Todtsteltzers Ehre
nada, weniger als null. Ne Menge Spuren, daß
was Megamäßiges da war und wieder weg ist, aber fragt nicht,
wer oder was oder wohin, es sei denn, ihr wollt eine Menge
Technosprech, den selbst wir oft nicht kapieren, weil wir ihn
spontan selbst aushecken müssen. Wir sind an der Grenze unterwegs, Leute, und es ist wirklich merkwürdig hier draußen.
Türlich war es auch nicht hilfreich, daß große Gebiete von
den größeren Geschäftskonstrukten als Sperrzone markiert
wurden. Die Stadt der Paranoia, Freunde. Wir werden dort
schließlich einbrechen, sei es auch nur, weil wir eine echte
Aufgabe so lieben, aber die Sache bremst uns doch etwas ab.
Vermutlich wollt ihr dicken Geschäftsfreaks nicht freiwillig
mit den Zugangskodes rausrücken, oder? Nein? Hatte ich auch
nicht erwartet. Verdammt, diese negativen Schwingungen
knabbern wirklich an mir! Wartet nen Moment, während ich
meine Endorphine frisch hochpusche. Uuuh … echt irre! Leute,
plaudert mal eine Zeitlang miteinander. Ich denke, ich leg mich
für ne Runde hin und röste ein paar Hirnzellen, die ich zur Zeit
nicht brauche. Möönsch, diese Farben, Mann!«
»Wartet!« sagte Elias Gutmann. »Habt Ihr uns nichts
Brauchbares zu sagen?«
»O sicher, großer Typ, hätte ich beinahe vergessen. Ich hab
es irgendwo notiert … Ah. Hütet euch vor den Drachenzähnen.
Cool! Aus und Ende und bin schon weg, Mann.«
Der Sichtschirm verschwand und die Kyberratte mit ihm. Eine lange Pause trat ein. Gutmann sah Owen an. »Soweit ich
mich entsinne, habt Ihr diese … Leute empfohlen, Sir Todtsteltzer.«
Owen zuckte die Achseln. »Sie sind seltsam, aber ich bin mit
ihrem Geschäft vertraut. Jeder, der genügend Zeit in der Matrix
verbringt, wird verrückt, und diese Leute suchen sie zum Spaß
auf. Falls die KIs irgendwelche Spuren von dem hinterlassen
haben, was sie dort tun, dann haben nur die Kyberratten eine
Chance, sie zu entdecken. Und wir müssen es erfahren. Die KIs
sagten, sie hätten alle bedeutenden Unternehmen infiltriert und
wären dabei, unsere Wirtschaft in ihrem Interesse zu manipulieren. Womöglich haben sie das nur wegen der Panik gesagt,
die sie damit erzeugten, aber wir können kein Risiko eingehen.
Falls es zutrifft, müssen wir erfahren, wie weit die Infiltration
reicht und wie lange sie schon läuft, ehe wir auch nur damit
anfangen können, die Sache wieder in Ordnung zu bringen.«
Gutmann nickte widerstrebend und verzog keine Miene.
»Aber Euer eigener … Experte sagte, keine der Kyberratten
wäre fähig gewesen, irgendeine Spur einer Einmischung von
außen zu finden.«
»Falls es etwas gibt, womit Shub sich besser auskennt als mit
uns, dann sind es Lektronen. Sie haben ihre Spuren sicher an
Stellen versteckt, wo nachzusehen einem normalen Menschen
nicht mal einfallen würde. Zum Glück sind die Kyberratten
auch nicht annähernd normal.«
»Endlich seid Ihr zufällig auf etwas gestoßen, worin wir
übereinstimmen können«, sagte Gutmann schwer. »Ich
wünschte nur, ich könnte Euer Vertrauen in diese … Leute
teilen. Vielleicht könntet Ihr nun dem Hohen Haus Eure klügsten Mutmaßungen unterbreiten, was diese Drachenzähne sind,
vor denen wir uns hüten sollen.«
»Ich hätte eigentlich gedacht, das wäre selbst für Euch ersichtlich, Gutmann. Die KIs haben nämlich auch behauptet, sie
hätten Leuten beim Eintreten in die Matrix das Bewußtsein
herausgerissen und ihre eigenen Gedanken dafür eingesetzt.
Die Drachenzähne sind die mitten unter uns wandelnden Personen, die keine Menschen mehr sind – die zwar Menschenantlitz zeigen, aber Shubs Gedanken denken. Die perfekten Spione, noch schwieriger zu enttarnen als Furien. Wir können unmöglich wissen, wie viele sich davon herumtreiben oder wie
stark unsere Sicherheitsvorkehrungen bereits unterlaufen wurden.«
»Was eine sehr schöne Überleitung zu der Petition ist, die ich
dem Hohen Haus vorzulegen habe«, sagte eine barsche Stimme
aus der Menge. Die Leuten sahen sich um, wollten herausfinden, wer das war, und wichen dann hastig zurück, als sie die
kleine blonde Frau entdeckten, deren Augen kalt wie der Tod
waren. Früher einmal hatte sie Johana Wahn geheißen, ein
Avatar der geheimnisvollen und rätselhaften Superesperin Mater Mundi, der Weltenmutter. Macht über alle Hoffnung und
Vernunft hinaus brannte damals in Johana Wahn, und die Luft
um sie herum knisterte vor Spannung. Heute verkörperte sie
nicht mehr alles, was sie früher gewesen war,
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