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Toechter der Dunkelheit

Toechter der Dunkelheit

Titel: Toechter der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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innerlich. Das hier ist mein Bewusstsein, mein Kopf, verstanden?
    Wütend griff sie nach ihrer Magie, doch diesmal nicht, um sich in visionäre Träume zu versenken, sondern etwas höchst Gefährliches zu wagen. Das Gefängnis des bedauernswerten jungen Mannes befand sich in Roen Orm, im Königspalast. Kein einziger Ort in ganz Enra war besser geschützt gegen Angriffe jeder Art. Seit dem Beginn des Elfenkriegs war die magische Schutzbarriere um die Stadt beständig ausgebaut und verfeinert worden, dennoch war Maondny fest entschlossen, in diese Festung einzubrechen.
    Nun, wer träumt denn hier … Gut gelaunt, leise summend, schickte sie ihre magischen Gedanken los, streckte ihre Bewusstseinsfinger aus, tastete sich zu Roen Orms himmelhohen Stadtmauern aus weiß leuchtendem Gestein vor. Sie war in ihren Traumvisionen bei der Erbauung der Stadt dabei gewesen und wusste, diese Mauer war weder von den Göttern noch von unheimlichen einäugigen Riesen geschaffen worden, wie verschiedene Legenden behaupteten. Viele, unter ihnen ihr eigener Vater, würden für dieses Wissen um Roen Orms Geheimnisse alles geben, doch das war Maondny vollkommen gleichgültig. Die Götter hatten sie gelehrt, dass sie als Traumseherin nicht den Wünschen derer folgen durfte, die nicht begreifen konnten, welche Konsequenzen daraus erwachsen würden.
    Mittlerweile hatte sie einen Schläfer gefunden, einen Bettler, der im Schatten vor der Stadtmauer lag und vor sich hindöste, während er auf die Öffnung der schweren Tore wartete.
    Mühelos schlüpfte sie in seinen Geist. „Steh auf! “, befahl sie ihm. Trunken wankend kam der alte Mann auf die Beine und erreichte das Tor in genau dem Moment, als es aufgeschwungen wurde. Weitere Bettler, Händler und Bauern drängten hinein, nach
    kurzer Musterung und Ableistung des Torzolls gewährte man ihnen Einlass. Die Bettler mussten dabei nur den sogenannten Gildenpfennig zahlen, die wertloseste Münze der Roen Ormschen Währung. Die Bettlergilde hatte ihn eingeführt. Bettler erhielten diese Pfennige, wenn sie zu krank waren, auf der Straße zu sitzen, außerdem an Feiertagen, an denen das Betteln verboten war. Die winzigen dünnen Zinnscheiben waren mittlerweile im ganzen Land verbreitet. Die Besitzlosen entrichteten damit Steuern und Wegezölle. Es kostete zehn Gildenpfennige, um ein Maß Sauerbier zu kaufen, altbackenes Brot gab es schon für zwei.
    Einige Händler wurden am Tor beiseite gewunken. Wahrscheinlich besaßen sie schwache, magische Amulette, die bereits ausreichten, um die unsichtbaren Wächterzauber auszulösen, die solche Energien erspüren konnten. Man würde die Händler nach eingehender Prüfung in die Stadt lassen, und sich wohlgefällig darüber freuen, dass der Schutz vollkommen war. Niemand hielt Maondnys Bettler auf. Der magische Schatten, den ihre Gedanken warfen, blieb ungesehen.
    Wie gut, dass Vater mich nie gebeten hat, auf diese Weise zu spionieren, es ist leichter, als ich dachte! Er darf nicht wissen, was Roen Orm zu bieten hat. Es ist zu früh.
    Lautlos kichernd wechselte sie in ein neues Bewusstsein, drängte von einem Schläfer zum nächsten. Ein wacher Mensch hätte sie bemerken können, es war zudem einfacher, in einen träumenden Kopf vorzudringen. Sie berührte einige Dutzend Lebewesen verschiedener Völker. Die meisten besaßen ein trauriges Schicksal, fast alle Wege führten ins Unglück. Aber daran war Maondny gewöhnt, sie ließ sich davon weder ablenken noch aus der Hochstimmung reißen, die sie erfasst hatte. Ein ungewöhnliches Rätsel in der Gegenwart, das war neu, das hatte es nie zuvor gegeben! Sie konnte nicht direkt in das Königsschloss einbrechen, die Priester hätten sie sofort aufgespürt. Außerdem lauerte die Ahnung einer Vision am Rande ihres Bewusstseins – es war wichtig, langsam und bedächtig vorzugehen. Sich mit Bedacht in die ewige Stadt einzuschleichen.
    Vom Tor aus ging ihre Wanderung zu einer alten Frau. Deren Mann und Söhne gehörten alle zu den Stadtwächtern. Maondny erfuhr von der Sorge der Alten, ihrer Wut auf die Stadtoberen, die befohlen hatten, dass die Wächter und deren Familien direkt am Haupttor zu wohnen hatten, damit sie eifriger kämpften und nicht so rasch desertierten. Zwar waren noch nie Feinde bis in die Stadt eingedrungen, doch mehr als einmal war es knapp
    geworden. Viele Tote galt es zu beklagen, nicht nur durch die Elfenangriffe, sondern auch durch Unruhen innerhalb der Stadt. Der Enkel der Frau war seit Wochen

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