Toedliche Blumen
einen Schlüssel zu diesem Gebäude?«, wollte Lundin wissen.
»Nein, soweit ich weiß, nicht.«
»Auch nicht der Vorsitzende … äh … Wie hieß er noch gleich?«
»Sigurd Gustavsson.«
»Genau.«
»Nein, ich glaube, er hat keinen Zugang zu den Räumen. Es handelt sich ja um eine eigenständige Firma, völlig unabhängig von den Wohnungen«, hob sie hervor. »Alle Schlüssel, die es gibt, befinden sich, soweit ich weiß, bei mir.«
»Okay.«
»Wir fragen natürlich auch im Hinblick darauf, weil Sie so viele Werkzeuge besitzen. Sozusagen begehrtes Diebesgut. Sie wissen schon, jemand könnte ja auf die Idee gekommen sein, sie auszuleihen«, betonte Lundin sanft und beschrieb mit seinen Fingern Anführungszeichen in der Luft.
»Ja, so etwas kann natürlich passieren«, entgegnete sie und schaute nachdenklich an die Wände.
»Sie haben wirklich hochwertige Werkzeuge«, erkannte Benny an, während er seine Fingerspitzen sachte über die langen Holzgriffe verschiedener Sägen gleiten ließ, die nach Größe geordnet an der Wand hingen und ein symmetrisches Bild abgaben.
Daraufhin inspizierte er die Oberfläche seines Zeige- und Mittelfingers, entdeckte eine sehr dünne Schicht Holzstaub, nahm seine Lampe aus der Jackentasche und strahlte beide Fingerkuppen zuerst direkt von vorne und dann schräg von der Seite an, um die Staubpartikel zu analysieren.
»Einen Teil des Werkzeugs hab ich auf meinen Reisen gekauft. Vor allem in England, wo ich meine Ausbildung absolviert habe«, erzählte sie. »Sie stellen sowohl formvollendete als auch funktionstüchtige Werkzeuge und Geräte her. Und die Preise sind ganz andere als hier.«
Ihr mit vielen Schnörkeln versehenes Diplom hing gerahmt an der Wand. Es war sehr ansprechend gestaltet. Benny war fasziniert von ihrem Können und betrachtete sie mit neuem Respekt.
»Und Ihnen ist nichts abhanden gekommen, soweit Sie das im Moment beurteilen können?«, hakte Janne Lundin nach.
»Nein, ich glaube nicht«, entgegnete sie und schüttelte den Kopf, während ihr Blick über die Wände mit den aufgehängten Gerätschaften glitt.
Sie war nicht zusammengezuckt, was er auch nicht unbedingt erwartet hatte, aber ihre Antwort kam einen Sekundenbruchteil zu schnell.
»Es handelt sich um eine Menge Werkzeug«, stellte Lundin fest und ließ seinen Blick ebenfalls über die Wände schweifen. »Ich meine, ich stelle es mir nicht leicht vor, den Überblick zu behalten.«
»Das stimmt. Aber soweit ich es überblicken kann, fehlt nichts«, hielt sie an ihrer Aussage fest.
»Lassen Sie von sich hören, wenn Sie feststellen, dass etwas verschwunden ist!«
»Ja.«
»Und es ist keines der Fenster aufgebrochen?«
»Nein.«
»Und keine Tür?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Aber so genau habe ich noch nicht nachsehen können«, entschuldigte sie sich, woraufhin die beiden Polizisten sich erneut langsam in Bewegung setzten. Der eine in Richtung Eingang und der andere zum Ausgang hin. Sie inspizierten Schlösser, hoben Fußmatten an, untersuchten Fensterhaken und Fensterbretter, beugten sich hinunter und schauten unter Tische, Stühle und Kommoden und leuchteten schließlich mit ihren Taschenlampen in alle Ecken und Winkel.
Rita Olsson stand mit hängenden Armen im Raum und schaute ihnen mit ihren dunklen Augen zu.
Als sie ihren Rundgang so weit beendet hatten, ging Janne Lundin noch einmal zu ihr, beugte sich ein wenig hinunter und sah sie eindringlich an.
»Sie haben also am vergangenen Freitag nichts Ungewöhnliches hier draußen im Hof bemerkt?«
Sie wich seinem Blick aus und schaute stattdessen durch das rechteckige Fenster nach draußen.
»Nein«, antwortete sie kurz. »Aber die Waschküche kann man ja ebenso gut über das Treppenhaus erreichen.«
Er konnte nicht mit Sicherheit ausmachen, ob sie leicht errötete, denn sie hatte ansonsten eine Haut wie weißes Leinen, die nur von dünnen Linien um Augen und Mund durchzogen war.
»Also nichts Besonderes?«
Sie schwieg.
»Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mir einen Teil Ihres Werkzeugs genauer ansehe?«, fragte Benny.
»Nein, das geht schon in Ordnung«, erwiderte sie, sah dabei aber eher zweifelnd aus.
»Ich darf mich also noch ein wenig länger umschauen?«, vergewisserte er sich.
»Ja, sicher.«
»Könnte ich vielleicht auch den einen oder anderen Gegenstand leihweise mitnehmen? Nur zur Kontrolle, also?«, fragte er, ohne genauer zu benennen, was er nun kontrollieren wollte. »Sie bekommen alles zurück. In der Hinsicht
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