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Todsünde

Todsünde

Titel: Todsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Irgendwie.«
    »Und was soll dann dieser Blick?«
    »Was für ein Blick?«
    »Sie schauen mich an, als wären mir plötzlich Flügel gewachsen.«
    »Ich muss mich erst noch an den neuen Vince Korsak gewöhnen. Ich erkenne Sie gar nicht wieder.«
    »Ist das denn so schlecht?«
    »Nein. Wenigstens blasen Sie mir jetzt nicht mehr Ihren Rauch ins Gesicht.«
    Darüber mussten sie beide lachen. Anders als der alte würde der neue Korsak ihr nicht mehr das Auto mit seinen Zigaretten voll stinken.
    Er spießte ein Salatblatt auf und aß es schweigend und mit gerunzelter Stirn, als müsste er sich voll aufs Kauen konzentrieren. Oder all seinen Mut zusammennehmen für das, was er als Nächstes sagen wollte. »Wie läuft’s denn so zwischen Ihnen und Dean? Sehen Sie sich noch?«
    Die Frage, die er so beiläufig hingeworfen hatte, traf sie einigermaßen unvorbereitet. Kein Thema war ihr unangenehmer als dieses, und sie hätte niemals damit gerechnet, dass er es anschneiden würde. Er hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass er Gabriel Dean nicht leiden konnte. Auch sie hatte ihn anfangs nicht gemocht, als er im vergangenen August plötzlich am Tatort aufgekreuzt war, seinen FBI-Ausweis gezückt und sich zum Leiter ihrer Ermittlungen aufgeschwungen hatte.
    Wenige Wochen später war ihr Verhältnis zu Dean schon ein ganz anderes gewesen.
    Rizzoli sah auf ihre halb leer gegessenen Teller hinunter und stellte fest, dass ihr der Appetit vergangen war. Sie spürte, wie Korsak sie beobachtete. Je länger sie zögerte, desto unglaubwürdiger würde ihre Antwort klingen.
    »Danke, alles in bester Ordnung«, sagte sie. »Möchten Sie noch ein Bier? Ich könnte auch noch eine Cola vertragen.«
    »Hat er Sie in letzter Zeit mal wieder besucht?«
    »Wo ist denn bloß diese Bedienung?«
    »Wie lange ist das her? Ein paar Wochen? Monate?«
    »Ich weiß nicht ...« Sie gab der Bedienung ein Zeichen, doch die schien sie nicht gesehen zu haben und verschwand in der Küche.
    »Wie, haben Sie es sich etwa nicht gemerkt?«
    »Ich habe auch noch andere Sachen im Kopf«, giftete sie ihn an. Es war ihr Tonfall, der sie verriet. Korsak lehnte sich zurück und musterte sie mit seinem Kriminalistenblick. Mit Augen, die mehr sahen, als sie sehen sollten.
    »So ein attraktiver Typ wie der – der glaubt bestimmt, dass die Frauen ihm alle zu Füßen liegen.«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Ich bin ja nicht ganz so blöd, wie ich aussehe. Ich sehe doch, dass da was nicht stimmt – das höre ich an Ihrer Stimme. Und es macht mir Sorgen, weil Sie was Besseres verdient haben. Was viel Besseres.«
    »Ich will wirklich nicht darüber reden.«
    »Ich hab ihm von Anfang an nicht über den Weg getraut. Das hab ich Ihnen ja damals schon gesagt, im August. Und ich hatte den Eindruck, dass Sie ihm damals auch nicht recht getraut haben.«
    Wieder winkte sie der Kellnerin. Wieder wurde sie ignoriert.
    »Diese FBI-Typen haben alle irgendwie was Verschlagenes an sich. Jedenfalls alle, die ich je kennen gelernt habe. Aalglatt, aber nie offen und geradeheraus. Die spielen einem doch alle was vor. Glauben, sie sind was Besseres als wir einfachen Cops. Dieses ganze überhebliche Agenten-Getue geht mir auf den Geist.«
    »Gabriel ist anders.«
    »Wirklich?«
    »Er ist anders.«
    »Das sagen Sie doch bloß, weil Sie auf ihn stehen.«
    »Was bezwecken Sie eigentlich mit diesem Gespräch?«
    »Ich mache mir Sorgen um Sie. Es ist, als ob Sie eine Klippe runterstürzen und noch nicht mal die Hand ausstrecken, damit jemand Sie festhalten kann. Ich glaube, Sie haben niemanden, mit dem Sie darüber reden können.«
    »Ich rede doch mit Ihnen.«
    »Das schon, aber Sie sagen mir nichts.«
    »Was soll ich denn sagen?«
    »Er hat sich länger nicht mehr bei Ihnen blicken lassen. Hab ich Recht?«
    Sie antwortete nicht, sah ihn nicht einmal an. Stattdessen starrte sie wie gebannt auf das Wandgemälde hinter seinem Rücken. »Wir hatten beide in letzter Zeit viel zu tun.«
    Korsak seufzte und schüttelte den Kopf. Eine Geste des Mitleids.
    »Es ist ja nicht so, dass ich in ihn verliebt wäre oder so.«
    Sie besann sich auf ihren Stolz und begegnete endlich seinem Blick. »Sie glauben doch nicht, dass ich heulend zusammenbreche, nur weil irgendein Typ mich sitzen lässt?«
    »Na ja, ich weiß nicht.«
    Sie lachte, doch es klang künstlich, selbst für ihre Ohren. »Es ist nichts weiter als Sex, Korsak. Man hat seinen Spaß, und dann geht man seiner Wege. Männer machen so was doch

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