Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Titel: Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
Vom Netzwerk:
betraf, so kam er mir, als ich näher trat, sogar bekannt vor: das gelbliche, pockennarbige Gesicht, der schwarze Vollbart und … natürlich, er schielte! Ja, ich kannte den Mann. An seinen Namen hatte ich mich nicht mehr erinnert. Aber jetzt war ich sicher, schon einmal mit ihm gesprochen zu haben.
    „Verzeih“, sagte ich, indem ich zu ihm trat. „Ich möchte dir etwas zeigen. Vielleicht erkennst du es wieder.“
    „Oh!“, rief er, noch immer lachend. „Da kommt ja ein Heiliger aus dem Busch!“ Er warf einen flüchtigen Blick auf das Pergament, das ich ihm entgegenhielt. „Was soll das sein? Eine Botschaft des Papstes?“
    Ich tippte auf das Titelmonogramm und den Vollziehungsstrich des Kaisers.
    „Blicke hierher!“, sagte ich streng. „Und sage mir, ob du das kennst!“
    Er beugte sich vor – und plötzlich stutzte er.
    „Ja, das kenne ich“, sagte er betroffen.
    „Vermutlich, weil du ein Dokument besitzt, das ebenso unterzeichnet ist. Ich selber habe es ausgestellt. In der kaiserlichen Kanzlei zu Aachen. Du ersuchtest um freie Durchreise mit deiner Ware. Der Herr Kanzler genehmigte deine Bitte. Ich übergab dir den Brief mit der Erlaubnis, die Straßen des fränkischen Reiches zu benutzen und auf seinen Handelsplätzen deinen Geschäften nachzugehen. Ich ermahnte dich, die Gesetze des Reiches zu achten und überall den Männern, die im Namen des Herrschers die Macht ausüben, gehorsam zu sein. Anderenfalls würde dir die Erlaubnis entzogen, und du würdest bestraft. Ich wies dich auch an, dieses Dokument immer bei dir zu tragen. Wenn du dich daran hältst, kannst du es mir wohl vorweisen!“
    Diese Worte hatten die erfreulichste Wirkung. Der Händler beeilte sich abzusitzen und machte mir eine tiefe Verbeugung.
    „Ja, auch ich erkenne Euch wieder, Herr“, sagte er, wobei er ein Auge auf mich richtete, während das andere zum Himmel starrte. „Verzeiht meinen Irrtum, aber wie konnte ich Euch hier vermuten? Ewig dankbar bin ich Euch für Eure Güte. Wie lange ist das jetzt her? Fünf Jahre! Deshalb mögt Ihr wohl Nachsicht haben. Ich erinnere mich sehr gut an Euch, Ihr seid bei Hofe ein wichtiger Mann, Herr Bubo …“
    „Ich heiße Lupus!“
    „Oh, oh, habt Nachsicht mit mir! Natürlich, Herr Lupus … Ich werde alt, mein Gedächtnis … Ich werde Euern Befehl sofort … das Dokument … es ist im Gepäck auf dem Wagen dort … wenn Ihr Euch ein wenig gedulden wollt …“
    „Lass es sein“, sagte ich, „ich will dir glauben. Und ich verzeihe dir deine Unverschämtheit. Vergeben ist christlich. Ich weiß aber nicht, ob mein Amtsgefährte geneigt ist, meinem Beispiel zu folgen. Ihr habt den edlen Herrn Odo von Reims, den Nachfahren von Königen, in einer Weise beleidigt …“
    Odo hatte, die Arme gekreuzt, dabeigestanden, mir einmal voller Genugtuung zugeblinzelt und nur auf dieses Stichwort gewartet.
    „Für den Strauchdieb, den abgerissenen Schuft, und den Verdacht, ich hätte jemanden umgebracht, muss ich dich zur Verantwortung ziehen“, sagte er zu dem Sklavenhändler mit einer Miene, als schmerze es ihn, gerecht sein zu müssen. „Besonders jedoch für die Drohung, mich in die Elbe zu werfen.“
    „Aber ich konnte doch nicht wissen …“
    „Ich hatte dich aufgeklärt. Wer wir sind, bezeugt diese Urkunde. Du bedrohtest einen Stellvertreter des Kaisers, also ihn selbst. Als ich dich darauf aufmerksam machte, fandest du das zum Lachen. Ich denke, das alles reicht, um dich hängen zu lassen!“
    „Hängen?“ Der Händler Bromios schrie auf. „Ihr wollt mich hängen?“
    „Als Boten des Kaisers“, fuhr Odo unnachsichtig fort, „sind wir auch Gerichtsherren und könnten dich gleich auf der Stelle verurteilen. Davon sehen wir aber ab, weil wir vermuten, du würdest dich unserm Urteil nicht fügen und das Gesindel dort gegen uns aufhetzen. Wir wollen das Leben unserer Leute nicht unnötig in Gefahr bringen. Solange unsere Hundertschaften noch unterwegs sind, hast du also eine letzte Frist. Aber die nützt dir natürlich nichts. Wir werden dich, wo immer du dich im Reichsgebiet aufhältst, bei der nächsten Gelegenheit festnehmen lassen.“
    „Aber warum denn? Warum denn?“, stammelte Bromios fassungslos. „Für einen Irrtum? Ein paar unbedachte Worte? Ich bin ein ehrlicher Handelsmann … habe mir niemals etwas zuschulden kommen lassen … Ich mache Geschäfte, die erlaubt sind … will nur meines Weges ziehen …“
    Ich hatte mit Odo noch einmal Blicke getauscht und nahm nun

Weitere Kostenlose Bücher