Todtstelzers Krieg
heilig.«
»ALLES LEBEN IST HEILIG«, ertönte es ringsum im Chor
wie eine Litanei.
Halloweenie beugte sich in seinem Stuhl vor . »Bist du wirklich der Weihnachtsmann?«
Harker lächelte. »Das bin ich, wenn es denn einen gibt.
Möchtest du hier bei mir bleiben? Bei uns?«
»O ja!« strahlte Halloweenie. »Ich dachte zuerst, der Dunkle
Wald sei ein böser, furchteinflößender Ort; aber das ist er nicht.
Nicht wirklich. Ich könnte hier ein Junge sein, nicht wahr? Ein
richtiger Junge!«
»Selbstverständlich«, sagte Harker. »Du warst nie etwas anderes.«
»Was wird am Ende mit den Spielsachen geschehen?« erkundigte sich Julian. »Wenn sie ihre Furcht überwunden haben
und … erwachsen geworden sind?«
»Das weiß ich nicht«, antwortete Harker. »Das hier sind die
ersten unabhängigen KIs seit Shub. Vielleicht werden sie genauso menschlich wie wir. Wenn man allerdings bedenkt, wie
weit es dieser Tage mit der Menschheit gekommen ist … vielleicht geben sie sich nicht mit so wenig zufrieden. Vielleicht
werden die Geschöpfe ihre Schöpfer übertrumpfen.«
»Das … könnte gefährlich werden«, sagte Giles Todtsteltzer.
»Hört endlich auf, immer nur an Shub zu denken«, entgegnete Harker. »Hier liegen die Dinge ein wenig anders. Außerdem
beziehen die Spielsachen ihre Energie aus Speicherkristallen.
Irgendwann werden sie erschöpft sein, und dann brauchen sie
neue. Und der einzige Ort, wo sie neue Kristalle bekommen
können, ist das Imperium der Menschen. Die Spielsachen brauchen die Menschen. Und Menschen werden immer Spielsachen
brauchen. Doch das ist Zukunftsmusik. Die Löwenstein darf
niemals hinter das Geheimnis von Hakeldamach kommen. Sie
würde meine Kinder sehen, und die Entstehung eines weiteren
Shub fürchten. Sie würde eher die gesamte Welt verbrennen,
als ein derartiges Risiko einzugehen.«
»Gebt uns die taktischen Informationen in Eurem Besitz«,
sagte Evangeline, »und wir werden die Löwenstein so in Atem
halten, daß sie keine Zeit hat, um über Shannons Welt nachzudenken. Wenn sie erst erfährt, daß wir im Besitz Eurer Informationen sind, dann werdet Ihr unwichtig, und man wird Euch
vergessen.«
»Aber Ihr kennt mein Geheimnis«, entgegnete Harker.
»Kann ich darauf vertrauen , daß Ihr schweigt?«
»Der Untergrund hat wichtigere Sorgen, als sich um einen
prinzipiell neutralen Planeten zu kümmern« , sagte Evangeline.
»Solange wir mit Euren Informationen zurückkehren, wird
niemand Fragen stellen, woher wir sie haben. Niemand außer
uns hier muß jemals etwas über die Kinder von Shannons Welt
erfahren.«
Sie alle blickten zu Tobias.
Der Nachrichtenmann seufzte schwer und zuckte schließlich
die Schultern. »Das wäre ein großartiger Bericht geworden;
aber ich schätze, er kann auch noch ein Weilchen im Regal
stehenbleiben, bis es sicher genug ist, ihn zu zeigen. Außerdem
wäre es nicht die erste Geschichte, die ich zu vergraben geholfen habe. Stimmt’s, Flynn? Niemand wird es je erfahren, einverstanden.«
»Falsch«, sagte Julian. »Das Imperium wird alles erfahren,
weil ich es sagen werde. Ich werde ihnen alles sagen.« Er
sprang auf, stieß seinen Stuhl um, und plötzlich richtete er einen Disruptor auf Harker. Auf seinem Gesicht erschien ein
Lächeln, in dem keine Spur von Humor war. Als er sprach,
klang seine Stimme fremd und merkwürdig gezwungen. »Niemand bewegt sich, oder Harker ist ein toter Mann. Bevor Finlay mich gerettet hat, verbargen die Imperialen Hirntechs einen
der Würmer des Wurmwächters tief in meinem Kopf. Er hat
geheime Instruktionen für mich. Ich muß jede echte Gefahr für
das Imperium zerstören. Harker und seine Jünger haben den
Wurm und seine Programmierung aktiviert. Steht auf, Harker.
Ihr kommt mit mir zurück zur Löwenstein. Wenn sich irgend
jemand regt, seid Ihr ein toter Mann.«
Ringsum hatten die Spielzeuge ihre Waffen erhoben; doch
sie zögerten, weil sie nicht wußten, was sie hin sollten, ohne
den Tod ihres Führers zu riskieren. Giles’ Hand ging zum Disruptor, doch Finlay legte ihm die Hand auf den Arm. Der Todtsteltzer verharrte. Sie durften es nicht riskieren. Noch nicht.
»Könnt Ihr ihn nicht hinausteleportieren?« murmelte Finlay.
»Nein. Julians ESP blockiert meine Kräfte«, erwiderte Giles
leise. »Aber ich bin durchaus in der Lage, ihn zu erschießen,
bevor er auch nur blinzeln kann. Laßt es mich versuchen.«
»Auf keinen Fall«, entgegnete Finlay. »Ich will erst noch etwas anderes
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