde

Todsünde

Titel: Todsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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deren Stärke sie immer so bewundert hatte, vor ihren Augen zusammenbrach. Wenn sogar eine Jane Rizzoli schlappmachte, war niemand dagegen gefeit.
    Plötzlich schlug Rizzoli sich mit den Fäusten auf die Knie und atmete ein paarmal tief durch. Als sie schließlich den Kopf hob, waren die Tränen zwar immer noch da, doch der Stolz hatte ihr Gesicht in eine starre Maske verwandelt.
    »Das sind nur die verfluchten Hormone. Die machen mich ganz verrückt.«
    »Seit wann wissen Sie es?«
    »Keine Ahnung. Schon eine ganze Weile. Heute Morgen hab ich dann endlich einen Schwangerschaftstest gemacht. Aber
    irgendwie war es mir schon seit Wochen klar. Ich konnte den Unterschied spüren. Und meine Periode ist auch ausgeblieben.«
    »Wie lange sind Sie schon überfällig?«
    Rizzoli zuckte mit den Achseln. »Mindestens einen Monat.«
    Maura lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Jetzt, da Rizzoli ihre Gefühle wieder unter Kontrolle hatte, konnte Maura sich auf ihre Rolle als Ärztin zurückziehen. Die nüchterne, sachliche Medizinerin, die mit praktischen Ratschlägen zur Stelle war. »Sie haben noch reichlich Zeit, sich zu entscheiden.«
    Rizzoli schnaubte verächtlich und fuhr sich mit dem Handrücken übers Gesicht. »Da gibt es nichts zu entscheiden.«
    »Was werden Sie tun?«
    »Ich kann es nicht behalten. Das muss Ihnen doch auch klar sein.«
    »Warum nicht?« Rizzoli sah sie an, als zweifelte sie an Mauras Verstand. »Was soll ich denn mit einem Baby anfangen?«
    »Dasselbe wie jede andere Mutter.«
    »Können Sie sich mich als Mutter vorstellen?« Rizzoli lachte. »Das wäre die reinste Katastrophe. Das Kind würde bei mir keinen Monat überleben.«
    »So ein kleines Wurm kann einiges aushalten.«
    »Ja, mag sein. Aber ich kann nun mal nicht gut mit Kindern umgehen.«
    »Bei der kleinen Noni haben Sie sich doch sehr geschickt angestellt.«
    »Na klar.«
    »Doch, wirklich, Jane. Und Sie sind als Einzige an sie herangekommen. Mich hat sie ignoriert, und vor ihrer eigenen Mutter scheut sie zurück. Aber mit Ihnen hat sie sich sofort prima verstanden.«
    »Das heißt noch lange nicht, dass ich ein Muttertyp bin. Babys machen mich ganz nervös. Ich weiß nicht, was ich mit ihnen anfangen soll, und wenn ich mal eins im Arm habe, reiche ich es möglichst schnell weiter.« Sie atmete hörbar aus, wie zum Zeichen, dass es zu dem Thema nichts mehr zu sagen gab. Abgehakt, erledigt. »Ich kann es nicht. Unmöglich.« Sie stand auf und ging zur Tür.
    »Haben Sie es Agent Dean gesagt?«
    Rizzoli verharrte mit der Hand am Türknauf.
    »Jane?«
    »Nein, ich habe es ihm nicht gesagt.«
    »Warum nicht?«
    »Es erschwert die Kommunikation ganz erheblich, wenn man sich so gut wie nie sieht.«
    »Washington ist doch nicht am anderen Ende der Welt. Es ist sogar dieselbe Zeitzone wie Boston. Sie könnten ganz einfach mal zum Hörer greifen. Er wird es sicher wissen wollen.«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Vielleicht ist es für ihn nur eine dieser Komplikationen, mit denen er lieber nicht behelligt werden will.«
    Maura seufzte. »Okay, ich geb’s zu, ich kenne ihn nicht besonders gut. Aber in der kurzen Zeit, die wir beruflich miteinander zu tun hatten, habe ich ihn als einen verantwortungsbewussten Menschen kennen gelernt, der seine Verpflichtungen ernst nimmt.«
    »Verpflichtungen?« Jetzt endlich drehte Rizzoli sich um und sah sie an. »Ja, genau. Mehr bin ich für ihn nicht. Und dieses Baby, das ist auch nur eine Verpflichtung. Und er hat ja durchaus was von einem Pfadfinder an sich – er wird sich bestimmt nicht davor drücken, seine Pflicht zu tun.«
    »So habe ich das nicht gemeint.«
    »Nein, Sie haben vollkommen Recht. Gabriel würde seine Pflicht tun. Aber darauf pfeife ich. Ich will nicht das Problem – die Verpflichtung – irgendeines Mannes sein. Außerdem ist es nicht seine Entscheidung, sondern meine. Ich bin schließlich diejenige, die es großziehen müsste.«
    »Sie haben ihm ja gar keine Chance gegeben.«
    »Eine Chance wozu? Vor mir auf die Knie zu fallen und mir einen Heiratsantrag zu machen?«
    »Wieso finden Sie das so abwegig? Ich habe Sie beide zusammen beobachtet. Ich habe gemerkt, wie er Sie anschaut. Das ist doch mehr als nur ein One-Night-Stand.«
    »Klar. Es ging ja immerhin über zwei Wochen.«
    »Und mehr war es für Sie nicht?«
    »Wie hätte denn mehr daraus werden sollen? Er sitzt in Washington und ich hier.« Sie schüttelte konsterniert den Kopf. »Mein Gott, ich kann’s einfach nicht fassen,

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