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Toedliche Blumen

Toedliche Blumen

Titel: Toedliche Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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einnahm, erblickte er eine zierliche junge Frau mit einer Aufsehen erregenden Frisur, einer schwarzen Mähne mit himbeerroten Strähnchen, die unmittelbar vor ihm aus der Tür stürzte, um in ein Auto zu springen, das mit einem Kavalierstart um die Ecke verschwand. Unterwegs zu einem Ausflug, wie man vermuten könnte. Die Melancholie und das Gefühl, außen vor zu sein, überwältigten ihn erneut.
    Ansonsten ruhte ein stiller, beinahe lebloser Sonntagsfrieden über dem Viertel. In der leicht bergab verlaufenden Kvarngatan, einer etwas breiteren Querstraße zur Friluftsgatan, konnte er kein einziges Lebenszeichen ausmachen. Weder einen Menschen noch ein Fahrzeug, nicht einmal eine Katze. Einzig von einem nahe gelegenen Garten vernahm er ein kratzendes Geräusch. Er schaute die Straße hinunter auf die ansprechenden roten Ziegelfassaden. Einige wenige grau oder gelb verputzte Häuser stachen aus dem Bild heraus. Anbauten und Lauben in unterschiedlichen Ausführungen, weiß gestrichene Fenster, grüne Fenster, schmiedeeiserne Gartentore, kleine lauschige Gärtchen zur Straße hin – ein Ort, an dem er selber gern gewohnt hätte. Eine angenehme, nicht zu vornehme Wohngegend. Mit der einzigen Ausnahme, dass in einem Keller in der Nachbarschaft gerade ein Mord begangen worden war.
    Doch Peter Berg trug sich nicht mit dem Gedanken umzuziehen, solange er allein lebte. Seine relativ günstige Zweizimmerwohnung in der Nähe des Stadtparks reichte ihm völlig aus.
    Dass Kjell E. Johansson überhaupt öffnete, verwunderte Peter Berg, sobald er sein verschwollenes Gesicht zu sehen bekam. Es glich geradezu einem Fußball. Kein besonders schöner Anblick. Johansson musste jemand völlig anders erwartet haben, denn sonst hätte er wohl eher nicht geöffnet.
    Kjell E. Johansson wirkte einen Moment lang überrumpelt. Dann musterte er Peter Berg mit einem selbstsicheren, wenn auch blutunterlaufenen Blick, der allen Vermutungen zum Trotz durch die schmalen Schlitze seiner ansonsten gehörig zugeschwollenen Augenlider drang. Peter Berg blickten zwei mustergültige Exemplare von blauen Augen an. Seine Intuition suggerierte ihm jedoch gleichzeitig, dass dieser Mann mit großer Wahrscheinlichkeit nicht zu den Unschuldigsten unter der Sonne gehörte. Sein Spürsinn war nach all den Jahren bei der Polizei geschärft. So konnte er, sobald er einen Raum betrat, ohne große Fehlerquote erkennen, wer von den Anwesenden kriminell war und wer nicht. Er hatte gelernt, die Menschen in gewisser Weise zu durchschauen. Und nun schien ihm zwar kein Prachtexemplar, wohl aber zumindest ein Grenzfall gegenüberzustehen. Jemand, der vorzugsweise Unterschlagungen oder Schwarzhandel betrieb.
    »Tja, ich hab keine Ahnung, was Sie zu mir führt«, sagte Kjell E. Johansson barsch, während er die Türöffnung mit seiner breiten Brust ausfüllte.
    »Aber ich«, erwiderte Peter Berg. »Ich möchte ein wenig mit Ihnen reden, also lassen Sie mich bitte herein.«
    »Haben Sie das schriftlich?«
    »Wieso denn das?«, wollte Peter Berg leicht genervt wissen. Er kannte diese Leier und sah ein, dass er jetzt seine Überredungskünste aufbieten musste. Darin besaßen er und seine Kollegen gewisse Fertigkeiten, sie waren sogar so gut, dass sie vor nicht allzu langer Zeit eine Vorlage für die Polizeirechtsstelle als Standardpapier für den zukünftigen Umgang mit dem Thema »Die Bedeutsamkeit der Einwilligung« erarbeitet hatten. »Ich habe nicht vor, eine Wohnungsdurchsuchung bei Ihnen durchzuführen«, setzte er hinzu und versuchte nach allen Regeln der Kunst, offen und freundlich zu klingen, doch das misslang ihm scheinbar gründlich.
    »Ach nein, wirklich nicht?«
    »Ich möchte mich nur ein wenig mit Ihnen unterhalten«, wiederholte Peter Berg beharrlich.
    Doch Kjell E. Johansson blieb stur im Türrahmen stehen.
    »Aber das können wir natürlich genauso gut auf der Wache tun«, sagte Peter Berg bestimmt.
    Er griff nach seinem Handy, als wolle er Verstärkung holen, woraufhin Johansson ihn sofort, wenn auch widerwillig hereinließ.
    Er war entgegen seiner Vermutung nicht in eine Fixerbude gekommen, was ihn verwunderte. Auch wenn es eher zweifelhaft schien, dass Johansson seine Gardinen selbst ausgewählt hatte. Ein kühnes Farbenspiel, hinter dem er die Hand einer Frau vermutete. Die Wohnung sah insgesamt recht ordentlich aus, wenn auch nicht gerade gemütlich. Es roch weder nach Ajax noch nach dieser schmuddeligen Mischung aus abgestandenem Suff, ungewaschener

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