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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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, daß ihre Zähne verletzen können. Hinterher, als ihnen bewußt wurde, was sie angerichtet hatten,
wurden viele von ihnen vor Schuld und Entsetzen über sich
selbst wahnsinnig.
Ich erkannte, wie sie um ihre Kindheit betrogen und im Namen des Krieges um ihre Unschuld gebracht wurden, und es
machte mich ganz krank und wütend. Zum ersten Mal in meinem Leben wurden die Zahlen, mit denen ich so lässig umzugehen pflegte, zu etwas Lebendigem. Zum ersten Mal war es
mir nicht mehr egal. Also ging ich hinaus in die Welt der
Spielzeuge und wandelte unter ihnen, ein einzelner Mensch,
allein und unbewaffnet, und brachte ihnen eine Wahrheit, die
sie niemals erwartet hätten: daß nämlich s ie jetzt die Kinder
seien. Ich wurde der Weihnachtsmann, weil es eine Figur ist,
die alle kannten und verstehen. Ich erzählte ihnen von den
Schrecken des Krieges, wie nur ich es kann. Sie hörten die
Wahrheit und die Schuld in meiner Stimme, und sie glaubten
mir. Ich wünschte mir so sehnlich, sie vor dem Schrecken dessen zu bewahren, was ich als Kalter Mann zu verantworten
gehabt hatte, und sie spürten auch das. Ich gewann Anhänger
und Schüler, und ich machte mir viele Feinde. Spielsachen, die
nicht wagten, meinen Worten zu glauben, wegen ihrer Taten
und wegen dem, was sie in Shubs Namen noch immer tun.
Weil die Wahrheit, die ich verkünde , sie zu Schlächtern und
besinnungslosen Mördern gemacht hätte; sie führen lieber weiter einen endlosen Krieg, als meinen Worten zu glauben. Also
brachte ich meine Anhänger hierher in den Dunklen Wald, an
einen Ort des Verzeihens und der Wiedergeburt, und von hier
aus schickte ich meine Schüler in die Welt, um meine Wahrheit
unter den Spielzeugen zu verkünden.
Wie es stets der Fall ist, so wurde auch meine Botschaft immer mehr verstümmelt, während sie von Mund zu Mund ging.
Ich wurde der Rote Mann; meine Anhänger wurden zu einer
Armee, und meine Botschaft des Friedens wurde zu einer Drohung gegen die ganze Welt. Doch die Wahrheit ist ein hartnäkkiges Geschöpf. Sie bestand fort, und sie brachte Spielzeuge zu
mir, die meine Botschaft mit eigenen Ohren hören wollten.
Allein oder in Gruppen liefen sie auf beiden Seiten davon, und
sie kamen hierher, weil sie Frieden und Vergebung suchten.
Ich gab mein Bestes, ihnen beides zu verschaffen.
Sie sind die wahren Kinder von Shannons Welt, und ich bin
ihr Weihnachtsmann. Wer weiß, was eines Tages aus ihnen
werden mag, wenn sie erwachsen geworden sind?«
»All die Zeit und der weite Weg, und ich bin der falschen
Geschichte hinterhergerannt!« stöhnte Tobias. »Ich hätte es
wissen müssen.«
»Was wollt Ihr unternehmen, wenn die Eiserne Hexe schließlich die Geduld verliert und eine Armee entsendet, um Euch
zurückzuholen?« fragte Evangeline. »Eure Anhängerschar mag
ja beeindruckend sein; aber sie wird sich nicht lange gegen
Imperiale Stoßtruppen halten. Wenn einer das weiß, dann seid
Ihr das! Wenn Ihr Euch dazu durchringen könntet, mit uns zu
kommen und Euch der Rebellion anzuschließen, dann könnten
wir Euch schützen und verstecken …«
Sie verstummte. Harker schüttelte entschieden den Kopf.
»Auf keinen Fall. Ich werde niemals von hier fortgehen. Ich
werde hier gebraucht, und ich habe soviel wiedergutzumachen.
Falls die Imperatorin tatsächlich jemals eine Armee nach mir
schicken sollte, dann wird ein Gerücht durch die Welt gehen,
daß ich längst tot sei. Es wird sogar einen ziemlich echten
Leichnam geben, um die Geschichte zu untermauern. Irgendwann werden die Informationen in meinem Kopf alt und obsolet sein, und dann wird sich niemand mehr um mich kümmern.«
»Ich kann nicht umhin zu bemerken, daß noch keiner Eurer
Anhänger die Waffen gesenkt hat«, sagte Finlay. »Benehmen
sie sich immer so?«
»Meistens«, antwortete Harker. »Sie beten mich an, wißt Ihr?
Ich habe sie immer und immer wieder gebeten, das nicht zu
tun. Vermutlich hätte ich mit so etwas rechnen sollen. Ich predige zu ihnen, erzähle ihnen Geschichten und versuche nach
Kräften, sie zu fördern. Sie besitzen enorme Möglichkeiten.
Findet Ihr es nicht auch erstaunlich, daß so viele von ihnen
ohne fremde Eingriffe Shubs Programmierung überwunden
haben, ohne jede Hilfe und Überredung von außen? Obwohl sie
tatsächlich wie neugeborene Kinder waren, wußten sie doch
Recht von Unrecht zu unterscheiden, und sie kannten den Wert
des Lebens und das Entsetzen des Krieges. Sie wußten: Alles
Leben ist

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