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Toechter der Dunkelheit

Toechter der Dunkelheit

Titel: Toechter der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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ist ein Wunder, dass sie überlebt hat, eine hohe Leistung zudem. Das Vierfache von dem ...“
    „Lass gut sein, Mutter“, murmelte Inani. „Ich nehme die Strafe an, in der Hoffnung, dass diese Geschichte damit ein Ende findet.“ Sie drehte sich zu Kythara um, ergriff deren Hand und schickte der Königin ihre Gedanken, ganz so, wie sie es immer mit ihrer Schlange hielt:
    „Wird meine Feindin sich erschrecken, wenn sie von dieser Strafe hört, oder triumphieren?“
    „Inani? Du kannst selbst Gedanken teilen, in solcher Deutlichkeit?“
    „Ja, warum? Was ist nun, was wird meine Feindin empfinden?“
    „Sie wird erschrecken, ich entferne dich für vier Wochen aus ihrer Kontrolle. Tatsächlich glaube ich aber, dass du in den Wäldern im Moment sicherer bist als hier bei uns. Hast du Angst?“
    Darüber dachte Inani einen Augenblick lang nach.
    „Nein. Ich freue mich auf den Wald. Meine Kyphra wird bei mir sein, und vielleicht kehrt auch mein Panther an meine Seite zurück, wenn ich ihn rufe.“
    Sie hatte ihren zweiten Vertrauten nicht mehr gesehen, seit er sie erwählt hatte. Er lebte nicht in diesen Wäldern, sondern weit entfernt, auf der anderen Seite des Nebels. Das Weibchen scheute vor den anderen Hexen zurück, es war kein Rudeltier, das beständige Nähe brauchte.
    Inani ging zurück nach Hause. Einiges wusste sie jetzt zumindest mit Sicherheit: Kythara war auf ihrer Seite, Ylanka war ein bösartiges Geschöpf, das jede Gelegenheit nutzte, Unheil zu stiften und ihre Mutter würde alles tun, um sie zu beschützen.
     Alles Dinge, die ich vorher schon wusste. Was hier passiert ist, und warum, verstehe ich deshalb trotzdem nicht!
     
    Das Siuta-Fest, auf das sie sich so gefreut hatte, nahm Inani kaum wahr. Wie alle anderen warf sie ihr Körbchen ins Feuer, versuchte, die Ängste und Sorgen zu verbrennen, so wie es der Sinn dieses Rituals war. Die Plagen des Winters sollten vergehen, das neue Jahr mit Hoffnung, gereinigt von Stillstand und alten Kümmernissen, begonnen werden. Doch sie spürte keine Befreiung, Pyas Segen schien fern. Auch die anderen Hexen wirkten weniger ausgelassen. Ihr Lachen klang weniger fröhlich, die Lieder trauriger, als es hätte sein können. Die Gespräche versanken häufig zu einem Flüstern, unzählige Blicke stahlen sich zu Inani, die abseits auf einem Findling hockte und stumm in das Feuer starrte. Ihr Vertrauter wand sich derweil um ihre Hüfte, durch die Wärme munterer als gewöhnlich.
    „Sie ist eine Schönheit“, wisperte eine Stimme hinter ihr. Alanée setzte sich neben sie und strich über den dunkelgrün geschuppten Leib. Es waren die größten Schlangen, die es in ganz Enra gab. Kyphras galten als Würgeschlangen, obwohl sie ein starkes, tödliches Gift besaßen.
    „Es ist, soweit ich weiß, noch nie geschehen, dass solche Schlangen zum Vertrauten wurden. Eine solche prachtvolle Belliasma ist mir noch nicht untergekommen.“
    Aufmerksam musterte Inani die ältere Frau. Wenn Alanée ein Kosewort aus ihrer Muttersprache verwendete, zeigte das gewöhnlich, wie angespannt sie war.
    „Deine Mutter hat sich bereits zurückgezogen, willst du nicht zu ihr gehen?“
    „Gleich. Ich will noch ein wenig hier am Feuer bleiben. Meine Feindinnen sollen nicht denken, dass ich mich vor ihnen fürchte.“
    „Tapfer gesprochen, doch wenn du hier einsam vor dich hinbrütest, beeindruckt das niemanden.“
    „Soll ich etwa tanzen?“, murrte Inani gereizt.
    „Natürlich nicht. Geh zu deiner Mutter, sie wartet auf dich. In ein paar Stunden werdet ihr getrennt werden.“
    „Was willst du von mir?“
    „Mich von dir verabschieden.“ Alanée seufzte tief. „Auch, wenn sich zwischen uns etwas zu ändern scheint, ich werde mich um dich sorgen und an dich denken. Meine guten Wünsche werden dich begleiten.“ Sie beugte sich vor und küsste Inani links und rechts auf die Wangen. „Kehre gesund zurück.“
    Inani nickte nur stumm und blickte der schlanken Gestalt nach, als sie sich unter die Feiernden mischte.
    „Lügen“, dachte ihr Vertrauter, zischelte dabei drohend.
    „Ja. Aber ist alles eine Lüge? Ist die Wahrheit nicht viel gefährlicher? Ist sie meine Feindin?“
    Nachdenklich streichelte sie die kühlen Schuppen des geschmeidigen Tieres, stand dann auf. Zeit, zu ihrer Mutter zu gehen und Trost zu suchen.
    Und Trost zu geben.
     

9.
     
    „Der Feind meines Feindes ist nicht immer mein Freund.“
    Motto der Königsfamilie von Roen Orm
     
    M aondny schreckte hoch. Ein

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