Toedliche Blumen
Kleidung und überquellenden Aschenbechern, mit der sich manche Männer mit einem gewissen sozialen Hintergrund oftmals umgaben. Vermutlich rauchte Kjell E. Johansson nicht. Berg konnte jedenfalls keine Aschenbecher erblicken, was die Luft in den Räumen erheblich verbesserte.
Die Lampe über dem Küchentisch, ein orangefarbenes Modell aus den frühen Sechzigerjahren, blendete ihn. Sie hätte niedriger oder vielleicht sogar höher hängen müssen. Ein Kreuzworträtsel lag aufgeschlagen auf dem Tisch, doch es schien nicht mehr ganz neu. Ganz richtig, die Zeitung war von der vergangenen Woche. Kjell E. Johansson hatte mehr als die Hälfte gelöst. Nicht schlecht.
Der Mann ihm gegenüber versuchte mit seinem übel zugerichteten Gesicht gar nicht erst zu lächeln, aber vermutlich war er der Typ, der das ansonsten gerne tat. Breit grinsen. Die Stimmung auflockern und kleine Unstimmigkeiten wegwischen. Der einschmeichelnde Typ, der je nach Belieben die Leute über den Tisch ziehen konnte. Er hätte ohne Probleme hinter einem Stand auf dem Hamburger Fischmarkt stehen können.
Der Mann war groß und gut gebaut und besaß womöglich in einem weniger ramponierten Zustand eine gewisse Ausstrahlung. Ein Frauenheld? Manchmal bedurfte es nicht besonders viel dazu. Bestimmte Frauen schien es regelrecht zu gefährlichen Typen hinzuziehen. Die bekanntesten Psychopathen im Gefängnis erhalten säckeweise Briefe von schmachtenden Frauen, die davon träumen, ihr gesamtes Leben darauf zu verwenden, sie zu bekehren. Unerbittliche Optimistinnen oder solche, die einfach nichts Besseres zu tun haben, dachte er und ließ seinen Blick über die Kratzer auf Johanssons Händen und Unterarmen gleiten. Nicht besonders viele, aber man konnte sie deutlich erkennen. Es sah aus, als sei Johansson durch eine Fensterscheibe geflogen.
»Sie kommen also aus dem Krankenhaus?«, fragte Peter Berg einleitend.
Er hörte selbst, dass seine Frage völlig unbeabsichtigt wie eine Unterstellung klang. Irgendwie schien sein Missmut von vorhin immer noch unterschwellig vorhanden zu sein, er konnte ihn nicht abstreifen.
»Woher wissen Sie das?«, wollte Johansson prompt wissen.
»Es hat mir jemand zugeflüstert.«
»Teufel auch, was die Leute alles mitkriegen!«
»Und wie lange waren Sie im Krankenhaus?«
»Was wollen Sie eigentlich? Ich habe ja wohl niemanden totgeschlagen, oder?«
»Nicht?«, fragte Peter Berg leicht überrumpelt zurück.
»Darauf haben Sie mein Wort. Ich habe auch keine Anzeige erstattet, obwohl nicht ich derjenige war, der angefangen hat. Aber ich hielt es für angemessen, fünfe gerade sein zu lassen.«
»Aha«, nickte Berg, wie um zu bestätigen, dass er zuhörte.
»Er war so ein Spargel wie Sie«, betonte Johansson. »Ich mache keine Witze, es stimmt tatsächlich.«
Kjell E. Johansson schien es nicht zu mögen, unterlegen zu sein. Aber wer mochte das schon, dachte Peter Berg und schwieg.
»Außerdem muss man auf den Schwächeren Rücksicht nehmen. Der Arme! Ein Wurm«, stellte Johansson mit arrogant zurückgelehntem Kopf fest, als handle es sich um Peter Berg, den er niedergeschlagen hatte.
Berg schwieg weiterhin.
»Verdammt blass sind Sie. Gehen Sie denn niemals raus?«, grinste Johansson und entblößte dabei eine lückenhafte Zahnreihe.
Peter Berg sah ein, dass es an der Zeit war, wieder die Initiative zu übernehmen. Eigentlich hätte er eine übergreifendere Frage stellen oder Johansson bitten wollen, von sich zu erzählen, doch es klappte irgendwie nicht.
»Und wer war derjenige, der angefangen hat?«, fragte er völlig fantasielos.
»Er!«, rutschte es Johansson unmittelbar heraus.
Peter Berg sah ein, dass er ihm definitiv nicht folgen konnte.
»Welcher ›er‹?«
»Was weiß ich, wie er heißt. Ein völlig heruntergekommener Typ.«
»Und wann war das?«
»Was?«
Kjell E. wand sich.
»Die Prügelei.«
»Daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Sie verlangen eine ganze Menge.«
»Können Sie sich denn erinnern, wo Sie waren?«
Kjell E. starrte Peter Berg an, soweit er in der Lage war zu starren.
»Irgendwo drinnen.«
»Und wo?«
»Im Park.«
»In welchem Park?«
»Verdammt! Es gibt doch wohl nur einen«, schnauzte Kjell E. Johansson ihn an und klang, als spräche er zu einem Idioten.
»Also in welchem?«, seufzte Peter Berg.
»Im Vergnügungspark.«
»Also waren Sie gestern im Vergnügungspark?«
»Nein, nicht gestern. Vorgestern, Freitagabend. Kapieren Sie denn gar nichts?«
»Vielleicht
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