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Toedliche Blumen

Toedliche Blumen

Titel: Toedliche Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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kaum über Monate hinweg vom Dienst aus dirigieren, denn das würde über kurz oder lang jeden verrückt machen.
    Jeder muss nach seiner Fasson glücklich werden!, pflegte ihr Vater immer zu sagen. Wie Recht er doch hatte, dachte sie und beendete das Telefonat. Dann suchte sie nach Daniel Skotte in der Notaufnahme und fragte ihn, ob er vorhatte, in der Kantine Mittag zu essen. Er sagte zu, und sie machten eine Zeit aus.
    Auf dem Speisezettel stand gekochter Lachs. Der Frühling war jedes Jahr die Hochsaison für Lachsgerichte. In der Kantine saßen relativ wenig Leute, wie immer an den Wochenenden. Außerdem wurden es generell immer weniger, die zum Essen dorthin gingen. Die meisten fanden es einfach zu teuer. Stattdessen brachten sie ihre Mahlzeit von zu Hause mit und wärmten sie in den Mikrowellengeräten der kleinen Personalräume auf, die über die Klinik verteilt waren. Diese Handhabung war einerseits billiger und vielleicht auch praktischer, vermutlich würde sie sich sogar in der gesamten Klinik durchsetzen. Doch andererseits untergrub sie den Zusammenhalt über die Abteilungen hinaus und brachte noch zusätzlich das Risiko mit sich, dass die Mittagszeit immer mehr zur ausschließlichen Essensaufnahme genutzt wurde. Man galt stets als ansprechbar, während man in den beengten Personalräumen in den Abteilungen sein Essen hinunterschlang, um so schnell wie möglich wieder einsatzbereit zu sein, und kam auf diese Weise niemals richtig zur Ruhe.
    Veronika setzte sich zum Dienst habenden Röntgenarzt an den Tisch. Er hatte die von Daniel Skotte ausgestellte Überweisung für eine computertomografische Untersuchung von Johanssons Schädel erhalten und plante, diese am Nachmittag durchzuführen, wie er berichtete. Skotte selbst erschien kurze Zeit später. Als die Sonne endgültig hervorkam und den Tisch in goldgelbes Licht tauchte, wechselten sie das Thema und sprachen über ihre Pläne für den Sommer. Die Herren gedachten zu segeln, erfuhr Veronika gerade noch, als ihr Sucher piepste.
    Sie machte sich auf den Weg zum Telefon an der Essensausgabe und vernahm am anderen Ende der Leitung Lisbeths Stimme, die wissen wollte, ob Veronika kurz auf die Station kommen konnte, um dem erwachsenen Mistkerl von Sohn ihrer Patientin Viola Blom den Marsch zu blasen.
    Skotte hatte also die alte Dame eingewiesen, was wahrscheinlich relativ problemlos vonstatten ging. So wahnsinnig viel Neues über ihren Zustand musste ihrer Akte wahrscheinlich nicht hinzugefügt werden. Er konnte sich damit begnügen, ein paar kurze Sätze unter der Rubrik »Wiederholte Einlieferung« zu diktieren.
    Veronika fand die Ärmste halb liegend in ihrem Bett. Ihr kleiner Kopf verschwand fast in den Kissen. Sie war dürr und unansehnlich wie ein Vogeljunges ohne Federn.
    Ihr Nachttisch war ausgeklappt und mit einem Tablett versehen, auf dem das Mittagessen – der gekochte Lachs und eine Kaltschale, die Veronika nicht mehr hatte probieren können – serviert war. Dieses appetitliche, mit Soße und Beilagen angerichtete Sonntagsessen verschlang gerade ihr Sohn, ein mindestens fünfzigjähriger Klotz von einem Mann, der vermutlich keineswegs so geraten war, wie seine zierliche Mutter es sich einst erträumt hatte. Nicht einmal richtig erwachsen war er geworden.
    Er merkte nicht, dass Veronika ihn von der Tür aus beobachtete, und die Frage war, ob er überhaupt bereit war, Rücksicht auf ihr Erscheinen zu nehmen, solange der Teller noch gefüllt war. Man hatte ihn schon mehrmals erwischt. Doch es half nichts. Für gewöhnlich schlich er sich direkt zur Essenszeit ins Zimmer und verschwand danach genauso schnell wieder. Da das Personal jedoch während dieser Zeit ebenfalls die Gelegenheit nutzte, etwas in den Magen zu bekommen, entdeckte man ihn nur selten.
    Doch diesmal hatten sie ihn auf frischer Tat ertappt.
    Veronika glitt lautlos auf ihren Birkenstocksandalen in den Raum und stellte sich direkt hinter ihn.
    »Schmeckt’s?«, fragte sie ihn barsch.
    Er wollte gerade den Löffel zum weit aufgerissenen Mund führen und hielt mitten in der Bewegung inne. Die Kaltschale tropfte vom Löffel.
    »Sie will doch sowieso nichts essen«, verteidigte er sich und schaute Veronika mit flehendem Blick an.
    »Was Sie nicht sagen!«
    Veronika kannte keine Gnade.
    »Äh,also,ja …«
    Er legte den Löffel auf das Tablett. Viola Bloms wässrige Augen fuhren erschrocken zur Decke. Wie kleine Kugeln im Kopf rotierten sie, und das war auch schon das einzige, aber

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