Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
Vom Netzwerk:
Ein wild aussehender Rastafari stand gegen die Spüle gelehnt da und rauchte eine Zigarette. Er schien weder überrascht zu sein, zwei Cops zu sehen, noch wirkte er besonders eingeschüchtert durch ihren Anblick.
    »Können wir euch helfen, Leute?«, fragte er. Ein Jamaikaner.
    »Kennt einer von Ihnen J. C. Damon, meine Herren?«
    Der Irokese sagte nichts. Der Rastafari zog an seiner Zigarette. »J.C.? Klar.«
    »Haben Sie ihn heute schon gesehen?«
    »Nein, heute nicht.«
    Parker ließ seinen Blick langsam durch den Raum wandern, den die Kuriere offensichtlich für sich reklamiert hatten. Zwei Fahrräder, die den Eindruck machten, als würden sie viel benutzt, lehnten an der Wand. Auf der Arbeitsplatte lagen Fahr-radteile, Bierflaschen und Coladosen herum. Von der Küchenausstattung war nicht mehr viel zu sehen. Dort, wo einmal mehrere Geräte gestanden haben mussten, befand sich nun ein angeschmutzter alter, ehemals weißer Kühlschrank. An der Stelle des Herdes stand ein hässliches, grünes Sofa. Neben der Hintertür waren ein Tisch und einige nicht dazu passende Stühle zu sehen, auf dem Tisch lagen Zeitschriften und dazwischen irgendwelche Papiere herum. In der Mitte befand sich eine Radkappe, die als Aschenbecher diente.
    »Wissen Sie, wo er wohnt?«
    Der Rastafari schüttelte den Kopf. »Was wollen Sie denn von ihm, Mann?«
    Parker zuckte mit den Achseln. »Er ist gestern Abend möglicherweise Zeuge eines Verbrechens geworden.«
    Keine Reaktion.
    Ruiz trat auf den Irokesen zu. »Was ist mit Ihnen? Haben Sie auch etwas zu sagen?«
    »Ich weiß nichts, von niemandem.« Das Kinn in die Höhe gereckt. Er konnte nicht fliehen, er konnte sich nicht verstecken, deshalb versuchte er es jetzt mit Arroganz. »Hübscher BH.«
    Ruiz rückte das Revers zurecht. »Der Typ arbeitet hier, da werden Sie ihn ja wohl kennen, Witzbold.«
    »Ich hab nicht gesagt, dass ich ihn nicht kenne. Ich hab nur gesagt, dass ich nichts von ihm weiß.«
    »Würden Sie etwas von ihm wissen, wenn ich Sie hier gegen die Wand drücke und Dope in Ihren Taschen finde?«
    Der Irokese zuckte mit den Achseln. Parker schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen. »Ich muss mich für meine Partnerin entschuldigen. Sie geht schnell in die Luft. Es gibt eine Beschwerde nach der anderen über sie.«
    Ruiz durchbohrte ihn mit einem Blick. »Er verschwendet unsere Zeit. Was wollen Sie denn tun? Rumstehen und einen Joint mit ihnen rauchen?«
    »Das wäre gegen die Vorschriften«, sagte Parker leichthin.
    Sie bedachte ihn mit irgendeinem spanischen Schimpfwort.
    Der Rastafari stieß Rauch durch die Nase aus. »J. C. Wir nennen ihn Lone Ranger.«
    »Warum Lone Ranger?«, fragte Parker. »Trägt er einen Cowboyhut? Führt er eine Silberkugel mit sich? Lebt er mit einer Indianerin zusammen?«
    »Weil er am liebsten allein ist.«
    »So allein kann keiner sein, dass man nichts von ihm weiß.«
    Der Kurier schob sich von der Spüle weg. Sein Kopf mit den beeindruckenden graubraunen Dreadlocks saß auf einem riesenhaften Körper. Die festen Muskeln, überzogen von schwarzem Spandex, sahen aus, als wären sie von einem meisterhaften Bildhauer aus Stein gehauen worden. Er ging zu dem Radkappenaschenbecher, seine Fahrradschuhe klackten auf dem Betonboden.
    »Der schon«, sagte er.
    Parker zückte seine Brieftasche, zog eine Visitenkarte heraus und ließ dabei einen Packen Geldscheine aufblitzen. Er warf die Karte auf den Tisch zu dem Irokesen. »Sagen Sie ihm, dass er sich bei mir melden soll, wenn Sie ihn sehen.«
    Er steckte die Brieftasche wieder weg und ging zur Hintertür. Ruiz rannte ihn fast über den Haufen, als sie sich an ihm vorbeidrängte, um sich vor ihm aufzubauen.
    »Was sollte das denn?« Sie sprach leise, aber ihr Ton war scharf.
    »Was?«
    »Sie hätten mir helfen können. Mir bei dieser Drogensache Unterstützung geben können. Wir hätten diesen kleinen Stinker schon weich gekriegt.«
    Parker betrachtete zwei Fahrräder, die an einem Gaszähler festgekettet waren. »Das hätte ich machen können. Aber ich mag solche Spielchen nicht. Es ist mein Fall, daher folgen wir meiner Vorgehensweise. Bei Ihren Fällen können Sie meinetwegen so viele Leute vor den Kopf stoßen, wie Sie wollen.«
    Die Gasse sah aus wie alle Gassen in Downtown, eine enge, dreckige Schlucht zwischen Ziegelsteinbauten. Der Streifen Himmel über ihnen hatte die Farbe von Ruß. Auf den wenigen Parkplätzen hinter den Läden drängten sich die Autos und Transporter aneinander wie

Weitere Kostenlose Bücher