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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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einschließlich einiger, die imstande
sind, unsere Zentralmatrizen zu zerstören. Shub hat sie uns
überlassen. Eigentlich waren sie dazu gedacht, gegen Menschen eingesetzt zu werden, aber … Der Krieg geht weiter. Im
Augenblick scheint alles ruhig zu sein, aber sie werden wiederkommen. Sie sind am Gewinnen.«
    »Sie hassen unsere Stadt«, sagte Reineke Bär und nahm endlich die Pfoten wieder von den Augen. Der Zug näherte sich
dem knallbunten Bahnhof. »Hierher kamen die Menschen,
wenn sie spielen wollten – wenn sie mit den Spielsachen spielen wollten.«
    »Sind denn noch Menschen in der Stadt?« fragte Evangeline.
»Vielleicht haben sie sich versteckt? Vielleicht trauen sie sich
nicht, herauszukommen?«
    »Ich fürchte nein«, antwortete der Bär. »Hier hat alles angefangen, versteht Ihr? Hier haben sich die Spielzeuge zum ersten
Mal gegen ihre menschlichen Herren erhoben. Das ist alles
längst vorbei. Wir haben die bösen Spielsachen aus der Stadt
vertrieben und anschließend nach Überlebenden gesucht, doch
wir haben keine gefunden. Die bösen Spielsachen waren sehr
gründlich. Wir sammelten die Toten ein und begruben sie hier
bei uns , in der Stadt. Wir haben ihnen die schönste Beerdigung
gegeben, die wir uns vorstellen konnten; doch wir hatten keine
Bücher, also mußten wir uns das meiste selbst ausdenken . Wir
weinten, als der letzte Mensch in sein Grab gelegt wurde, und
dann machten wir uns daran, unsere Stadt wieder aufzuräumen.
Wir wuschen das Blut ab und reparierten alle Schäden, soweit
wir konnten. Und dann schworen wir alle einen Eid, daß wir
lieber sterben wollten, als zuzulassen, daß in unserer Stadt jemals wieder ein Mensch zu Schaden kommen oder daß die
bösen Spielsachen wieder in der Stadt wohnen würden. Seitdem haben wir die Spielzeugstadt verteidigt und am Leben
erhalten, alles in der Hoffnung, daß eines Tages wieder Menschen kommen würden. Und jetzt seid Ihr da. Dies ist Eure
Stadt, meine Freunde, jeder einzelne Stein und Ziegel. Was
haltet Ihr davon? Gefällt sie Euch?«
    Die Menschen betrachteten die hellen, freundlichen Häuser
und den bunten Bahnhof mit seinen Fahnen und Wimpeln, und
dann tauschten sie wieder Blicke aus.
    »Nun«, begann Evangeline, »sie ist sehr … sehr …«
»Ja«, sagte Finlay. »Sehr.«
»Ich habe so etwas noch nie gesehen«, meinte Tobias.
»Sie ist sehr hübsch«, sagte Flynn ernst. »Äußerst bezaubernd.«
    Reineke Bär runzelte die Stirn. »Sie gefällt Euch nicht. Was
stimmt nicht mit unserer Stadt? Ihr Menschen habt sie gebaut!
Ich meine, Menschen wie Ihr haben unsere Stadt gebaut, und
Menschen sind gekommen, um in unserer Stadt zu leben.«
    »Das ist ein Ort, an den Menschen gekommen sind, um wieder Kinder zu sein«, sagte Julian. »Um unschuldig und frei von
ihren Sorgen an einem Ort zu leben, der sie an nichts anderes
als an ihre Kindheit erinnert, als die Dinge noch hell und strahlend bunt und unkompliziert waren. Ich fürchte, meine Freunde
und ich haben die Fähigkeit verloren, wie Kinder zu denken.
Wir mußten sie ablegen oder sie wurde uns genommen –,
schon vor langer, langer Zeit. Wir hatten keine andere Wahl,
als Erwachsene zu sein und das zu tun, was notwendig war. In
uns ist kein Platz mehr, wo wir Kind sein könnten.«
    »Das tut mir leid«, sagte Reineke Bär. »Es muß schrecklich
für Euch gewesen sein.«
»Ja«, gestand Julian. »Das war es.«
»Vielleicht könnt Ihr das Kind in Euch ja wiederentdecken?«
schlug der Seebock vor. »Hier bei uns seid Ihr in Sicherheit.
Wir werden Euch beschützen.«
Sie ließen die letzte Reihe Stacheldraht hinter sich, und Edwin die Lokomotive zockelte wichtig über seine Schienen auf
den überdimensionierten Bahnsteig zu, der mit zahlreichen
Fahnen, Wimpeln und Bändern geschmückt war. Fast erschien
es wie ein Wunder, daß der Bahnhof unter all dem Gewicht
nicht zusammenfiel. Auf einem großen Schild stand der Name
des Bahnhofs zu lesen: Sorgenende . Scharen von Spielzeugen
drängten sich Schulter an Schulter auf dem Bahnsteig, und lautes Willkommensgeschrei erhob sich, als Edwin in den Bahnhof einfuhr. Zwei Blaskapellen spielten verschiedene Melodien, kamen durcheinander und begannen wieder von vorn.
Offenbar waren beide bemüht, lauter als die jeweils andere
Kapelle zu sein. Sie wurden der Sache rasch überdrüssig, warfen ihre Instrumente beiseite und begannen, sich zu balgen. Sie
rollten in kleinen Knäueln hierhin und dorthin und quetschten

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