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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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nachdenklich den Miniaturdschungel des Kapitäns.
Er suchte nach Hinweisen auf den Charakter des Kapitäns, die
er vielleicht gegen ihn verwenden konnte.
Flynn interessierte sich wie erwartet einen Dreck dafür.
Er haßte alles, was mit Militär zu tun hatte, und es war ihm
egal, ob das jemandem auffiel oder nicht. Überdies war Flynn
ein zufriedener Homosexueller und im Privatleben Transvestit,
und beides würde ihn sofort in den Bunker befördern, sollte
Ffolkes es herausfinden – auch wenn Obwohl Flynn steif und
fest behauptete, im Offizierskorps ein paar gleichgerichtete
Seelen erspäht zu haben.
Jedenfalls war er aus Furcht vor den omnipräsenten Sicherheitssystemen des Schiffs beherrscht genug, um keines seiner
hübschen Kleider anzulegen, nicht einmal in der vorgeblichen
Privatsphäre ihrer Kabine. Er gab sich damit zufrieden, unter
der Alltagskleidung Reizwäsche zu tragen und ein ganz schwaches Make-up aufzulegen.
Tobias lebte in der ständigen Angst, sein Kameramann könnte einen Unfall haben und müßte zur Krankenstation gebracht
und dort untersucht werden. Er wußte genau, daß Kapitän Bartek es nicht verstehen würde.
Als hätte der Kapitän den letzten Gedanken gehört, legte er
endlich seine Miniaturgartenschere beiseite und wandte sich zu
seinen Besuchern um. Sein Gesicht blieb kalt und unnahbar,
während er sich Tobias und Flynn näherte, die trotz Ffolkes’
hektisch drängendem Rüstern keinerlei Anstalten machten, in
Habachtstellung zu gehen. Bartek blieb unmittelbar vor den
beiden Reportern stehen. Als er schließlich sprach, klang seine
Stimme leise und gelassen und verdammt einschüchternd.
»Ich habe Eure Berichterstattung über die Rebellion von
Technos III gesehen. Rein technisch betrachtet war sie angemessen, obwohl Eure Wahl des Materials einem Hochverrat
ziemlich nahe gekommen ist. Dieser Unsinn wird sich unter
meinem Kommando auf keinen Fall wiederholen. Die Rebellen
sind der Feind, und sie werden unter gar keinen Umständen als
etwas anderes dargestellt! Ihr werdet Eure Berichterstattung auf
die Siege meiner Truppen beschränken und alles andere ignorieren, solange Leutnant Ffolkes nicht ausdrücklich das Gegenteil sagt. Es wird keine Liveübertragungen geben, es sei denn,
ich ordne sie an. Der größte Teil Eurer Aufzeichnungen wird
später gesendet, und Ffolkes und ich werden persönlich jeden
Meter Film untersuchen, bevor wir ihn freigeben. Verstöße
gegen diesen oder einen anderen Befehl werden mit augenblicklicher Festnahme geahndet. Man wird Euch ersetzen und
bei unserer Rückkehr nach Golgatha den Prozeß wegen Hochverrats machen. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
»Vollkommen klar, Kapitän«, antwortete Tobias. Er lächelte
und nickte eifrig und beschloß insgeheim, Bartek stets so zu
filmen, daß er plump und dumm wirkte. Tobias störte sich
nicht im geringsten an Barteks Drohungen . Auf Technos III
hatte man ihm so ziemlich das gleiche gesagt, und auch dort
hatte es nichts genützt. Jeder halbwegs gute Reporter wußte,
daß nur eins zählte: Soviel Material nach draußen und auf so
zahlreiche Bildschirme zu schaffen, wie nur irgend möglich.
Später konnte man immer noch streiten, und zwar, wenn es für
die Verantwortlichen zu spät war, irgend etwas dagegen zu
unternehmen, ohne sich eine Blöße zu geben. Natürlich hatte
Tobias bisher noch nicht unter Bartek dem Schlächter gearbeitet. Der Mann hatte eine unübersehbare Neigung, Probleme
durch extreme Gewaltanwendung zu lösen.
»Kommt mit«, sagte Bartek unvermittelt. »Ich möchte, daß
ihr euch etwas anseht.«
Er stapfte an ihnen vorbei und verließ sein Quartier. Die Tür
hatte kaum genug Zeit, ihm aus den Füßen zu gleiten. Tobias
und Flynn tauschten einen verwirrten Blick aus und beeilten
sich, dem Kapitän zu folgen. Ffolkes rannte hilflos hinter ihnen
her, wie üblich.
Bartek marschierte durch einen Korridor nach dem anderen.
Er ignorierte die militärischen Grüße seiner Mannschaft und
stapfte tiefer und tiefer in einen Bereich des Schiffs, der für die
beiden Reporter normalerweise absolut tabu war. Tobias spürte
eine wachsende Aufregung. Seit sie an Bord gekommen waren,
hatte er durch Bluff, Bestechung und Drohung versucht, sich
Zutritt zu diesem Bereich zu verschaffen – ohne jeden Erfolg.
Jeder an Bord wußte, daß dort etwas Wichtiges versteckt wurde, eine Geheimwaffe für die Invasion; doch niemand wußte
etwas Genaueres. Und wer doch mehr

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