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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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sie Owen. »Du hast ja schließlich Silver und
das Gift, das er dir zu fressen gibt. Du willst alles, nur nicht
erwachsen werden und Verantwortung übernehmen. Nur nicht
diejenigen unterstützen, die sich auf dich verlassen. Sich nur
nicht um die sorgen, die dich lieben. Du willst Silver: Er gehört
dir, Hazel, dir ganz allein. Ich muß raus hier. Ich brauche frische Luft.«
Owen machte auf dem Absatz kehrt und stapfte davon. Krachend warf er die Tür ins Schloß . Er war so wütend, daß er
Hazel wahrscheinlich geschlagen hätte, wenn er geblieben wäre, und sie wußten beide, daß sie das niemals vergessen und
noch weniger verzeihen würde. Auch hätte er vor lauter Wut
John Silver am liebsten auf der Stelle getötet . Owen hatte gehofft, daß er und Hazel … daß sie vielleicht eines Tages …
Doch Owen hatte so vieles gehofft, und nichts davon war je in
Erfüllung gegangen. Owen hatte schon so viele Dinge verloren,
die ihm etwas bedeutet hatten. Es hätte ihn nicht überraschen
dürfen, daß ihm auch die einzige Frau genommen wurde, die er
je geliebt hatte.
Er hätte erst gar nicht nach Nebelhafen zurückkehren sollen.
Von Anfang an war alles schiefgelaufen. Es hatte nicht den
geringsten Einfluß auf Hazel. Sie ging ihren eigenen Weg, und
daran würde sich auch nichts ändern, das wußte Owen. Aber er
hatte geglaubt, sie hätte beschlossen, wenigstens eine Weile
mit ihm zu gehen. Jederzeit hätte sie mit ihren Sorgen und Nöten zu ihm kommen können – auch mit ihrer verdammten
Sucht. Er hätte versucht, sie zu verstehen, und er hätte ihr geholfen. Owen wußte, was Druck bedeutete. Sein ganzes Leben
hatte er unter dem Druck gelebt, dem Namen Todtsteltzer gerecht zu werden.
Owen stapfte mit schweren Schritten die Treppe hinunter und
schob sich durch die dichtgedrängte Menge im Schankraum.
Einige der Gäste schienen gegen sein rüpelhaftes Verhalten
protestieren zu wollen; doch ein Blick in Owens Gesicht reichte aus, um sie davon abzuhalten . Owen stieß die Tür auf und
trat hinaus auf die Straße. Die kalte Luft traf ihn wie ein
Schlag. Hinter ihm fiel die Tür wieder ins Schloß. Owen lehnte
sich gegen die Wand und kämpfte gegen seine Wut an, bis er
sich wieder ein wenig beruhigt hatte. Es dauerte einen Augenblick, bis er bemerkte, daß er allein auf der Straße war – was
für eine derart geschäftige Stadt wie Nebelhafen ausgesprochen
merkwürdig war.
Gesichter beobachteten ihn hinter dunklen Fensterscheiben,
als erwarteten sie, daß jeden Augenblick etwas geschah. Owen
stieß sich von der Wand ab und trat hinaus auf die Straße; die
Hände hatte er auf seine Waffen gelegt. Gefahr lauerte in der
Dunkelheit. Er hätte es viel früher bemerkt, wäre er nicht so
sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen.
Unvermittelt erschienen drei Männer auf der gegenüberliegenden Straßenseite und starrten ihn an. Entweder waren sie
herbeiteleportiert, oder – was wahrscheinlicher war – sie hatten
sich bis jetzt hinter einem telepathischen Schirm verborgen. Sie
sahen nicht sonderlich beeindruckend aus: durchschnittliche
Größe, durchschnittliche, leere Gesichter und Fellkleidung, wie
sie in Nebelhafen üblich war. Doch in ihnen lauerte eine
Macht, die Owen spüren konnte, obwohl ihm ihre Natur noch
nicht ganz klar war. Der Mann in der Mitte trat einen Schritt
vor. Seine Augen wirkten in dem blassen Gesicht unnatürlich
dunkel.
»Ihr habt Feinde, Todtsteltzer. Mächtige Männer, die Euren
Tod wollen.«
»Zur Hölle«, erwiderte Owen. »Jetzt habe ich aber Angst!
Was wollt Ihr drei mit mir anstellen? Mich zusammenschlagen? Seht mal, ich bin im Augenblick wirklich nicht in Stimmung dazu. Warum lauft Ihr nicht einfach weg? Ich gebe Euch
fünf Minuten Vorsprung . «
Der Mann lächelte nur und schüttelte den Kopf. »Zeit zu
sterben, Todtsteltzer . «
Plötzlich schien der Boden unter Owens Füßen lebendig zu
werden, und er verlor das Gleichgewicht. Sofort griff er nach
seinem Schwert, und gleichzeitig tat sich vor ihm ein breiter
Abgrund auf, und Risse breiteten sich in alle Richtungen aus.
Blutrotes Licht strahlte hell aus der Tiefe, und mit einemmal
war die Luft erfüllt vom Gestank von Schwefel und verbranntem Fleisch. Die schmerzerfüllten Schreie unzähliger Menschen drangen von tief unten herauf.
Der Untergrund erzitterte aufs neue, und während Owen
noch um sein Gleichgewicht kämpfte, wurde er nach vorn geschleudert. Er taumelte auf den roten Abgrund zu und

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