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Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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diejenigen, die es gern gefährlich
haben.«
»Was ist mit Ruby Reise?«
»Süße, das würden wir nicht wagen. Wir haben allerdings
mehrere Löwensteins für den SM-Bedarf. Möchtest du gern
deine eigene Doppelgängerin sehen?«
Diana blieb abrupt stehen und funkelte den falschen Owen
an, als er ebenfalls stehen blieb. »Hier gibt es jemanden mit
meinem Gesicht?«
»Nun, ja. Jede Berühmtheit hat irgendwann auch hier ihren
Auftritt. Unser Job ist es, Fantasien zu erfüllen, und da es die
Originale einfach nicht genug gibt, suchen die Leute hier das
Nächstbeste. Du erfreust dich einiger Nachfrage, weißt du?
Eine Menge Esper haben eine Schwäche für dich. Du wärst
überrascht.«
»Jetzt hör mir mal gut zu«, sagte Diana Vertue. »Ich möchte
meiner Doppelgängerin nicht begegnen. Ich möchte nicht, dass
überhaupt jemand meiner Doppelgängerin begegnet. Von diesem Augenblick an darf niemand, der mein Gesicht hat, mehr
irgendwo in einem Haus der Freuden arbeiten, falls ich nicht
ernsthaft verärgert sein soll. Du wärst überrascht, wie viel
Schaden ich anrichten kann, wenn ich ausreichend motiviert
bin.«
»Sprechen wir hier von Johana Wahn?«, fragte der falsche
Owen.
»Ganz eindeutig.«
»Ich sorge dafür, dass deine Botschaft den Vorstand erreicht.
Und ich möchte gern darauf hinweisen, dass es absolut keinen
Sinn hätte, mir zu drohen. Ich arbeite hier nur.«
»Los, geh weiter«, verlangte Diana, und sie setzten ihren
Weg fort. Nach einiger Zeit etwas gequälten Schweigens hatte
sich Diana so weit beruhigt, dass sie sich einer weiteren Frage
gewachsen fühlte. »Wohin genau gehen wir?«
»Ganz hinunter in den Keller«, antwortete der falsche Owen,
froh darüber, sich wieder auf nicht kontroversem Boden zu
bewegen. »Dein Kontaktmann … ist sehr schüchtern, was Begegnungen mit anderen Leuten anbetrifft. Tatsächlich ist er seit
Jahren nicht mehr öffentlich aufgetreten. Eine ganze Menge
Leute wissen nicht recht, ob es ihn überhaupt gibt. Wir befassen uns hier so intensiv mit Fantasien, dass es manchmal
schwer fällt, die Realität im Blick zu behalten. Ich bin ihm jedenfalls nie begegnet. Kenne auch niemanden, der es getan hat.
Hin und wieder meldet er sich bei einigen wenigen Auserwählten, um den wenigen Aufgaben nachzugehen, die er für nötig
hält. Vielleicht könnte man ihn als Exzentriker bezeichnen,
aber das sind wir hier gewöhnt. Und bitte, Süße: Keine weiteren Fragen nach ihm! Ich habe keine Ahnung, wer oder was er
ist oder warum er sich entschieden hat, in unserem Untergeschoss zu hausen, und ich möchte es auch gar nicht wissen.
Das, was man hier vor allem anderen lernt, ist, sich um den
eigenen Kram zu kümmern.«
Er blieb vor einer großen Holztür stehen, die einschüchternd
breit und massiv war, und öffnete das altmodische Schloss mit
einem großen Metallschlüssel. Die Angeln quietschten lautstark, als er die Tür mühsam aufstieß; dann bedeutete er Diana
mit einem Wink, sie möge eintreten. Sie leistete der Aufforderung erhobenen Hauptes Folge und fand sich in einer Folterkammer wieder. Die Wände bestanden aus grobem Mauerwerk, und hier und dort rann dunkles Wasser an ihnen herab.
Der Boden war ebenfalls aus Stein, rissig vor Alter und an
manchen Stellen durch alte Blutflecken verfärbt. Es war erstikkend heiß, und Diana spürte, wie ihr Schweißperlen aufs Gesicht traten. Ein großes metallenes Kohlenbecken stand in der
Mitte des Raums, und rotglühende Kohlenstücke darin erhitzten eine Sammlung von Brandeisen. Zur Ausstattung gehörten
auch eine ausgewachsene Folterbank und eine eiserne Jungfrau, und Peitschen und Ketten und sonstige Folterwerkzeuge
hingen einsatzbereit an den Wänden. Die Tür knallte hinter
Diana zu. Sie wirbelte herum, sah den falschen Owen direkt
vor sich, packte ihn am Hemd, hob ihn hoch und rammte ihn
mit dem Rücken an die geschlossene Tür. Die Augen quollen
ihm hervor, während er hilflos an ihren Händen und Armen
zerrte.
»Jetzt rede mal!«, verlangte Diana mit rauer Stimme. »Erkläre mir, warum du mich in einen Verhörraum geführt hast, oder
ich bringe dich gleich hier um!«
»Er i s t nicht real! Er ist nicht real!« Der falsche Owen wurde ganz rot im Gesicht. »Ehrlich, Liebes, versuche doch, nicht
ganz so brutal zu sein. Das hier ist eine Fälschung, genau wie
ich, für Kunden, deren Geschmack ein wenig düsterer ist als
üblich.«
Diana setzte ihn ab und musterte ihn streng. »Leute bezahlen

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