Todtstelzers Krieg
und ihm seit ihrem Besuch auf
der verlorenen Welt Haden manifestiert hatten. Jener Welt, die
auch unter dem Namen Wolflingswelt bekannt war und wo das
Labyrinth des Wahnsinns gestanden hatte.
Es dauerte eine ganze Weile, auch deshalb, weil die Löwenstein ihn immer wieder unterbrach und nach Einzelheiten und
Erklärungen fragte, die Schwejksam bei weitem nicht immer
geben konnte. Während er berichtete, erschienen zwei weitere
Gestalten im Hof und schoben sich durch die Schwefeldämpfe
zum Thron. Als erster tauchte Valentin Wolf auf, der berüchtigte Stutzer in Schwarz mit dem langen weißen Gesicht. Er
blieb in respektvollem Abstand vom Thron stehen und war es
zufrieden, unauffällig zu lauschen und zu beobachten, während
Schwejksam erzählte. Der purpurne Mund des Wolfs war zu
seinem üblichen breiten Grinsen verzogen, und die maskarageschminkten Augen leuchteten fieberhell unter dem Einfluß
von Dutzenden verschiedener Drogen, die gleichzeitig durch
seinen Kreislauf rasten. Valentin war nicht gewöhnt zu verlieren, und seine kürzlichen Rückschläge hatten ihn aus der Fassung gebracht. Er hatte reagiert, indem er sein wirres Bewußtsein mit einem Stimulans nach dem anderen aufgeputscht hatte
in der Hoffnung, daß sein Geist schon eine Lösung für die Probleme finden würde. Das Resultat war eine Art chemisches Patt
gewesen: Seine Gedanken waren ungeordneter denn je aufeinandergeprallt und hatten sich gegenseitig neutralisiert. Und so
war er schließlich zum Hof gekommen: nicht nur seiner eigenen Sicherheit wegen, sondern auch deshalb, weil dies der Ort
war, wo alle wirklich bedeutsamen Entscheidungen im Imperium gefällt wurden. Was auch immer hier geschah – Valentin
war zuversichtlich, daß er es auf die eine oder andere Weise zu
seinem Vorteil verwenden konnte. So war es bisher immer gewesen.
Ursprünglich hatte er gehofft, von seiner früheren Tändelei
mit dem Untergrund zu profitieren. Diese Hoffnung hatte sich
jedoch rasch zerschlagen, als Valentin herausfand, daß die Anführer der Esper Finlay Feldglöck Valentins Kopf versprochen
hatten. Als Gegenleistung für die Dienste des Feldglöcks.
Heutzutage konnte man eben niemandem mehr vertrauen. Aber
das hieß noch nicht, daß alles verloren war. Finlay konnte im
Verlauf der Rebellion durchaus den Tod finden – mit ein wenig
Hilfe von außerhalb –, und Valentin war zuversichtlich, daß
sich hinterher eine Möglichkeit für ihn eröffnen würde, wieder
in die Gunst der Untergrundbewegung zurückzukehren. Und
falls sich die Dinge unerwartet in die andere Richtung entwikkeln sollten und die Löwenstein wie durch ein Wunder doch
noch siegte, oder, was wahrscheinlicher erschien, irgendeinen
Kompromiß mit den Rebellen aushandelte – dann würde sie
jemanden benötigen, der für sie mit dem Untergrund verhandelte. Jemanden, der gute Verbindungen besaß. Und wer war
besser dazu geeignet als der erfahrene Valentin Wolf?
Er lachte still in sich hinein. Hier in Löwenstein Hölle fühlte
er sich zu Hause. Geduldig stand er vor dem Thron und flachste mit Löwensteins Jungfrauen. Sein Körper vibrierte vor
Energie, und seine Gedanken rannten eine Meile pro Sekunde
in jede Richtung. Also blieb er einfach nur stehen und sagte gar
nichts. Sollten andere reden. Er würde zuhören und einen Weg
finden, alles zu seinen Gunsten zu wenden. So wie immer. Und
dann … Gnade Gott Valentins Feinden.
Die zweite Gestalt, die während Schwejksams Bericht bei
Hofe erschien, war der Hohe Lord Dram. Der Prinzgemahl und
Witwenmacher. Er sah ziemlich mitgenommen aus. Seine
Kleider waren abgerissen, versengt und blutig, und wenigstens
ein Teil davon war sein eigenes. Er war von der Oberfläche
zurückgeschlagen worden, als die Rebellen einen Sieg nach
dem anderen errungen hatten. Nachdem die Kriegsmaschinen
plötzlich ausgefallen waren und die Mater Mundi sich manifestiert hatte, war Dram klargewesen, daß der Kampf an der
Oberfläche verloren war. Er hatte sich von seinen Männern
weggestohlen, sich verkleidet und war dann zurück zum Hof
geflohen. Er verspürte nicht so sehr Schuldgefühle ob seines
Versagens, sondern vielmehr Wut. Die Löwenstein erwartete
andauernd Dinge von ihm, die vielleicht der echte Dram mit all
seiner Erfahrung hätte vollbringen können, aber nicht der Klon.
Er war noch jung und unfertig, und er hatte alle Mühe, am Leben zu bleiben, während ringsum ununterbrochen Männer starben. Es war nicht seine Schuld, wenn er nicht wußte, wie er mit
einer
Weitere Kostenlose Bücher