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Töchter auf Zeit

Töchter auf Zeit

Titel: Töchter auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Handford
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aufkommenden Spannung abzulenken. Tim und ich arbeiteten an einer neuen Speisekarte, da wir uns mehr auf Bioküche umstellen wollten. An diesem Tag stand die Verkostung mit unseren Fleisch-, Fisch-, Käse und Gemüselieferanten auf dem Programm.
    Immer wenn ich beschäftigt war, ging der Tag irgendwie vorüber. Doch in den kurzen Pausen kochte Panik in mir hoch und in meinem Kopf schwirrten Gedanken wie:
Was macht sie jetzt gerade? Hat sie jemand lieb? Warum dauert es so lange, bis wir Eltern unsere Babys in die Arme schließen können?
    Am ersten Freitag im November fuhr ich zu Claire. Wir wollten dann weiter ins Harvest fahren, um dort ihren und Ross‘ Hochzeitstag zu feiern. Ich öffnete die Doppeltür zum großen Foyer. Ein riesiger Gladiolenstrauß stand auf dem Rundtisch im Eingangsbereich. Mit einem Riesensatz sprang Maura mir in die Arme.
    »Tante Helen«, schnaubte sie. Sie trug nur ihre Unterhose, ihre Haare waren zu einem Dutt hochgesteckt. »Rate mal, was ich bin. Ein Puma!«
    »Und wo sind deine Anziehsachen?«
    »Brauch ich nicht, ich habe ein Fell.«
    »Ach so ist das«, meinte ich und strich ihr über den Rücken. »Was gibt es sonst noch Neues?«
    »An meinem Fenster war ein Marienkäfer, ich habe ihn fliegen lassen, aber weißt du, was dann passiert ist, Tante Helen? Er ist wieder durchs Fenster reingeflogen. Derselbe Käfer!« Mauras Augen wurden riesengroß.
    »Toll, mein Zwerg«, sagte ich, küsste Maura auf die Wange und stellte sie auf den Boden.
    Claire stand in ihrer Designerküche, die sie nach einem Foto von
Home & Design
eingerichtet hatte: ein Viking-Gasherd mit sechs Kochstellen und einem Doppelbackofen, ein Holzofen in der Ecke und ein Kühlschrank von Sub-Zero, eine professionelle Kochinsel und ein Terrakotta-Boden im italienischen Stil. Ihre durchgeplante Küche war tausendmal schöner als meine, obwohl ich die ausgebildete Köchin in der Familie war. Claire beugte sich über den Tresen und schrieb an der Liste von Dingen, auf die ihre Schwiegermutter achtgeben sollte, während sie auf Maura aufpasste.
    Ross und Claire standen finanziell gut da. Claire hatte ganz schön abkassiert, als sie ihr Finanzdienstleistungsbüro an ihren Partner verkauft hatte. Und sie erhielt noch immer eine Provision für das verwaltete Vermögen der Bestandskunden, wobei ich nicht genau wusste, was damit gemeint war. Auch Ross arbeitete in der Finanzbranche. Er machte vor allem in Kommunalobligationen.
    Tim und ich unterschieden uns insofern von meiner Schwester und meinem Schwager, als dass Geld für uns nie wichtig oder gar unser erklärtes Lebensziel war. »Solange uns unsere Leidenschaft zum Kochen ernährt«, lautete unser Spruch während unserer Auslandsreisen. Und später dann: »Wichtig ist, dass wir Spaß an unserem Beruf haben.« Damals waren wirwirklich davon überzeugt gewesen, dass diese Ziele genug waren: einander lieben und mit ein paar Dollar in der Tasche auf Reisen gehen. Doch jetzt lasteten Schulden im Doppelpack auf uns. Zum einen musste unser Haus abbezahlt werden und zum anderen der Kredit für unser Restaurant. Wenn es im Harvest weiter so gut lief wie bisher, nämlich dass wir jeden Tag Reservierungen hatten, sollte es in drei Jahren Gewinn abwerfen.
    Ich überließ Claire ihrem Katastrophenplan und trat hinaus auf die Veranda, wo Ross‘ Mutter Martha der kleinen Maura beim Schaukeln zusah.
    »Hast du eigentlich schon jemals babygesittet?«, nahm ich sie auf den Arm und zog sie an den Schultern an mich. Martha war eine begeisterte Sportlerin und hatte drei Söhne großgezogen. So schnell konnte sie nichts aus der Bahn werfen. Deshalb nahm sie im Gegensatz zu anderen Babysittern Claires »Anweisungen« nicht persönlich.
    »Hin und wieder«, witzelte Martha zurück.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob du das weißt, aber du solltest Maura nicht auf der Straße spielen und kein offenes Feuer machen lassen!«
    »Danke für den Hinweis, das schreibe ich mir gleich auf!«, lachte Martha und sah sich vorsichtig um, um sicherzugehen, dass Claire von unserer Frotzelei nichts mitbekam.
    »Sie ist an mich und meine Sprüche gewöhnt«, sagte ich.
    Martha lächelte mich an und meinte: »Sie kann nichts dafür, dass sie sich ständig über alles Mögliche den Kopf zerbricht und Gefahren wittert. Angst zehrt einen auf, und trotzdem kann man ihr nicht beikommen. Man kann sie eben nicht rationalisieren.«
    »Vermutlich habe ich mit ihren Ängsten zu tun«, sagte ich und dachte an einen Abend, an dem

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