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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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auf einen Tisch, und seine Hehlerin, die Frau namens Cyder, lachte und klatschte in die Hände.
Hazel drehte den Kopf in eine andere Richtung, und die
Wand wurde wieder sichtbar. Sie starrte die gegenüberliegende
Wand an, die daraufhin ebenfalls verschwand und den Blick
auf eine Runde sich streitender Kartenspieler freigab.
Silver wollte Hazel schütteln; doch sie war so steif und hart
wie eine Statue. Plötzlich schaute sie ihm in die Augen, und im
gleichen Augenblick fühlte er sich nackt und durchschaubar,
als würde sie alles von ihm wissen, Gutes und Böses und die
Dinge dazwischen. Hazel schien größer geworden zu sein, größer als Silver, und sie ragte über ihm auf wie ein antiker Gott
der Gerechtigkeit ohne jede Spur von Mitleid oder Gnade. Silver wich zurück und ließ Hazels Arme los, als hätte er sich
verbrannt. Hazels Blick richtete sich nach innen, und rings um
sie herum entstanden Bilder und Visionen. Sie kamen und gingen im Sekundentakt, und sie zeigten Gesichter und Orte, von
denen Silver zumindest einige erkannte.
Ein alter Mann saß zusammengesunken auf einer Pritsche,
erschöpft und gescheitert am Leben selbst. Er trug Hausmeisterkleidung. »Sie haben mich gebrochen«, sagte er. »Geht,
und sucht Euch einen anderen Führer und Heilsbringer.« Dann
war er verschwunden, und Owen Todtsteltzer nahm seinen
Platz ein. Er blutete aus zahlreichen Wunden und hieb mit dem
Schwert auf unsichtbare Feinde ein. »Wenn Ihr die Lücke erkennt, dann rennt los, Hazel! Ich halte sie solange auf.« Ein
Mob aus Schatten stürmte von allen Seiten heran, und der
Todtsteltzer ging schwertschwingend zwischen ihnen unter.
Die Szene verschwand, und eine grinsende Ruby Reise erschien. »Ich mache nur wegen der Beute mit.«
Silver unternahm einen zweiten Versuch, Hazel aus ihrer
Trance zu rütteln; doch er kam noch nicht einmal in ihre Nähe.
Die Erinnerungen besaßen die Macht der Wirklichkeit.
Ruby Reise wich einer großen, pelzigen, wolfsähnlichen Gestalt. Mit plötzlichem Schrecken erkannte Silver, daß er einen
der legendären Wolflinge vor sich hatte. Das riesige Wesen
blickte Silver tief in die Augen und sagte: »Eine traurige und
bittere Ehre, der letzte seiner Art zu sein.« Er verschwand und
wurde von einem Hadenmann mit leuchtenden goldenen Augen ersetzt. Hinter dem Hadenmann ragte ein gewaltiger Bienenstock aus Gold und Silber auf, der dick mit Eis überzogen
war. Die lange verlorene Gruft der Hadenmänner. Der aufgerüstete Mann namens Tobias Mond starrte Silver an und sagte
mit seiner summenden, unmenschlichen Stimme: »Wir wollten
nie etwas anderes als unsere Freiheit.« Und dann schmolz das
Eis, und die Luft verschwamm in seltsamen Farben, als die
Hadenmänner aus ihrer Gruft kamen, großartig und glorreich
und perfekt jenseits aller Menschlichkeit. Dann war wieder
Owen Todtsteltzer zu sehen, der Hazel traurig in die Augen
schaute. »Ihr könnt nicht gegen das Böse kämpfen, indem Ihr
selbst böse werdet.«
Hazel wandte sich von ihm ab und blickte zu Silver, und der
Todtsteltzer verschwand. Ihre Augen trafen sich, und neue Visionen erschienen. Silver, der mit Halsabschneidern und Abschaum Geschäfte machte, um den Frieden auf Nebelhafens
Straßen zu erhalten. Silver, der Knochenbrecher wie Markus
Rhein auszahlte, damit sie ihn und seine Blutgeschäfte in Ruhe
ließen. Silver, der das Gesicht abwandte, während Rivalen
mundtot gemacht wurden, mit Geld oder auf die harte Tour.
Die Visionen verblaßten, und Hazel schaute Silver aus kalten
Augen an.
»Nur ein paar Tropfen hin und wieder, für dich und ein paar
besonders gute Freunde, wie? Scheiße! Du hast ein richtiges
Drogengeschäft aufgezogen und überall in der Stadt deine Verteiler! Wie viele neue Plasmakinder gibt es inzwischen dort
draußen, John? Wie viele Blutsüchtige liegen kalt und steif in
leeren Zimmern, weil sie deine Preise nicht mehr zahlen konnten?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Silver. »Ich versuche, nicht
darüber nachzudenken. Ich … ich schlage mich eben durch,
wie jeder andere in Nebelhafen auch. Seit der Esperseuche haben wir eine irrsinnige Inflation . Das Geld ist mittlerweile noch
nicht einmal mehr halb soviel wert wie zuvor. Meine gesamten
Ersparnisse sind vor die Hunde gegangen. Würde ich es nicht
tun, gäbe es jemand anderen. Das weißt du doch selbst, Hazel.
Ich wollte niemals irgend jemanden verletzen, aber …«
»Ja«, unterbrach ihn Hazel schroff. »Es gibt immer ein

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