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Toedliche Blumen

Toedliche Blumen

Titel: Toedliche Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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würde wohl eher keine ausufernden Diskussionen nach sich ziehen. Und selbst der junge Mann, der auf Klaras Platz saß, wurde hellhörig. Dieses Thema gehörte nämlich zu seinen Hobbys. Die Männer begannen ihre Erfahrungen und ihr Wissen über alte Loks auszutauschen. Große, schwere und antriebsstarke weckten die größten Gefühle. Sie erinnerten sich an Schienenstrecken, die verlegt und wieder abgerissen worden waren, Ortschaften an den unterschiedlichsten Bahnlinien, die gewachsen oder verschwunden waren, verschiedene Brennstoffe, die aufkamen und wieder abgeschafft wurden. Veronika wurde ebenso in das Gespräch einbezogen, auch wenn sie nicht so viel zum Thema beizutragen hatte. Sie hörte lieber gespannt zu. Unterdessen passierten sie Älmhult, Osby und Hässleholm in eine interessante Unterhaltung vertieft, ohne dabei auch nur ansatzweise das leidige Thema Zugverspätungen gestreift zu haben. Die nächste Station hieß Eslöv, und danach hielten sie schon in Lund. Klara quengelte ein wenig, weil sie geweckt wurde, und der junge Mann half ihr beim Aussteigen mit der Kinderkarre.
    Schon als sie auf den Bahnsteig trat, spürte sie, dass der Frühling hier bereits Einzug gehalten hatte. Skåne war mindestens zwei Wochen weiter, was die Vegetation betraf. Cecilia stand am Gleis und wartete auf sie, groß und schlank und fröhlich. Veronika wurde plötzlich gewahr, dass sie ihre älteste Tochter in gewisser Weise immer vermisste. Sie war unendlich froh darüber, sie zu sehen.
    Die Gedanken an ihren Job hatte sie irgendwo um Älmhult herum hinter sich gelassen, und sie fühlte sich leicht wie eine Feder, als sie Cecilia umarmte. Klara schaute stumm und abwartend abwechselnd ihre Mutter und die ihr unbekannte Frau an, die sie nicht so recht einzuordnen wusste, und begann schließlich aus voller Kehle zu brüllen.
    Veronika nahm sie hoch.
    »Das ist Cecilia«, erklärte sie ihr. »Deine Schwester.«
    Cecilia lächelte und strich ihr über die Wange.
    »Das wird sich schnell geben«, vermutete Veronika, klemmte ihre Tasche auf den Gepäckträger von Cecilias Fahrrad und setzte Klara in die Karre.
    Sie verließen den Platz vor dem Bahnhofsgebäude, auf dem sich Fahrräder und Taxis in einem lebhaften Treiben drängelten, und spazierten in Richtung Süden am Stadtpark entlang, bis sie zu den hohen Häusern mit der eleganten Adresse Gyllenkroks allé kamen, die um die Jahrhundertwende erbaut worden waren. Die Entfernung zum berühmten Dom der Stadt war so gering, dass man nahezu dorthin spucken konnte.
    Cecilia teilte sich mit zwei Studienkollegen eine Vierzimmerwohnung, die sie von einer Forscherfamilie, die zurzeit in den USA lebte, gemietet hatten. Übers Wochenende stand ein Zimmer leer. Dort stellten sie erst mal die Tasche ab und machten sich dann zu einem gemütlichen Spaziergang durch den Stadtpark auf, beobachteten die Enten im Weiher und gingen später zum Spielplatz, wo Klara schaukeln und zusammen mit anderen Kindern spielen konnte.
    Danach schlenderten sie langsam wieder nach Hause, genehmigten sich ein Glas Wein, und Veronika bezog das Bett, das sie mit Klara teilen würde. Dann begannen sie zu kochen. Veronika rief Claes an, der gerade in Stockholm angekommen war, und erfuhr, dass es ihm gut ging. Sie schaltete schließlich ihr Handy ab, goss sich ein weiteres halbes Glas Wein ein und stellte fest, dass auch sie sich wohl fühlte. Abwechselnd warf sie einen Blick auf Klara und das Essen auf dem Herd. Im Übrigen konnte Cecilia inzwischen viel besser kochen, als sie selbst es jemals gelernt hatte, wozu im Prinzip nicht gerade viel gehörte.
    In dieser Nacht schlief Veronika wie ein Stein und wachte nicht einmal davon auf, dass Klara neben ihr rumstrampelte.
    Exakt um zweiundzwanzig Uhr vierundfünfzig ging bei Lennie Ludvigson, der Telefondienst hatte, eine Vermisstenmeldung ein. Es handelte sich um ein fast elfjähriges Mädchen mit dem Namen Viktoria. Ihre Mutter rief von zu Hause aus an.
    Ludvigson informierte Conny Larsson, der mit dem Polizeiwagen Streife fuhr und irgendwo in der Stadt oder den Außenbezirken unterwegs war, und bat ihn, die Adresse anzusteuern. Solvägen vierunddreißig.
    Larsson und seine Beifahrerin, Polizeiaspirantin Lena Jönsson, wendeten beim Schiffsanleger Skeppsbron und machten sich unmittelbar auf den Weg. Der Wagen glitt langsam durch die Dämmerung, da die Straßenbeleuchtung im Hafen recht spärlich war. Das Meer breitete sich schwarz zu ihrer Linken aus, und vor dem

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