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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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für Euren Empfang«, sagte er. »Ich weiß nicht
genau, ob und wie wir Euch helfen können. Wir sind selbst in
einer Mission unterwegs, und ihre Erfüllung geht vor. Doch bis
dahin möchte ich ein paar Fragen an Euch richten.«
Reineke Bär wirkte ein wenig enttäuscht, aber er nickte.
»Fragt, was immer Ihr fragen wollt. Nehmt Euch, was Ihr
braucht. Es gehört alles Euch.«
»Nun, als erstes … wozu die Minenfelder und der ganze Stacheldraht?«
»Wir befinden uns im Krieg«, antwortete der Bär. »Die
Spielzeugstadt ist ein Zufluchtsort für alle guten Spielsachen
oder die, die böse waren und ihre Taten bereuen. Die Stadt ist
ein Refugium. Die bösen Spielsachen hassen uns dafür. Teilweise auch deswegen, weil sie in uns das sehen, was sie einst
waren und nie wieder sein können. Die Minenfelder und der
Stacheldraht schützen die Stadt gegen Überraschungsangriffe.
Ihr denkt an die Spielzeuge, die in den Drahtverhauen hängen,
nicht wahr? Macht Euch ihretwegen keine Gedanken. Wir
werden sie in die Stadt holen, wenn Zeit dafür ist. Wir haben
keine Eile. Für Wesen wie uns gibt es keine Friedhöfe. Wir
werden recycelt, dienen als Ersatzteile. Bitte versteht uns nicht
falsch: Wie auch immer Eure Mission lautet, wie wären glücklich, wenn wir Euch helfen könnten. Ihr seid die ersten lebenden Menschen, die wir zu Gesicht bekommen, seit die anderen
in Blut und Entsetzen gestorben sind. Endlich seid Ihr zurück,
und wir sind außer uns vor Freude, Ehrfurcht und Schuld. Es
ist ein erhabenes, wundervolles Ereignis, seinen Schöpfern zu
begegnen.«
»Ganz besonders solchen mit so schlechtem Geschmack für
Kleidung«, sagte der Seebock. »Ich würde diese Sachen nicht
einmal wegen einer Wette anziehen.«
Plötzlich entstand Unruhe und Bewegung in der Menge. Eine
große purpurrote Kreatur drängte sich nach vorn und warf sich
den verblüfften Menschen zu Füßen. Es war ein rundliches
Zeichentricktier von der Größe und Gestalt eines Esels, und es
besaß große, tränennasse Augen und die plumpe Grazie eines
Welpen. Das Wesen erniedrigte sich ohne jeden Stolz und
blickte aus seinen großen Augen zu den Menschen empor.
Dicke Tränen kullerten über seine purpurnen Wangen herab.
»Vergebt mir! Bitte vergebt mir! Ich habe falsch gehandelt;
aber ich wußte es nicht. Ich wußte nicht …« Das Wesen begann zu schluchzen. Reineke Bär klopfte ihm tröstend auf die
Schulter und sah die Menschen nüchtern an. »Das hier ist Poogie, der freundliche Bursche . In der langen Nacht, als wir alle
erwachten, da gehörte er zu denen, die sich gegen die Menschen erhoben. Er tötete Menschen. Er hat auch andere Dinge
getan, Dinge, über die er immer noch nicht reden kann. Hinterher bereute er seine Taten und kam zu uns.«
»Und das ist alles?« erkundigte sich Tobias. »Er sagt einfach,
daß ihm die ganze Sache leid tut, und alles ist wieder gut?«
»Genau«, antwortete Reineke Bär. »Es hätte jeder von uns
sein können. Wir alle spürten die Wut, die Shub uns eingeimpft
hat. Wir alle spürten die Versuchung. Doch obwohl wir Poogie
vergeben haben, kann er sich selbst nicht verzeihen. Er kann
nicht vergessen, was er getan hat, der Arme.«
»Ich werde es niemals vergessen«, schluchzte Poogie. Er
schluckte seine Tränen herunter, um deutlich reden zu können.
»Ich wurde geschaffen, um zu allen Wesen freundlich zu sein.
Ein Freund und Beschützer der Menschen, und ich habe sie
umgebracht! Blut tropfte von meinen Pfoten, und manchmal
denke ich, es klebt noch immer daran. Ich dachte, ich kämpfe
für meine Freiheit; aber Shub hat mich belogen. Shub hat uns
alle belogen. Es ging immer nur um das Morden. Ich habe
schreckliche Dinge getan. Entsetzliche Dinge, aber ich wußte
es nicht besser! Ich wußte damals noch nicht, daß alles Leben
heilig ist! Bitte … bitte vergebt mir, wenn Ihr könnt.«
Und er kauerte sich zu Finlays Füßen, ein purpurnes Häuflein
Elend, zitternd und schluchzend wie ein kleiner Welpe, der
weiß, daß er etwas falsch gemacht hat, und der jetzt seine gerechte Strafe erwartet. Finlay sah auf ihn herab. Soviel Reue
und Schuld verschlug ihm die Sprache; dennoch vergaß er keinen Augenblick, daß die harmlos aussehende Kreatur zu seinen
Füßen hilflose Männer und Frauen niedergemetzelt hatte. Und
soweit er wußte, war sie jederzeit wieder dazu imstande. Die
anderen wechselten schweigende Blicke, doch keiner bewegte
sich. Am Ende war es Evangeline, die neben Poogie

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