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Toedliche Blumen

Toedliche Blumen

Titel: Toedliche Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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fingerte an dem rosafarbenen Kuvert herum und öffnete es. Darin lag eine Einladung. Tessan würde eine Geburtstagsparty geben. Und Lina war eingeladen, stand dort. In großen silbernen Buchstaben. Sie war zu Tessans Fest eingeladen, was nie zuvor geschehen war. Natürlich würden ebenso Elin und Mia kommen. Und viele andere Mädchen aus ihrer Klasse. Sogar einige Jungen. Eben diejenigen, die einander regelmäßig zu Partys einluden.
    Sie fummelte an ihrer Einladungskarte herum. War sich im Klaren darüber, dass sie eine fröhliche Miene aufsetzen musste. Tessans Blick durchbohrte sie.
    »Freust du dich etwa nicht?«, fragte sie enttäuscht, und ihr Mund zog sich zu einem Strich zusammen.
    »Doch«, nickte Lina, traute sich dabei jedoch nicht, Tessan in die Augen zu schauen, weil sie überhaupt nicht in der Lage war, sich zu freuen. Sie war eher verwirrt.
     
    Es war zehn Uhr. Das Polizeigebäude war in einen grauen Regenschleier gehüllt. Das Team um Louise Jasinski war gerade dabei, die Besprechung über das vermisste Mädchen zu beenden, das immer noch nicht aufgefunden worden war. Sie war nun bereits seit drei Tagen verschwunden. Im Raum herrschte eine beklemmende und gleichzeitig rastlose Stimmung. Die Zeit war dabei, ihnen davonzulaufen. Die Polizisten führten einen ungleichen Kampf gegen die Uhr. Die Unruhe nagte an ihnen. Handlungsbedarf machte sich breit. Alle wollten in irgendeiner Form aktiv werden, anstatt in ihren Büros zu sitzen und Däumchen zu drehen. Es drängte sie nach draußen, um zu suchen. Der Eindruck, dass sie untätig waren, täuschte natürlich, aber es würde dennoch erst das Resultat zählen. Polizisten, Militär, Orientierungsläufer, Freunde der Familie des Mädchens, Freiwillige, alle suchten unverdrossen weiter. Keiner ließ sich entmutigen. Noch nicht. Aber unterschwellig breitete sich dennoch Zweifel aus.
    Das Mädchen war und blieb spurlos verschwunden. Es stellte sich mehr und mehr die Frage, ob man sie irgendwo leblos auffinden würde. Und wenn ja, wo? Möglicherweise vergraben? Ins Meer oder in einen See geworfen? Noch hatten sie nicht begonnen, die Gewässer zu durchsuchen. Wie lange würde es in dem Fall dauern, bis sie an irgendeinem Ufer wieder auftauchte? Oder würde ihre Leiche erst viel später an den Strand gespült werden?
    Diejenigen, die in Gummistiefeln im feuchten Blaubeergestrüpp unterwegs waren, agierten ihre Unruhe aus. Linas Papa, die Väter und Mütter anderer Kinder und alle anderen freiwilligen und professionellen Helfer, die sich an der Suche beteiligten. Blicke, die nach einer Hand, einem Gesicht, einem Körper Ausschau hielten. Unterkühlt, schlafend, vielleicht bewusstlos. Wenn sie nur am Leben wäre, würde sich alles Weitere schon finden. So dachte jedenfalls Linas Papa. Und so dachten die meisten anderen auch. Aber keiner sprach es aus. Hoffentlich hatte nur keiner ihr etwas zuleide getan. Dieser Gedanke hing wie ein Damoklesschwert über ihnen.
    Sie hatten inzwischen damit begonnen, weniger verdächtige Bezirke zu durchsuchen, und näherten sich der äußeren Grenze des abgesteckten Gebietes. Abschnitt für Abschnitt war systematisch durchkämmt worden. Neue Gruppen von ausgeschlafenen Menschen wurden in die Suchaktion einbezogen und rückten aus. jedes Fleckchen Erde der Umgebung wurde abgesucht.
    Was Gunnar tatsächlich durch den Kopf ging, wusste niemand. Doch sie hatten genau gehört, was er sagte. Er war ebenfalls an der Suchaktion beteiligt, weil, wie er hervorhob, es wichtig für ihn sei, dabei zu sein. Er bezeichnete es als ein persönliches Anliegen, dass Viktoria wiedergefunden wurde. Als Gunnar seine wohl formulierten Ängste an der Langlaufloipe vor der Holzbaracke mit dem Umkleideraum vor einer kleinen Gruppe von drei Personen äußerte, fand Conny Larsson, der einer seiner drei stummen Zuhörer war, dass er ein wenig zu unbeteiligt wirkte, um seine Worte glaubhaft erscheinen zu lassen. Das war vor vierundzwanzig Stunden gewesen. Sie hatten bei dem schönen Frühlingswetter an der Baracke gestanden und auf den Rest der Gruppe gewartet, um aufbrechen zu können. Ein persönliches Anliegen.
    »Klang eher wie leere Worte«, kommentierte Larsson, der immer noch seine wetterfeste Einsatzuniform trug, Gunnars Ausspruch.
    »Persönlich, in welcher Hinsicht?«, hakte Janne Lundin nach. »Ist es das, was du meinst?«
    »Ja.«
    Ansonsten hatte man viel Energie investiert, der falschen Fährte mit dem weißen Auto, Rita Olssons Firmenwagen, nach

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