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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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geheimnisvollen Zahlungen von Jenson Computer, die am Ende des Jahres erfolgen sollten, waren ein typisches Beispiel. Ich bezweifelte, daß sie je eingehen würden, und hielt es daher für besser, nicht mit ihnen zu rechnen. Immerhin hoffte ich, daß auf die Zahlung in drei Monaten Verlaß war.
    Willie sah mir meine Gedanken an. Wieder rang er die Hände.
    Aber immerhin reichte das Geld noch bis August.
    Als Richard mich anrief, hatte ich vermutet, die Liquiditätsprobleme der Firma seien sehr viel dringlicher, eine Sache, bei der es um Tage, nicht um Monate gehe. FairSystems’ Probleme waren beträchtlich, gewiß, aber sie lieferten keine Erklärung für seine Eile.
    »Richard hat mich ein paar Tage vor seinem Tod angerufen«, sagte ich zu Willie. »Er wollte mich in einer ganz dringenden Angelegenheit sprechen. Haben Sie irgendeine Ahnung, was das gewesen sein könnte?«
    Willie dachte einen Augenblick nach und schüttelte dann den Kopf. »Ich wüßte nicht. Mir gegenüber hat er nichts Derartiges erwähnt.«
    »Also akute Liquiditätsprobleme waren es nicht?«
    »Ich glaube nicht. Wie Sie sehen, haben wir immer noch zweihunderttausend Pfund auf der Bank. Das ist zwar nicht viel, hält uns aber immerhin noch ein paar Monate über Wasser, vor allem wenn die Jenson-Zahlungen eingehen.«
    »Könnte es um den Handel mit FairSystems-Aktien gehen?«
    »Möglicherweise«, sagte Willie. »Er hat mich um Informationen über unser Aktienbuch gebeten. Aber das war vor drei Wochen.«
    Also kurz bevor Richard zum erstenmal mit Karen und mir über seinen Verdacht gesprochen hatte.
    »Danach nicht mehr?«
    Willie dachte einen Augenblick nach. »Nein.«
    »Okay«, sagte ich. »Können Sie mir zeigen, was Sie Richard gezeigt haben?«
    »Gewiß. Aber ich glaube nicht, daß es Ihnen was nützt.«
    Aus einem Schrank hinter sich zog Willie einen Aktenordner, öffnete ihn und reichte ihn mir. »Das ist das Aktienbuch.«
    Einige Angaben bedurften keiner Erklärung. Die wichtigsten Aktionäre des Unternehmens waren ausgewiesen. Insgesamt waren zwei Millionen Aktien im Umlauf. Noch war Richards Anteil ungeteilt eingetragen: achthunderttausend Aktien oder vierzig Prozent des Unternehmens. Nach der Aufteilung dieses Anteils würde ich mit 23,75 Prozent der größte Aktionär sein, gefolgt von meinem Vater mit zwanzig Prozent. Die anderen namentlich aufgeführten Aktionäre waren Walter Sorenson mit vier Prozent, Karen Chilcott mit 3,75 Prozent, Rachel Walker mit 3,5 Prozent, David Baker mit zwei Prozent und William Duncan mit einem Prozent. Es gab noch ungefähr fünfhundert weitere Aktieninhaber, aber die wurden alle als »Wagner-Phillips-Klienten« und jeweils durch eine Zahl bezeichnet.
    »Wer sind diese Leute?« fragte ich und zeigte auf die Zahlen, die zehn Seiten füllten.
    Willie erläuterte: »Wie Sie wissen, haben wir die Aktien im letzten November öffentlich an der NASDAQ angeboten. Kennen Sie die NASDAQ?«
    Ich nickte. Schließlich hatte ich selbst Richard vorgeschlagen, sein Glück an der NASDAQ zu versuchen, als seine englischen Makler kalte Füße bekommen und von der Plazierung an der Londoner Börse Abstand genommen hatten. Die NASDAQ war auf den Aktienhandel rasch wachsender Unternehmen spezialisiert. Microsoft und Genetech gehörten zu ihren legendären Erfolgen. Im Laufe der Jahre waren auch ausländische Aktien hinzugekommen, häufig von Unternehmen, die noch so neu im Geschäft waren, daß sie an den heimischen Börsen nicht landen konnten.
    »Nun, in den Vereinigten Staaten sind die Vorschriften zur Aktienregistrierung anders als bei uns«, fuhr Willie fort. »Die Aktieninhaber bei der Plazierung tauchen im Aktienbuch unter ihrem eigenen Namen auf. Doch alle, die Aktien während des öffentlichen Zeichnungsangebots erwerben, wickeln das Geschäft über ein anonymes Konto bei ihrem Makler ab, der in diesem Falle fast immer Wagner Phillips ist.
    Hinter einigen dieser Zahlen verbergen sich Mitarbeiter von FairSystems, die während des Zeichnungsangebots Aktien erworben haben.« Willie deutete auf eine Reihe von Zahlen. Insgesamt waren es etwa zwanzig. Kein schlechter Schnitt, wenn man bedenkt, daß es damals nur fünfzig Mitarbeiter gab. »Alles in allem halten sie rund zwei Prozent.«
    »Und die anderen?«
    »Alles Kunden von Wagner Phillips.«
    »Wie kann ich herausfinden, wer sie sind?«
    »Wir können Scott Wagner fragen«, sagte Willie. »Er kommt nächste Woche her. Wenn er hier ist, können wir uns mit ihm

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