Toedliche Blumen
thematisch ein ziemliches Stück von dem entfernt, mit dem sie sich im Moment beschäftigten, nämlich dem verschwundenen Mädchen.
»Aber gehört das denn wirklich hierher?«, fragte folgerichtig einer der Kollegen von der Kripo. »Kannst du das nicht in der Gruppe, die sich mit dem Waschküchenfall beschäftigt, erläutern?«
Unruhe machte sich breit. Benny Grahn wirkte einen Augenblick lang unschlüssig. Er hatte sich vorbereitet, regelrecht darauf eingestellt, das sah man ihm an. Und er hatte einiges zu berichten, so belesen, wie er war. Aber wenn sie ihm nicht zuhören wollten, gehörte er zu den Letzten, die sich anbiederten.
»Okay«, sagte er, zog das Bild von der Glasfläche, schaltete den Projektor aus und setzte sich, noch bevor Brandt oder Louise ihn zurückhalten konnten.
Louise fand es nicht gerade okay, doch die Gruppe verhielt sich plötzlich wie eine Herde Schafe, die durch die Maschen ihres Geheges nach draußen drängten und sich nicht einfangen ließen, und sie besaß offenbar nicht das Talent, ihnen Einhalt zu gebieten. Sie war selbst nicht dazu gekommen, ihre Themen anzusprechen, das heißt, von einer Hose und einer Jacke zu berichten, die auf der Müllkippe gefunden worden waren und Blutspuren von Doris Västlund aufwiesen. Auch hatte sie das Fahrzeug nicht erwähnt, mit dem derjenige, der die Kleidung weggeworfen hatte, dort hingefahren war. Ein grüner Renault. Höchstwahrscheinlich. Auf jeden Fall ein dunkelgrünes Auto. Sie hatten mittlerweile Bilder von unterschiedlichen Automodellen mit genau dieser Farbgebung angefordert. Vielleicht bestand doch ein Zusammenhang zu dem Verschwinden Viktorias?
»Gute Arbeit geleistet, Benny«, erkannte Louise mit lauter Stimme an und übernahm damit wieder ihre leitende Funktion, zumindest für eine Weile. »Es besteht ein Zusammenhang, da bin ich ziemlich sicher. Wir müssen nur noch herausfinden, welcher.«
Die Augen sämtlicher Besprechungsteilnehmer ruhten auf ihr.
Die Zusammenkunft war beendet. Louise Jasinski bat Peter Berg und Erika Ljung, in einigen Minuten in ihr Dienstzimmer zu kommen. Sie selbst drängte sich zu Brandt vor, unterbrach einen etwas perplexen Ludvigson, da sie es nämlich eilig hatte, und erwähnte das dunkelgrüne Auto. Es sei möglich, dass es von Bedeutung war, betonte sie. Brandt, der im Hinblick auf eine geregelte Arbeitszeit schon vor langem die Grenzen gesprengt hatte, notierte das Wort »dunkelgrün« auf einem Blatt Papier, das er gerade in der Hand hielt, und antwortete vage, dass er sich darum kümmern würde, die Daten in den Computer einzugeben. Louise bezweifelte, dass er das tatsächlich tun würde, so geschäftig, wie er wirkte, doch im selben Augenblick fasste er einen uniformierten Kollegen, der gerade an ihm vorbeiging, beim Ärmel und steckte ihm den Zettel zu.
»Halt Ausschau danach«, befahl ihm Brandt, der sich nicht in der Lage sah, weitere Worte darüber zu vergeuden, während der uniformierte Polizist auf das Papier starrte.
»Ein Auto«, erklärte Brandt kurzerhand.
Brandt beherrschte wahrhaftig die Kunst des Delegierens, dachte Louise. Vor dem Besprechungszimmer stand Benny Grahn und unterhielt sich mit Gotte, der der Zusammenkunft als stiller Teilnehmer beigewohnt hatte. Er wartete auf Lundin, der sich erst kurz zuvor in sein Zimmer zurückgezogen hatte, um die anschließende Pressekonferenz vorzubereiten. Gotte sollte in »unterstützender Funktion« mit von der Partie sein, was er durchaus sehr genau nahm.
Olle Gottfridsson war nach wie vor der Überzeugung, dass es keine schönere und erfüllendere Arbeit gab, als Polizist zu sein. Seine Mannschaft konnte stolz auf ihren Beruf sein. Und in seinem Präsidium sollte die Lust am Arbeiten spürbar sein, auch zu Zeiten, in denen der Stress am größten war.
Louise zupfte Benny an seinem karierten Hemdsärmel, er trug ausschließlich karierte Hemden, genau wie Janne Lundin. Auch wenn der eine von ihnen kleinere und der andere größere Karos bevorzugte.
»Was wolltest du vorhin berichten?«, flüsterte sie, sodass sie ihn nicht öffentlich blamierte. »Etwas, das ich wissen muss?«
»Ich hatte nicht die Absicht, dir etwas vorzuenthalten, falls du das denkst«, entgegnete er immer noch ein wenig konsterniert. »Es kam nur einfach nicht dazu, da uns ja das verschwundene Mädchen dazwischengekommen ist. Was ich da drinnen sagen wollte, war, dass der Hammer abgespült worden ist.«
»Tatsächlich?«
»Oder abgewischt.«
»Ist das wahr?«
Sie
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