Tödliche Aspekte Kommissarin Julia Sanders 2. Fall (Krimis aus Schleswig-Holstein) (German Edition)
die
Kummerfamilie ohne Beweise nicht länger festhalten konnten. Der einzige Tatverdächtige
in diesem Fall war Dirk. Hoffentlich setzte sie nicht zu große Hoffnungen in
die Brüder. Julia schloss die Akten ein, die sich noch zuvor auf ihrem
Schreibtisch stapelten. Wenige Minuten später saßen sie in ihrem Auto, das sie
endlich dem Freund von Philip abgekauft hatte. Sie wollte einen Schlussstrich
unter die Sache mit Philip ziehen, und sein Freund gehörte nun einmal dazu.
Eine viertel Stunde später kamen sie in
der Muhliusstraße an. Julia wusste, dass es schwierig sein würde einen
Parkplatz zu finden. Doch was sie vorfanden, übertraf noch diese Einschätzung.
Jede noch so kleine Lücke war zugeparkt, ein Smart hatte sich quer
hineingedrängt.
„Julia da vorne, da fährt einer ‘raus,
schnell, bevor ein anderer das sieht.“ Julia gab Gas und schon gehörte der
Platz ihnen.
„Welche Hausnummer?“, fragte Julia.
„10“, gab Andrea kurz zurück. Die Häuser
in der Straße wurden vor dem Zweiten Weltkrieg gebaut. Gepflegte Fassaden mit
weißem Stuck verliehen ihnen ein elegantes Aussehen. Den Klingelschildern
konnte man entnehmen, dass es sich hier fast ausschließlich um
Wohngemeinschaften handelte. Rasch hatten sie die zweite Etage des Hauses
erreicht. Jörg Kummer hatte die Tür bereits geöffnet, als die beiden Polizistinnen
die letzte Stufe erreichten.
„Hallo Herr Kummer, schön, dass Sie Zeit
für uns haben“, meinte Julia. „Meine Kollegin hat Ihnen am Telefon erzählt,
worum es geht?“ Er nickte.
„Nehmen Sie doch Platz. Im Einzelnen ist
mir noch nicht klar, was Sie von mir hören wollen.“ Es klingelte an der
Haustür. „Das wird Fabian sein, entschuldigen Sie.“ Sie hörten im Flur Stimmengemurmel.
Fabian kannten sie von ihrem Besuch in der Villa. „Gut dann erzählen Sie mal, worum
es geht.“ Julia räusperte sich und fiel gleich mit der Tür ins Haus.
„In welchem Verhältnis standen Ihr
Bruder Dirk und Bea Schuster?“ Die Brüder sahen sich an.
„Sie meinen, ob sie ein Paar waren?“,
fragte Fabian. Julia nickte.
„Genau, wir haben in Bea Schusters
Wohnung sehr vertraute Fotos gefunden.“
„Dürfen wir die mal sehen?“, fragte
Jörg. Julia warf Andrea einen Blick von der Seite zu.
„Es ist schon recht merkwürdig“;
erwiderte Julia. „Als wir heute noch einmal in die Wohnung gingen, waren sie verschwunden.
Können Sie sich einen Reim darauf machen? Ich meine, dass Sie Ihren Bruder
nicht belasten wollen, ist mir schon klar.“ Fabian nickte seinem Bruder zu und
Jörg begann zu erzählen:
„Dirk war schon immer der, der das Sagen
bei uns hatte. Fabian und ich wurden von ihm stets unterdrückt. Er fühlte sich
immer sicher, weil er der Liebling unserer Mutter war. Dirk ist der älteste von
uns und unserem Vater sehr ähnlich, obwohl die beiden sich nicht ausstehen
konnten.“
„Und trotz allem arbeitete er in der
Firma Ihres Vaters?“ Fabian grinste spöttisch.
„Er hat nie etwas gelernt, hat die Schule
abgebrochen und da lag es nahe, dass er in die Firma einsteigen würde.
Irgendein Posten würde sich schon finden lassen. So wurde er zum Juniorchef.
Bea arbeitete bereits in der Firma, als Dirk dort anfing. Er verliebte sich in
sie und sie sich in ihn. Schließlich würde Dirk einmal die Firma erben, dachte
sie zumindest. Unser Vater hatte jedoch schon frühzeitig sein Testament
geschrieben, und Dirk wurde darin nur mit seinem Pflichtteil bedacht.“
„Wusste Ihr Bruder darüber Bescheid?“
Jörg nickte.
„Unser Vater hat keinen Hehl daraus
gemacht, was er von ihm hielt. Eines Abends rief er uns Geschwister zusammen
und hat uns darüber aufgeklärt, wer was erben würde. Dirk kam dabei eindeutig
am schlechtesten weg. Er sollte nur seinen Pflichtteil bekommen. Das machte
seinen Hass auf Vater nur noch größer. Als er dann zufällig dabei erfuhr, dass
Bea auch mit Vater ins Bett ging, brachte es das Fass zum Überlaufen. Es gab
einen heftigen Krach, bei dem Vater Dirk hinauswarf und meinte, dass er gar
nicht mehr in der Firma erscheinen müsse.“
„War das der Abend vor dem Crash?“,
fragte Julia. Die beiden Brüder nickten. „Halten Sie Ihren Bruder für fähig,
Ihren Vater und die Freundin kaltblütig zu ermorden?“ Fabian senkte den Kopf
und nickte.
„Dirk rannte wütend aus dem Zimmer. Ich
bin ihm nach, um ihn zu beruhigen. Ich sagte ihm, dass Vater es bestimmt nicht
so gemeint hatte. Er lachte zynisch und meinte: Der Alte wird schon sehen,
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