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Todsünde

Todsünde

Titel: Todsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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untersuchen. Dadurch lässt sich feststellen, ob das Kind ertrunken ist oder nicht. Aber ich glaube nicht, dass es sich hier um einen Fall von
    Kindstötung handelt. Ich denke, das Baby ist eines natürlichen Todes gestorben.«
    »Gott sei Dank«, sagte Rizzoli leise. »Wenn dieses Wesen weitergelebt hätte...«
    »Das hätte es nicht.« Maura klebte einen Verband auf die Wunde, dann streifte sie die Gummihandschuhe ab.
    »So, das war’s, Detective. Die Fäden sollten in fünf Tagen raus. Sie können gerne zu mir kommen, dann ziehe ich sie Ihnen. Aber ich finde trotzdem, dass Sie zu einem Arzt gehen sollten.«
    »Sie sind doch Ärztin.«
    »Ich bin aber mehr für Tote zuständig, vergessen Sie das nicht.«
    »Sie haben mich trotzdem gerade ganz geschickt zusammengenäht.«
    »Ich rede auch nicht davon, eine Platzwunde mit ein paar Stichen zu nähen. Ich mache mir aus anderen Gründen Sorgen um Sie.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Maura beugte sich vor und sah Rizzoli fest in die Augen.
    »Sie sind vorhin ohnmächtig geworden. Schon vergessen?«
    »Ich habe nichts zu Mittag gegessen. Und diese Kreatur – das Baby – das war ein Schock für mich.«
    »Für uns alle. Aber Sie sind als Einzige umgekippt.«
    »Ich hatte so etwas eben noch nie gesehen.«
    »Jane, Sie haben in diesem Autopsiesaal schon jede Menge schreckliche Dinge gesehen. Wir haben sie zusammen gesehen – und gerochen. Sie hatten schon immer einen eisernen Magen. Die Herren der Schöpfung muss ich immer im Auge behalten, die fallen mir um wie Dominosteine. Aber Sie haben das alles immer locker weggesteckt. Bis heute.«
    »Vielleicht bin ich ja doch nicht so tough, wie Sie denken.«
    »Nein, ich glaube eher, dass Ihnen irgendetwas fehlt. Habe ich Recht?«
    »Was soll mir denn fehlen?«
    »Vor ein paar Tagen ist Ihnen plötzlich schwindlig geworden.«
    Rizzoli zuckte mit den Achseln. »Ich sollte mir vielleicht mal angewöhnen zu frühstücken.«
    »Warum tun Sie es denn nicht? Ist Ihnen morgens übel? Und mir ist auch aufgefallen, dass Sie alle zehn Minuten aufs Klo rennen. Sie waren schon zweimal draußen, während ich die Autopsie vorbereitet habe.«
    »Was ist das hier eigentlich? Ein Verhör?«
    »Sie müssen zum Arzt. Das Mindeste wäre eine gründliche Untersuchung und ein Blutbild, um eine Anämie auszuschließen.«
    »Ich brauche bloß ein bisschen frische Luft.« Rizzoli setzte sich auf, doch im nächsten Moment ließ sie den Kopf in die Hände sinken. »Mensch, dröhnt mir der Schädel!«
    »Sie sind aber auch ziemlich heftig mit dem Kopf auf dem Boden aufgeschlagen.«
    »Ach, das ist nicht das erste Mal, dass ich eins über den Schädel kriege.«
    »Aber was mich mehr beschäftigt, ist die Frage, warum Sie ohnmächtig geworden sind. Warum Sie so erschöpft waren.«
    Rizzoli blickte schweigend zu ihr auf. In diesem Moment war Mauras Frage beantwortet. Sie hatte es schon vermutet, und nun sah sie die Bestätigung in den Augen der Frau, die vor ihr auf der Couch lag.
    »Mein Leben ist doch total verpfuscht«, flüsterte Rizzoli.
    Die Tränen erschreckten Maura. Sie hatte Rizzoli noch nie weinen sehen. Sie hatte geglaubt, diese Frau sei einfach zu stark, zu zäh, als dass sie je zusammenbrechen würde. Doch jetzt strömten die Tränen über ihre Wangen, und Maura war so geschockt, dass sie nur schweigend zusehen konnte.
    Das Klopfen an der Tür ließ sie beide zusammenfahren.
    Frost steckte den Kopf herein. »Na, wie sieht’s aus ...« Er brach ab, als er die feuchten Wangen seiner Kollegin sah.
    »Oh. Alles okay mit dir?«
    Rizzoli wischte sich mit einer ungehaltenen Bewegung die Tränen ab. »Alles in Ordnung.«
    »Was ist denn passiert?«
    »Ich sagte, es ist alles in Ordnung! «
    »Detective Frost«, sagte Maura. »Würden Sie uns bitte einen Moment allein lassen. Wir haben etwas zu bereden.«
    Frost errötete, »’tschuldigung«, murmelte er und zog sich zurück, indem er leise die Tür schloss.
    »Ich hätte ihn nicht anbrüllen sollen«, sagte Rizzoli. »Aber manchmal ist er eben so verdammt begriffsstutzig.«
    »Er macht sich nur Sorgen um Sie.«
    »Ja, ich weiß. Ich weiß. Wenigstens ist er einer von der anständigen Sorte.« Ihre Stimme versagte. Im krampfhaften Bemühen, nicht zu weinen, ballte sie die Fäuste, doch sie konnte die Tränen nicht zurückhalten. Und dann fing sie an zu schluchzen – erstickte, verlegene Schluchzer, die sie trotz allem Bemühen nicht unterdrücken konnte. Es beunruhigte Maura, zu sehen, wie diese Frau,

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