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Toedliche Blumen

Toedliche Blumen

Titel: Toedliche Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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immer etwas heikel, sich über die Reaktionen anderer zu äußern. Normalerweise reagieren die meisten Menschen nach einer Weile. Wie Sie sich wahrscheinlich vorstellen können, beginnen sie entweder zu weinen, zu schreien, um sich zu schlagen, irgendwelche Fragen zu stellen oder ganz einfach davonzulaufen. Manche werden auch aggressiv. Der Aggressivität zu begegnen ist mit das Schwierigste, kann man sagen. Aber sie ist dennoch besser zu ertragen als diese zähe, recht betrübliche Blockadehaltung, die Ted Västlund einnahm. Er hat überhaupt keine Reaktionen gezeigt. War nahezu gleichgültig. Völlig unzugänglich.«
    »Hat er denn irgendwelche Fragen gestellt?«
    Veronika versuchte sich zu erinnern.
    »Nein, genau das ist es ja. Man würde es erwarten, aber in diesem Fall war ich diejenige, die die meiste Zeit gesprochen hat. Ich habe ihn vorsichtig darauf vorbereitet, dass die Prognose nicht die allerbeste ist. Bezüglich näherer Informationen darüber bin ich allerdings davon ausgegangen, dass ihn das Personal in der Neurochirurgie unterrichten würde. Und natürlich nahm ich an, dass er dorthin fahren oder sich zumindest telefonisch auf der Station melden würde. Meiner Erfahrung nach melden sich die meisten Angehörigen umgehend. Ich habe ihm noch die Nummer gegeben, bevor er ging«, schloss sie.
    »Und bei der Abstimmung dieses Gesprächstermins gab es keine Schwierigkeiten, ihn telefonisch zu erreichen?«, wollte Erika Ljung wissen.
    »Nicht dass ich wüsste. Eine der Schwestern – oder vielleicht war es auch eine Ihrer Kolleginnen – rief bei ihm zu Hause an und erfuhr seine Handynummer auf dem Anrufbeantworter. Er war zusammen mit seiner Frau zum Abendessen eingeladen. Seine Kleidung war korrekt. Er kam direkt vom Essen.«
    »Allein?«
    »Ja, allein.«
    »Seine Frau war also nicht mitgekommen?«
    »Nein«, erwiderte Veronika und schüttelte den Kopf.
    »Fanden Sie das nicht merkwürdig?«
    »Keine Ahnung. Die Beziehungen der Menschen untereinander können, wie gesagt, ziemlich unterschiedlich aussehen.«
    »Denken Sie dabei an etwas Besonderes?«
    »Nein, eigentlich nicht. Es kann sich um alles Mögliche handeln, angefangen von der Tatsache, dass Schwiegertochter und Schwiegermutter kein gutes Verhältnis hatten, bis hin zu der Vorstellung, dass Ted Västlund den Kontakt zu seiner Mutter lieber ohne seine Ehefrau gepflegt hat … Aber irgendetwas war komisch mit ihm«, sagte sie dann zögernd.
    Erika Ljung wartete auf eine Fortsetzung, die allerdings ausblieb.
    Von der Treppe her näherten sich Schritte. Claes hatte es an diesem Abend übernommen, Klara zu Bett zu bringen, die Erika Ljung kurz zuvor zum ersten Mal hatte begutachten können. Das Wunder, wie sie sich ausdrückte. Doch dieses Wunder hatte sich nicht gerade von seiner besten Seite gezeigt, sondern gejammert und geschnieft und wollte ständig herumgetragen werden. Veronika hatte sich selbst reflexartig den mangelnden Charme ihrer Tochter damit entschuldigen hören, dass diese noch nicht wieder ganz gesund war. Und dass sie sogar am Vortag im Krankenhaus gewesen war. Nämlich mit ihrem Papa, wie sie betonte, was Erika Ljung positiv überraschte. Ohne eigenes Zutun erhielt Claes eine nicht zu verachtende Anzahl von Pluspunkten, und vermutlich würde sich diese Heldentat schnell unter den Kollegen im Präsidium herumsprechen. Ob sie jedoch Claes zum Vorteil gereichen oder eher als peinlich gelten würde, war schwer einzuschätzen. Vielleicht sogar sowohl als auch. Man konnte sich unschwer vorstellen, dass ein Held im Erziehungsurlaub von einigen als Weichei und wieder anderen sogar als Bedrohung angesehen wurde.
    Erika Ljung machte sich langsam wieder auf den Weg, und Claes erklärte seine Gartenarbeit am heutigen Tag für beendet.
    »Ich mache morgen mit den Bäumen weiter«, sagte er.
    Das Telefon klingelte.
    »Grrr«, knurrte Veronika.
    Claes nahm den Hörer ab.
    »Für dich«, lächelte er spöttisch und reichte ihr das Telefon.
    Wieder ein Bauch. Vermutlich ein Blinddarm. Daniel Skotte erwartete jedoch nicht, dass sie kam, er wollte sie nur informieren. Die Vorbereitungen für die Operation waren noch nicht abgeschlossen, doch wenn es so weit war, würde er sich selbst um den Patienten kümmern. Und wenn er Hilfe bräuchte, würde er natürlich wieder von sich hören lassen.
    Es ist immer gut, auf dem Laufenden zu sein, dachte sie. Und vor allem, sich aufeinander verlassen zu können. Auf genau diesem Prinzip baute ihre Arbeit auf. Der

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