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Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Titel: Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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Brautnacht.“
    „Dass sie das fertigbrachte …“
    „Warattos Tochter! Aber eine edle Fränkin. Und – wenn mich nicht alles täuscht – ein liebendes Weib. Du sagtest es schon: Es ist unsere Pflicht, sie herauszuhauen!“
    Wir traten vor das Zelt. Der Regen hatte fast aufgehört, die Sonne zeigte sich hinter den Wolken, aber der Wind war stärker geworden. Unsere Leute hockten im Schutz einer Baumgruppe, und alle blickten gespannt in dieselbe Richtung.
    Auch uns verblüffte, was wir dort sahen.
    An dem Schiff, das die Männer über den Strand zum Rande des Sees gebracht hatten, war jetzt ein großes, mit seltsamen Zeichen bemaltes oder besticktes Segel aufgezogen. Eine niedrige Hütte aus Flechtwerk, deren Eingang mit einem Tuch verhängt war, stand auf den Balken, die man über die Ruderbänke gelegt hatte. Rings um das Schiff steckten Pfähle mit menschlichen Gesichtern, die Götterfiguren, im Sandboden. Es waren vermutlich dieselben, die die brodelnde Menge in der Nacht auf dem Burghof herumgetragen hatte. Um die größte der Figuren tanzte zum Getöse von Trommeln ein altes Weib, das mit der einen Hand einen Strick, mit der anderen ein Messer schwenkte. Eine jüngere Frau stand auf dem Schiff und nahm verschiedene Gegenstände entgegen, die Knechte herbeitrugen und hinaufreichten: Krüge, Kisten, Körbe. Nicht weit davon kämpften zwei Männer mit einem sich bäumenden, wiehernden Schimmel, auf den ein Dritter mit seinem Schwert einstach. Das Tier brach zusammen. Auch ein Hund, der vergebens zu entkommen suchte, wurde getötet. Frauen warfen Hühner, denen sie vorher die Köpfe abschnitten, in einen Bottich und hoben ihn zu der Empfängerin auf dem Schiff hinauf. Mehrere hundert Zuschauer jeden Alters und jeden Geschlechts standen, einen Halbkreis bildend, in achtungsvoller Entfernung dabei.
    „Er macht also eine Schiffsreise ins Jenseits“, bemerkte Odo. „Ein standesgemäßer Abgang.“
    „Ja“, sagte ich. „Gewöhnliche Tote kommen bei ihnen nur auf den Scheiterhaufen.“
    „Anscheinend rechnet man mit einer längeren Fahrt. Sonst würde man ihm nicht so viel Wegzehrung mitgeben. Und auch sonst wird er prächtig ausgestattet, damit es ihm in ihrem wendischen Paradies an nichts mangelt. Sogar sein Pferd und sein Hund müssen mit. Bin gespannt, was sie noch alles an Bord schleppen.“
    Wir sollten es gleich erfahren – zu unserm Entsetzen.
    Von der Burg her näherte sich Sparuna. Mit ernster Miene trat er zu uns.
    „Nun“, fragte Odo. „Was ist? Unsere Verhandlungen sind unterbrochen. Kommst du zu Freunden oder Feinden?“
    „Zu Freunden, Herr Odo, zu Freunden!“, versicherte Sparuna. „Ich bringe Botschaft von Knes Slawomir.“
    „Wie? Ich habt euern neuen Knes schon gewählt? So schnell geht das bei euch?“
    „War leichte Wahl. Ältester Sohn von Ratibor, tapferer Kämpfer, tüchtiger Führer.“
    „Und die Botschaft von Knes Slawomir?“
    „Knes lässt fragen, ob Ihr wollt Abschied nehmen von seinem Vater.“
    „Abschied? Und wo …?“
    „Da drüben, auf Totenschiff.“
    „Auf dem Schiff?“, fragte ich erstaunt.
    „Vornehme Männer alle treten in Totenhaus ein und nehmen Abschiedstrunk mit Knes Ratibor.“
    „In der Hütte dort auf dem Schiff? Aber wie sollten mehrere Männer …“
    „Trinkt jeder allein mit totem Knes. Findet Krug mit Getränk und Becher. Verbeugt sich, spendet einige Tropfen.“
    „Gut“, sagte Odo. „Wir nehmen teil, das versteht sich. Er war ein treuer Verbündeter des Kaisers.“
    „Knes Slawomir lässt außerdem fragen“, fuhr Sparuna fort, wobei er den Blick und die Stimme senkte, „ob Gesandte auch wollen Abschied nehmen von Gemahlin des Toten.“
    „Wie?“, fragte Odo. „Ist denn auch eine seiner Frauen gestorben? So plötzlich?“
    „Nein, Herr Odo. Ist nicht gestorben. Ist auserwählt. Begleitet Gemahl in andere Welt. Ist nun einmal so Brauch bei uns, wenn Knes oder großer Herr stirbt“, fügte der Sichelbart mit einer Geste hinzu, die eine gewisse Verlegenheit ausdrückte.
    „Heißt das, die Frau wird auf das Schiff dort gebracht und …?“
    „Liegt an der Seite von Gemahl, wenn Schiff auf See hinausfährt. So ist es.“
    „Aber wird das Schiff nicht in Brand gesteckt?“, rief ich. „Ich hörte mal …“
    „Ist richtig, Herr Lupus“, sagte Sparuna. „Schiff wird in Brand gesteckt. Mischen sich Feuer und Wasser. Große Kraft hebt Schiff mit Toten in andere Welt. Zurück bleibt Asche.“
    „Aber die Frau? Sie wird lebendig

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