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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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schnitt schließlich eine Grimasse. »Hört Ihr das
Singen auch?« fragte sie.
Genau in diesem Augenblick brach eine Außenwand der Taverne ein. Die Ziegel polterten durcheinander, und draußen auf
der Straße war ein Haufen toter Soldaten zu sehen. Flammen
rasten auf die Bresche in der Mauer zu, wo sie dann von einer
unsichtbaren Macht aufgehalten und zur Seite gelenkt wurden.
Und dort, direkt vor der Bresche, standen singend Investigator
Topas und die Frau, die einst unter dem Namen Typhus-Marie
bekannt gewesen war. Die beiden machtvollsten Sirenen, die es
je im Imperium – oder besser außerhalb davon – gegeben hatte.
»Hab’ ich Euch’s nicht gesagt?« Donald Royal grinste Cyder
an. »Also schön, Leute! Wir verschwinden von hier! Packt alles Notwendige ein, und dann nichts wie raus durch das Loch
in der Mauer. Madeleine, Ihr helft mir mit Johana Wahn. Cyder, stellt diese verdammte Flasche weg, oder ich trete Euch in
den Arsch, daß Euch die Ohren wackeln.«
Inzwischen waren die Flammen überall. Die Luft war unerträglich heiß. Energielanzen krachten durch die Decke, als Johanas Schild zu bröckeln begann. Donald packte sie am Arm
und zerrte sie zur Lücke in der Wand. Inzwischen rannen ihr
wahre Blutströme übers Gesicht, und bei jedem Atemzug
spritzte Blut aus ihrem schmerzverzerrten Mund. Johanas Haut
schimmerte in einem leichenfarbenen Blauweiß, und ihre Hand
in der von Donald Royal war kalt und feucht. Sie sah aus wie
ein Leichnam, den man aufgewärmt und wieder hatte erstarren
lassen; aber irgendwie hielt sie ihren psionischen Schild noch
immer aufrecht und schützte die Rebellen, die aus der brennenden Taverne flüchteten. Ihre Schritte waren steif und unsicher,
und Donald mußte sie mit brutaler Gewalt zum Weitergehen
zwingen. Sie war nicht mehr imstande, mit ihm oder irgend
jemand anderem zusammenzuarbeiten, nicht einmal, wenn es
um die Rettung ihres eigenen Lebens ging. Ihre gesamte Welt
war auf die einfache Notwendigkeit geschrumpft, den Schild
zu erhalten, selbst wenn sie dabei sterben mußte. Donald schob
und zerrte sie zu dem Loch in der Wand, und er schleuderte sie
fast in die kalte Nacht hinaus.
Hastig kletterte er hinterher und hustete krampfhaft den
Rauch hinaus. Er fühlte sich alt und müde, und in seinem Kopf
drehte sich alles, doch er ließ sich nicht gehen. Noch nicht.
McVey half Chance, seine Schutzbefohlenen wieder auf die
Beine zu bringen, und gemeinsam führten sie die halb
wahnsinnigen Kinder zwischen sich durch das Loch in der
Wand hinaus auf die Straße. Chance zählte die Kinder immer
und immer wieder durch, um sicherzugehen, daß er auch ja
keines vergessen hatte. Sie weinten und schrien oder schluchzten einfach nur bebend, während Legions nicht enden wollender Schrei durch ihre Köpfe schnitt wie glühender Draht.
McVey blieb im Loch stehen und zählte alle durch, während
die letzten Rebellen an ihm vorbeihasteten. Einer fehlte.
McVey zwang sich so nah an die Öffnung, wie er nur konnte,
und starrte in den brennenden Raum dahinter . Der Zwerg Iain
Castle kauerte noch immer neben Lois Barrons Leichnam, der
zerschmettert unter dem herabgestürzten Deckenbalken lag . Er
hielt Lois’ tote Hand in der seinen und schaukelte sanft vor und
zurück . McVey rief seinen Namen, und Castle drehte sich gei
stesabwesend zu ihm um .
»Iain! Kommt hier herüber! Laßt Lois liegen! Ihr könnt
nichts mehr für sie tun . « McVey brüllte sich heiser, um das
Tosen der Flammen und die Motoren der Antigravbarken über
ihren Köpfen zu übertönen.
»Ich lass’ sie nicht zurück!« brüllte Castle zur Antwort. »Ich
lass’ sie nicht allein hier liegen!«
»Sie ist tot! Und wenn Ihr nicht macht, daß Ihr da rauskommt, seid Ihr bald genauso tot!« McVey widerstand dem
Impuls, vom Loch zurückzuweichen, obwohl die unvorstellbare Hitze seine Haut auf dem ungeschützten Gesicht und den
Händen Blasen werfen ließ. »Iain! Bitte! Ich will Euch nicht
auch noch verlieren!«
Castle nickte zögernd, rappelte sich auf und taumelte durch
den rauchgeschwängerten Schankraum auf das Loch in der
Wand zu. Er stapfte geradewegs durch die Flammen, als würde
er sie gar nicht bemerken, und stolperte mit brennenden Kleidern auf die Straße hinaus. McVey riß sich den Umhang von
den Schultern und hüllte Castle darin ein, um das Feuer zu ersticken. Neben ihm sank Johana Wahn unvermittelt zu Boden,
als wäre auf einen Schlag alle Kraft aus ihr gewichen. Ihr
Mund erschlaffte, und ihre Augen sahen

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