Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman
mit ernster Miene wieder das Wort.
„Da kommen wir auf einen weiteren Punkt, für den du dich verantworten musst. Erlaubte Geschäfte? Die Leute dort, die du zum Sklavenmarkt bringen willst, gehören alle zu einem wendischen Stamm, den der Kaiser zu seinen Freunden und Verbündeten zählt. Es sind Obodriten. Wer sie verschleppt, verhält sich feindselig.“
„Wie? Feindselig? Ich bin doch kein Feind! Ich bin ein friedlicher Reisender! Und was das für Leute sind … woher soll ich das wissen? Ich habe keine Ahnung, zu welchem Stamm sie gehören. Ich sehe mir jeden an und kaufe ihn, wenn er sich weiterverkaufen lässt. Die Leute von drüben sind von guter Beschaffenheit, groß und schön, kräftig, ausdauernd. Woher sie kommen? Von irgendwoher dort hinter dem Fluss! Ich frage nicht, wenn ich kaufe.“
„Wen fragst du nicht?“
„Diejenigen, die mir die Leute verkaufen.“
„Wer ist das?“
„Ein Mann, der auch zu denen gehört. Hat aber ein Haus auf dieser Seite. Ein paar Meilen von hier.“
„Er heißt Zelibor!“
„Ja …“
„Wer sind die anderen?“
„Die anderen?“
„Du sprachst eben von mehreren Männern, die dir die Leute verkaufen. Wer war noch dabei, als ihr das Geschäft gemacht habt?“
„Wer noch dabei war? Graf Waratto. Es ist Vorschrift, dass der Gaugraf bei solchen Geschäften dabei ist. Das weiß ich genau.“
„Und früher? War er auch immer dabei?“
„Immer.“
„War noch jemand zugegen?“
„Die beiden Sachsen … Herr Remmert und sein Sohn Wido.“
„Mit diesen vieren hast du das Geschäft abgeschlossen.“
„So ist es, Herr. Was ist daran schlecht?“
„Wem hast du das Geld gegeben?“, fragte ich. „Dem Zelibor? Oder den anderen.“
„Ich habe die Säcke mit Geld auf den Tisch gestellt, und sie haben sie ausgeschüttet und nachgezählt.“
„Alle vier?“
„Alle vier.“
„Was für Geld war das?“
„Byzantinische Solidi, Semisses, Tremisses, Frankendenare …“
„Wie viel insgesamt?“
„Mindestens 2500 Solidi.“
„Oder 30 000 Denare. Wie viele Menschen sind es, die du da mitschleppst?“
„Können 400 sein.“
„Die hast du billig bekommen.“
„Ich habe ja auch noch mit Waren bezahlt. Wein, Gewürze, feine Seidengewebe … Ich zahle gute Preise, Herr Lupus, betrüge niemanden!“
Der Händler, zitternd vor Angst, machte bei jeder Antwort eine kleine Verbeugung. Ein Auge flehte uns hin- und herrollend an, das andere schien Hilfe im Himmel zu suchen.
„30 000 Denare?“, fragte Odo. „Du hast wirklich nicht mehr als 30 000 bezahlt?“
„Und noch mindestens 5000 in Waren, Herr Odo von Reims! Was sage ich – 5000? 8000! 10 000!“
„Sehr sorgfältig scheinst du nicht zu rechnen.“
„40 000! Ich schwöre es! Insgesamt 40 000 Denare!“
„Würde das reichen?“, wandte sich Odo an mich, wobei er nachdenklich auf mich herabsah und eine Augenbraue hochzog.
Unverzüglich begriff ich, worauf er hinauswollte.
„Du meinst als Wergeld?“, fragte ich zurück.
„Wohl nicht ganz“, beantwortete er seine Frage selbst. „Es handelt sich immerhin um schwerste Vergehen. Bedrohung, Beschimpfung, Verleumdung und Verspottung des Kaisers in der Person seiner Stellvertreter … feindliche Umtriebe an der Grenze, gegen ein befreundetes und verbündetes Volk gerichtet …“
„Ich bitte die Herren um Gnade!“, jaulte der Händler. „Bedrohung des Kaisers … feindliche Umtriebe … Niemals käme mir das in den Sinn!“
„4000 wären, denke ich, angemessen“, sagte Odo, den Zwischenruf überhörend. „Oder ist das zu wenig? Vor dem Hofgericht würde er unter 5000 nicht davonkommen.“
„5000 Denare?“, fragte Bromios hoffnungsvoll.
„5000 Solidi!“
Der Händler schrie auf.
„Du kannst dich natürlich auch hängen lassen, wenn dir dein Hals nicht so viel wert ist. Danach fährst du dann gleich zur Hölle. Nachdem du gut durchgeröstet bist, schickt dich der Teufel in die Sonderabteilung für Sklavenhändler. Dort bekommst du 5000 Solidi in einem Beutel, und die musst du in aller Ewigkeit zählen. Und dabei kannst du dann bereuen, dass du im Leben so geizig warst. Das wird deine Höllenstrafe sein.“
„So viel Geld könnte ich gar nicht mehr aufbringen“, sagte Bromios kläglich. „Ich musste ja fast alles, was ich hatte, ausgeben, damit ich die Ware bekam.“
„Das wollen wir dir glauben, obwohl es nicht sehr wahrscheinlich ist“, nahm ich nun wieder das Wort. „Wie du vielleicht bemerkst, Bromios,
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