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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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in der Hölle«, sagte Tobias Shreck leise.
»Das hier ist nicht die Hölle«, widersprach Poogie der
freundliche Bursche. »Das hier ist unser Zuhause. Steuert das
linke Ufer an und fahrt die Gangway aus. Wir sollten Harker
nicht warten lassen.«
Giles drehte sich nach Halloweenie auf der Brücke um. »Laß
die Pfeife ertönen, Knabe. Harker soll wissen, daß wir eingetroffen sind. Ich möchte nicht, das er denkt, wir wären eingeschüchtert.«
»Wir sind aber eingeschüchtert«, entgegnete der Seebock.
»Vielleicht sind wir das«, sagte Julian, »aber Harker muß das
schließlich nicht wissen. Laß die Pfeife heulen, Halloweenie.«
Der kleine Skelettjunge riß am Seil, und die Dampfpfeife der Missis Merry Truspott tutete und tutete immer und immer wieder. Es war ein lautes, durchdringendes Geräusch, das die Stille
zerfetzte. Die Echos schienen den gesamten Wald zu erfüllen.
Die Anhänger Harkers rührten sich nicht; aber die Passagiere
an Bord des Schaufelraddampfers fühlten sich mit einemmal
schon wieder etwas besser.
»Gut so«, sagte Finlay. »Und jetzt werden wir zum Roten
Mann gehen. Vergeßt nicht: Niemand schießt, bevor wir nicht
das Weiße ihrer Zähne direkt vor Augen sehen.«
»Wenn wir anfangen zu schießen , sind wir einen Augenblick
später tot«, sagte Giles. »Also bewahrt die Ruhe, Leute.«
»Wir werden nie wieder nach Hause zurückkehren!« jammerte der Seebock . »Wir werden hier sterben, in der Hölle!«
»Dann laßt uns wenigstens mit Würde sterben«, entgegnete
Reineke Bär . »Falls das wirklich alles ist, was uns noch
bleibt.«
Vorsichtig schritten sie über die Gangway ans Ufer und
blickten sich unablässig nach irgendeiner Andeutung von Aggression um; doch die Tausende von beobachtenden Spielzeugen blieben still und rührten sich nicht. Poogie führte die kleine
Gruppe, und er hüpfte und tanzte und schien ganz offensichtlich überglücklich, wieder zu Hause zu sein. Giles folgte dem
freundlichen Burschen. Er ging hoch aufgerichtet und mit vorgestrecktem Kinn, als wäre er der eigentliche Herr dieses Waldes.
Finlay hielt Evangeline dicht bei sich, und seine Hand war
nie weit vom Griff des Disruptors entfernt. Julian starrte stur
geradeaus . Er hatte die Hände in den Taschen vergraben, so
daß niemand sehen konnte, wie sie zitterten . Tobias und Flynn
blieben ebenfalls zusammen. Sie nahmen die Szene in sich auf,
und die Kamera schwebte unmittelbar über den Köpfen der
beiden. Den Schluß bildeten Reineke Bär und der Seebock. Sie
hatten Halloweenie zwischen sich genommen und hielten ihn
an den knochigen Fingern.
Das Schiff, die Missis Merry Truspott , sah der kleinen Gruppe mit ihren großen, niemals blinzelnden Augen hinterher und
schwieg.
Die dicht gedrängten Spielzeuge traten vor der kleinen Gruppe auseinander, und eine Gasse bildete sich – ein enger Durchgang, der vor spitzen Waffen nur so glitzerte und geradewegs
auf den offenen Hof der großen Holzfestung führte. Finlays
Atem ging immer schneller, und er klang jetzt gehetzt; doch
seinem Gesicht war keine Gefühlsregung anzumerken. In ihm
regte sich der starke Verdacht, daß es denkbar schlecht wäre,
an diesem Ort Schwäche zu zeigen. Er warf einen Seitenblick
zu dem Todtsteltzer, der aussah, als hätte er früher schon
Schlimmeres gesehen, und als wäre er auch damals nicht sonderlich beeindruckt gewesen. Vielleicht stimmte das sogar.
Finlay mußte unwillkürlich grinsen. Nur ein Todtsteltzer
schaffte es, so auszusehen, als sei er in der Hölle zu Hause. Er
hatte bereits einen Plan für den Fall der Fälle. Er würde versuchen, als erstes Harker zu töten. Dann würde er sehen, wie viele Spielzeuge er noch mitnehmen konnte, bevor sie ihn unter
sich begruben. Er hoffte nur, daß ihm genug Zeit bleiben würde, vorher Evangeline zu töten. Finlay hatte sie in die Hölle
geführt; ein schneller Tod war das wenigste, was er für sie tun
konnte.
Der Innenhof der hölzernen Burg wurde von Hunderten von
Fackeln hell erleuchtet. Auf einem Thron, den man aus einem
Baumstumpf herausgeschnitzt hatte, saß Vincent Harker. Der
Rote Mann. Der Mann in Rot. Der Mann im Weihnachtsmannkostüm.
Die Menschen blieben bei seinem Anblick wie angewurzelt
stehen. Selbst der Todtsteltzer riß den Mund auf. Poogie eilte
vor und verbeugte sich vor seinem Herrn, dann setzte er sich
Harker zu Füßen. Harker streckte die Hand aus und kraulte den
Kopf des freundlichen Burschen, und Poogie lehnte sich mit
einem

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