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Toedliche Blumen

Toedliche Blumen

Titel: Toedliche Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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Leben nun einmal. Eine Aneinanderreihung von Kompromissen.
    »Und was sagt ihr?«
    Wieder dieser fragende Blick. Sie wollte, dass die beiden zufrieden waren. Denn dann würde auch sie zufrieden sein. Oder war das etwa zu viel verlangt?
    Nein!, begehrte ihre innere Stimme auf.
    Ihre Wut erwuchs aus dem Widerstand, schoss herauf beim Anblick der verständnislosen und enttäuschten Mädchengesichter und erreichte ein Niveau, an dem sie innerlich brodelte, doch eine Zehntelsekunde später legte sich diese Gefühlswallung bereits wieder. Ebbte ab und verschwand.
    Es machte keinen Sinn, aus der Haut zu fahren und damit ihre Töchter gefühlsmäßig unter Druck zu setzen. Davon wurde es nur noch schlimmer.
    Die beiden Mädchen und sie. Sie war keine allein erziehende Mutter und dennoch allein.
    Und wenn sie nun lieber bei Janos wohnen wollten? Etwas anderes als das gemeinsame Sorgerecht war ihr bisher noch gar nicht in den Sinn gekommen, aber wohnen sollten sie natürlich bei ihr. Davon war sie wie selbstverständlich ausgegangen. Aber wenn nun …
    Sie würde von dem Fall zurücktreten. Zumindest die Verantwortung für die Ermittlungen abgeben. Der Gedanke daran war düster. Das innere Pendel schwang.
    Verdammter Mist!, fluchte sie innerlich, und der Kloß in ihrem Hals wurde dicker.
    »Bitte!«
    Wut und Selbstmitleid vermischten sich, wie immer. Oh, Mann, wie sie sich leidtat! Warum war sie plötzlich nur so empfindlich geworden? Und dann kamen die Tränen. Die Mädchen auf dem Sofa wagten sich nicht zu rühren und saßen wie versteinert auf ihren Plätzen. Schauten sie zögerlich an. Die Unruhe brannte in ihren Blicken. Eine doppelte Botschaft.
    »Was soll ich denn machen?«, brachte sie niedergeschlagen und mit kraftloser Stimme hervor, als sie sich mit dem Handrücken das Gesicht trocknete.
    Sofia, die Elfjährige, kam auf sie zu und schlang ihre Arme um sie.
    »Ich kann ja heute zu Lotta gehen«, sagte sie.
    Mein Gott, wie tapfer die Mädchen im Augenblick sein mussten. Das schlechte Gewissen schlug wieder zu. Louise spürte den Körper ihrer Jüngsten an sich gedrückt und sah ihr ins Gesicht.
    »Das ist gut«, lächelte sie und strich Sofia über den dunklen Pony.
    Sie schien sich damit abzufinden.
    »Und du, Gabriella?«
    Die Älteste blieb auf dem Sofa sitzen.
    »Kein Problem. Ich komm schon allein zurecht«, sagte sie langsam, stand auf und verließ die Küche.
    Das war ihre Art, mit solchen Dingen umzugehen. Louise wollte sich erkenntlich zeigen, trotz ihrer eher griesgrämigen Reaktion.
    »Das ist sehr lieb von dir«, rief sie ihr mit ehrlich gemeinter Dankbarkeit hinterher.
    Das Gefühl, ihre Töchter wegorganisiert zu haben, setzte ihr, während sie im Auto saß, noch ein Stück des Weges durch ihr Viertel zu. Der Mazda musste übrigens in die Werkstatt gebracht werden.
    Es wäre weitaus unkomplizierter, wenn sie eine Arbeitsstelle ohne Überstunden, Wochenenddienst und Nachtschicht hätte, dachte sie. Doch es handelte sich nur um einen flüchtigen Gedanken. Innerlich wusste sie, dass sie nicht ernsthaft die Absicht hegte, ihren Job aufzugeben. Doch manchmal halfen schon Gedankenspiele wie dieses.
     
    Kjell E. Johanssons Wohnung füllte sich mit Menschen. Die Techniker schauten in jeden Winkel, leerten Papierkörbe und Mülleimer, durchsuchten Schränke, zogen Schubladen heraus, durchkämmten Küchenschränke und Regale, inspizierten die Abstellkammer und den Oberschrank im Flur und leerten schließlich einen proppevollen Wäschekorb, der im Bad stand, wo sie fündig wurden. Es handelte sich um ein helles Oberhemd mit dunklen Flecken auf der Brust. Blut? Verdächtig ähnlich. Man würde es dem SKL, dem staatlichen kriminaltechnischen Labor, in Linköping zur DNA-Analyse vorlegen.
    Im Badezimmer wurde ebenfalls Blut gefunden, genauer gesagt, einzelne Spritzer auf dem Fußboden. Und auf einem Handtuch. Auf dem Boden fanden sich des Weiteren Glassplitter. Kleine Partikel aus Milchglas unter der Badewanne.
    Das Verhör mit Kjell E. Johansson im Polizeigebäude brachte nicht viel mehr ans Tageslicht als seine Behauptung, sich an dem kaputten Glasschirm seiner Badezimmerlampe geschnitten zu haben und dass er sein Dasein als Fensterputzer fristete. Sie selbst hatten im Register eine Verwarnung für zu schnelles Fahren sowie Trunkenheit am Steuer gefunden. Erstaunlicherweise nicht mehr. Peter Berg hatte auch dieses Verhör geführt, war jedoch diesmal weitaus besser vorbereitet.
    Währenddessen rief Louise im

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