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Toechter Aus Shanghai

Titel: Toechter Aus Shanghai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa See
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bringt er ihn normalerweise um. Wir haben Glück, dass wir stattdessen nur diesen Besuch erhalten.
    »Der Pockennarbige Huang hat mit Ihnen eine faire Vereinbarung zur Rückzahlung Ihrer Schulden getroffen«, fährt der Gangster fort. »Die Lage war kompliziert, aber er hat sich zugänglich gezeigt. Sie hatten Schulden, und er hat sich überlegt, was er mit Ihnen anfängt.« Der Schlägertyp hält inne und sieht
meinen Vater an. »Wollen Sie es denen da erklären« - lässig zeigt er in unsere Richtung, aber es wirkt dennoch bedrohlich - »oder soll ich das übernehmen?«
    Wir warten darauf, dass Baba etwas sagt. Da er den Mund nicht aufmacht, wendet sich der Schläger an uns.
    »Eine ausstehende Schuld musste beglichen werden«, erklärt er. »Zur selben Zeit ist ein Kaufmann aus Amerika zu uns gekommen, der Rikschas für seine Firma und Ehefrauen für seine Söhne gesucht hat. Der Pockennarbige Huang hat daher ein Dreiergeschäft in die Wege geleitet, von dem alle profitieren konnten.«
    Was Mama und May denken, weiß ich nicht, aber ich hoffe immer noch, dass Baba etwas tut oder sagt, damit dieser schreckliche Mann und seine Kumpane unser Haus verlassen. Ist das nicht Babas Aufgabe - als Mann, als Vater, als Ehemann?
    Der Anführer beugt sich bedrohlich zu Baba vor. »Unser Boss hat Ihnen befohlen, dem Alten Herrn Louie das zu beschaffen, was er braucht, und ihm Ihre Rikschas und Ihre Töchter zu überlassen. Sie hätten kein Geld zahlen müssen, und Sie und Ihre Frau hätten im Haus wohnen bleiben können. Herr Louie hätte Ihre Schulden bei uns mit amerikanischen Dollars beglichen. Jeder hätte bekommen, was er braucht, und alle wären am Leben geblieben.«
    Ich bin wütend auf meinen Vater, weil er uns belogen hat, aber diese Wut ist nichts im Vergleich zu meinem Entsetzen, denn nun ist nicht allein mein Vater derjenige, der die Vereinbarung gebrochen hat. May und ich waren Teil des Abkommens. Auch wir haben den Pockennarbigen Huang verärgert. Der Gangster verschwendet keine Zeit und kommt gleich auf diesen Punkt zu sprechen.
    »Es ist wohl wahr, dass unser Boss profitiert hat, aber ein Problem bleibt«, sagt er. »Ihre Töchter sind nicht an Bord des Schiffes gegangen. Was für eine Botschaft wird da an andere vermittelt, die Schulden beim Pockennarbigen Huang haben, wenn er Ihnen das durchgehen lässt?« Der Schläger wendet sich von meinem
Vater ab und lässt den Blick durch den Raum schweifen. Erst deutet er auf mich, dann auf May. »Das sind wohl Ihre Töchter, wie?« Er wartet die Antwort nicht ab. »Sie sollten in Hongkong zu ihren Ehemännern stoßen. Warum ist das nicht so geschehen, Herr Chin?«
    »Ich …«
    Es ist schon traurig zu wissen, dass der eigene Vater schwach ist, aber zu merken, wie jämmerlich er ist, das ist schrecklich.
    Ohne nachzudenken platze ich heraus: »Er kann nichts dafür.«
    Der Mann richtet seinen grausamen Blick auf mich. Er kommt zu mir an den Sessel, hockt sich vor mich, legt mir die Hände auf die Knie und drückt fest zu. »Wie kann das sein, kleines Mädchen?«
    Wie erstarrt halte ich den Atem an.
    May stürzt quer durch das Zimmer und stellt sich neben mich. Sie ergreift das Wort. Jeder Satz klingt wie eine Frage. »Weil wir nicht gewusst haben, dass unser Vater der Grünen Bande Geld schuldet? Weil wir dachten, er hätte nur Schulden bei einem Überseechinesen? Weil wir dachten, der Alte Herr Louie wäre nicht wichtig, sondern es wäre nur ein kurzer Besuch gewesen?«
    »Gute Töchter eines wertlosen Mannes sind Verschwendung«, verkündet der Anführer wie als Antwort. Er steht auf und tritt in die Mitte des Raums. Seine Gehilfen stellen sich neben ihn. An Baba gewandt sagt er: »Sie durften unter der Bedingung in diesem Haus bleiben, dass Sie Ihre Töchter in ihre neuen Familien schicken. Da Sie das versäumt haben, ist dies nicht länger Ihr Zuhause. Sie müssen von hier weg. Und Sie müssen Ihre Schulden zahlen. Soll ich Ihre Töchter gleich mitnehmen? Wir hätten durchaus Verwendung für sie.«
    Aus Angst davor, was Baba antworten könnte, mische ich mich ein. »Wir können immer noch nach Amerika fahren, es ist nicht zu spät. Es gibt noch andere Schiffe.«
    »Der Pockennarbige Huang mag keine Lügner. Ihr wart bereits einmal unehrlich, und wahrscheinlich lügt ihr jetzt auch.«

    »Wir tun, was Sie sagen, versprochen«, murmelt May.
    Wie eine Kobra schießt die Hand des Anführers vor, packt May an den Haaren und zieht sie zu sich. Er schiebt sein Gesicht ganz

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