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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Vergeltung. Diese Dinge tauchen immer wieder auf und erheben Anspruch auf uns. Und ich habe stets getan, was ich tun mußte, weil es nicht meinem Wesen entspricht,
mich abseits zu halten. Ich werde Euer Investigator sein, Kapitän. Versprecht mir nur, mich ziehen zu lassen, sobald ich nicht
mehr gebraucht werde.«
»Natürlich, Sean. Das verstehe ich.«
»Nein, das tut Ihr nicht, Kapitän. Ihr habt es noch nie.«
Eine Zeitlang gingen sie schweigend weiter und blickten geradeaus. Es war ihnen noch nie leicht gefallen, über die wirklich bedeutsamen Dinge zu sprechen.
»Habt Ihr noch Gelegenheit gefunden, mit Diana zu reden,
bevor wir aufbrachen?« erkundigte sich Carrion.
»Nein. Ich habe eine Nachricht im Esper-Gildenhaus hinterlassen, wo sie sich aufhielt, aber sie hat sich nicht zurückgemeldet. Vielleicht ist es so am besten. Ihr habt Diana ja im Parlament erlebt. Sie sagte, sie würde mich hassen. Mit gutem
Grund, um die Wahrheit zu sagen. Ich war nicht zur Stelle, um
sie zu retten, als sie mich brauchte. Nicht gerade ein Thema,
das man mit einem zehnminütigen Schwätzchen aus der Welt
schaffen könnte, wenn unser geschäftiges Leben gerade mal
Zeit bietet. Vielleicht können wir nach diesem Einsatz …«
»Als ich ihr auf Unseeli zum ersten Mal begegnete, war sie
ein so zerbrechliches junges Ding«, erinnerte sich Carrion. »So
voller Leben, Glück und Staunen. Ich habe gesehen, wie so
vieles davon zerstört wurde durch das, was sie erlebte. Und
doch fand sie am Ende die Kraft, in den Gesang der Ashrai
einzustimmen und sich so frei emporzuschwingen, wie diese
Wesen es tun. Nichts von dieser Person habe ich in der Frau
wiederentdeckt, der ich im Parlament begegnete. Ich habe von
manchen Dingen gehört, die sie als Johana Wahn vollbrachte.
Schrecklichen Dingen. Wie hat sie sich nur zu dem entwickelt
– wenn man bedenkt, was sie vorher war?«
»Wie haben wir es getan?« fragte Schwejksam.
»Guter Punkt, Kapitän. Guter Punkt.«
    Endlich erreichten sie die alte Kabine von Investigator Frost.
Schwejksam zögerte für einen Moment vor der geschlossenen
Tür. Seit er kurz nach ihrem Tod ihre Habseligkeiten sortiert
hatte, ehe der Reinigungstrupp kam, war er nicht mehr hiergewesen. Viel war nicht zu sortieren gewesen. Wie alle Investigatoren hatte Frost keinen großen Wert auf Andenken oder eine
persönliche Atmosphäre gelegt. Ein paar Bücher, alle mit strikt
militärischer Thematik. Keine Fotos, keine Briefe, keine Erinnerungen. Nur eine kleine Disc-Sammlung mit ihrer Lieblingsmusik. Schwejksam hatte gar nicht gewußt, daß sie Musik
mochte. Es erschien ihm als ein so … friedliches Interesse, für
Frosts Verhältnisse. Er hatte die Discs mitgenommen, um sie
sich später mal anzuhören, wenn er Zeit dafür fand.
    Seitdem war niemand mehr hiergewesen. Die Kabine war
versiegelt und erwartete den neuen Investigator. Schwejksam
streckte die Hand aus, um den Kode einzutippen, aber Carrion
packte seinen Arm. Schwejksam sah ihn an, eine Braue hochgezogen. Carrion starrte die geschlossene Tür an und runzelte
leicht die Stirn.
    »Noch nicht, Kapitän«, sagte er leise. »Etwas ist da drin. Jemand oder etwas sehr Ungewöhnliches. Und sehr Mächtiges.«
»Das ist unmöglich«, erklärte Schwejksam. »Die Tür ist noch
verschlossen, und ich kenne als einziger den Sicherheitskode.«
»Nichtsdestoweniger«, konterte Carrion, »ist der Raum schon
besetzt.«
Schwejksam zog den Disruptor. »Haltet Euch bereit. Und
gebt acht! Jemand, der mächtig genug ist, um diese Art Schloß
zu überwinden, muß sehr gefährlich sein.«
»Das stimmt«, sagte Carrion. »Das bin ich aber auch.«
Schwejksam tippte den Sicherheitskode ein, beförderte die
Tür mit einem Tritt auf und trat rasch in die Kabine, Carrion an
der Seite. Die Lichter brannten bereits. Eine dunkle Gestalt saß
in Frosts altem Sessel und wandte ihnen den Rücken zu. Sie
war kaum mehr als ein Umriß, aber etwas an Gestalt und Haltung kam Schwejksam vertraut vor. Er taumelte einen Schritt
vor, und eine verrückte, unmögliche Hoffnung brach plötzlich
aus seinem Herzen hervor.
»Frost …?«
»Nein«, sagte die Gestalt und drehte den Sessel, um sich ihm
zuzuwenden. »Ich bin es nur, Vater.«
Die Hoffnung in Schwejksams Herz fiel in sich zusammen
und erstarb, wurde aber sofort von einer Wärme anderer Art
ersetzt. Er steckte den Disruptor ins Halfter und lächelte seine
Tochter an. »Hallo, Diana. Wie zum Teufel bist du hier

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