Tödliche Aspekte Kommissarin Julia Sanders 2. Fall (Krimis aus Schleswig-Holstein) (German Edition)
Schreck.
Julia saß plötzlich kerzengerade im Bett. Sie hatten die beiden Kummerbrüder
total vergessen. Andrea hatte einen Termin mit Jörg Kummer verabredet, und sie
hatten ihn vergessen. Sie ärgerte sich, und das bedeutete, dass sie die nächste
halbe Stunde nicht einschlafen würde.
Wie gerädert wachte Julia am nächsten
Morgen auf. Der erste Gedanke, der ihr durch den Kopf ging, war der verpasste
Termin. Sie war noch immer verstimmt, Julia die Korrekte, so hatten ihre Mitschüler
sie stets geärgert. Andrea, die gerade an der Tür klingelte, bekam ihre schlechte
Laune sofort zu spüren.
„Rate mal, was wir gestern vergessen
haben?“, fragte sie die Kollegin mit einer Spur von Schärfe in den Worten.
Andrea überlegte angestrengt, auf einmal fiel es ihr ein.
„Verdammt die Kummerbrüder. Ich ruf
nachher gleich mal bei Jörg Kummer an. Vielleicht können wir ja heute kommen.“
„Gut. Mir fiel es gestern Abend im Bett
ein. Ich habe die halbe Nacht nicht geschlafen.“ Andrea legte ihre Hand auf
Julias Arm.
„Wir sind doch auch nur Menschen. Noch
einmal passiert uns das nicht. Verlass dich darauf.“ Hoffentlich , dachte
Julia. Der nächste Termin bei Jörg Kummer sollte an diesem Nachmittag stattfinden.
„Willst du heute Morgen dir den Kummer noch einmal vornehmen?“ Julia schüttelte
den Kopf.
„Ich denke wir sollten warten, bis wir
mit den Brüdern gesprochen haben. Möglicherweise erhalten wir neue Erkenntnisse.
Wir fahren erst einmal in die Wohnung von Bea Schuster, um die Fotos zu holen.“
Jedoch erlebten die beiden eine böse Überraschung, als sie die Schublade der Anbauwand
öffneten. Sie war leer.
„So ein Mist. Warum haben wir die Fotos
nicht sofort mitgenommen. Ist wohl klar, wer vor uns hier war. Aber die muss er
sich geholt haben, bevor er mit seiner Mutter und seinem Onkel geflüchtet war. Seitdem
sitzen die Drei in Untersuchungshaft. Nur Fingerabdrücke hier zu sichern hat
wenig Zweck, weil er hier ein- und ausging. Die werden überall zu finden sein.
Wie sagt man so schön, das war ein Satz mit x.“ Missmutig stiegen Julia und
Andrea ins Auto. „Gut warten wir ab, was die Brüder uns zu der Beziehung
zwischen Dirk und Bea zu sagen haben.“
„Zurück
zum LKA?“, fragte Andrea. Julia nickte verdrossen. Sie ärgerte sich mal wieder
über sich selbst.
Julia saß an ihrem Schreibtisch und
blätterte Akten durch, ungelöste Fälle, bei denen die Verbrecher davongekommen
waren. Beweise fehlten, das war in den meisten Fällen die Ursache. Nur auf
Indizien konnte man sich nicht stützen. Julia atmete tief durch. Die Brüder
Kummer würden ihren Bruder mit Sicherheit nicht belasten. Vielleicht sagten sie
unbewusst etwas, woraus man ihm einen Strick drehen konnte. Julia war sich
sicher, dass Dirk Kummer seinen Vater und dessen Freundin getötet hatte. Das
Motiv: krankhafte Eifersucht und Hass auf seinen Vater. Wenn sie ihm das
nachweisen könnten.
„Gehst du heute Abend zur Eröffnung?“,
fragte Andrea unvermittelt. Julia hob ihren Kopf.
„Welche Eröffnung?“
„Na Eröffnung der Kieler Woche.“
„Glaube nicht. Habe bisher keine große
Lust. Ist doch immer dasselbe jedes Jahr.“
„Du beschäftigst dich zu viel mit unserem
Fall.“ Julia lächelte säuerlich.
„Von welchem der drei Fälle sprichst
du?“ Sie wusste genau, dass Andrea Dirk Kummer meinte. Dass er und sein Onkel
von den Geschäften des Vaters und Schwagers wussten, würden sie ihnen nicht
nachweisen können. Obwohl es offensichtlich war, dass sie in die Sache
verwickelt waren.
„Du weißt, was ich meine stimmt‘ s?“
Julia nickte. Sie lehnte sich zurück.
„Wenn wir unsere Fälle geklärt haben und
die Beteiligten hinter Schloss und Riegel sitzen, dann brauch ich erst mal Urlaub.
Zwei oder drei Wochen kein Mord, kein Raub, nur Sonne, Berge und Wasser.“
Andrea lachte.
„Wann wird das sein? Im Winter?“ Julia
setzte sich aufrecht.
„Du glaubst doch wohl nicht, dass ich
noch ein halbes Jahr an diesen Fällen arbeiten will.“
„Lassen wir es auf uns zukommen“,
erwiderte ihre Kollegin.
„Sag mal Andrea, um welche Zeit haben
wir uns mit Jörg Kummer verabredet?“
„Er sagte, 15 Uhr würde ihm gut passen.
Dann sei auch sein Bruder da. Es ist jetzt 14 Uhr.“
„Dann
lass uns in einer halben Stunde losfahren. Wenn es auch nicht weit ist, aber
wer weiß, wie stark der Verkehr ist.“ Andrea wusste, dass Julia keine Ruhe
hatte. Sie wollte Dirk Kummer hinter Gittern wissen, zumal sie
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