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Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Titel: Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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dem ihr Gefangener hing. Der gefesselte junge Mann folgte ihrem zügigen Schritt nur widerwillig, und so musste sie ihn alle Augenblicke antreiben und vorwärtszerren. Dies diente unseren Männern zur Erheiterung, manches Scherzwort flog hin und her und hielt uns trotz der Hitze bei Laune.
    Als die Sonne im Zenit stand, rasteten wir auf einem schattigen Plätzchen seitlich des Weges. Ich verzehrte eine Zwiebel und ein Stück Käse und bettete mich im hohen Gras. Vom Fluss her wehte ein leichter Wind, Hummeln summten mich in einen sanften Schlummer. Da fühlte ich mich auf einmal emporgehoben über die Wipfel der Bäume, in den blauen Himmel hinauf. Mitten im weißen, weichen Gewölk saß ich dort, und auf der Nachbarwolke erschien ein Engel, der lächelte und mir zuwinkte. Er hielt ein Glöckchen in der Hand und rührte es anfangs leicht, dann etwas stärker. Wie lieblich war dieser Klang! Ein zweiter Engel erschien, auch er mit einem Glöckchen. Zu ihnen gesellten sich ein Dritter, ein Vierter, ein Fünfter. Alle lächelten mir zu und läuteten dabei ihre Glöckchen. Das Klingeln und Klirren schwoll an, und immer mehr Engel versammelten sich auf der Wolke. Ich fragte mich. wie sie alle dort Platz finden konnten. Dann bemerkte ich jedoch, dass sie nicht mehr lächelten und dass ihre Glöckchen einen harten, gar nicht mehr lieblichen Klang hatten. Es war eher ein dumpfes Rasseln, dazu vernahm ich ein Schurren und Rumpeln. Dann hörte ich auch menschliche Stimmen, Männerstimmen, die durcheinanderschrien. Die Engel verweilten noch immer auf der Wolke und starrten mich an, und ich wunderte mich, dass sie so grobe, bellende Stimmen hatten. Ich bekam Angst, und da fühlte ich mich auch schon gepackt und geschüttelt.
    Ich riss die Augen auf und sah – Rouhfaz.
    „Gott im Himmel, hast du mich erschreckt! Was gibt es?“
    „Kommt schnell, Herr Lupus! Und bringt die Urkunde mit!“
    „Warum?“
    „Damit man uns nicht in die Sklaverei verkauft!“
    „Wer sollte das tun?“
    „Der Mann dort … Seht Ihr ihn?“
    Ich fuhr aus dem Grasbett auf, und jetzt verstand ich meinen Traum.
    In 50 Schritten Entfernung, auf dem Uferweg staute sich ein Zug von Menschen, Tieren und Wagen. Ganz vorn saß ein hagerer, reich gekleideter Mann auf einem Rappen und führte heftige Reden und Widerreden mit Odo, der breitbeinig vor ihm den Weg versperrte. Hinter dem Reiter kamen fremdartig aussehende Bewaffnete zu Fuß und zu Pferde, hochbeladene Wagen und schließlich eine für mich noch unübersehbare Anzahl halbnackter, zerlumpter Männer, Frauen und Kinder, immer mehrere aneinandergefesselt. Das Klirren und Rasseln der Ketten, das Schurren der Füße, das Gebrüll der Wächter hatte ich in meinem Wolkentraum wahrgenommen, bevor ich begriff: Der Händler Bromios war erschienen und machte sich mit der Menschenware, die man für ihn bereitgehalten hatte, auf den Weg zu den Sklavenmärkten.
    Ich sprang auf, und mit der Schatulle unter dem Arm eilte ich an Odos Seite.
    Der Reiter rief gerade zornig: „Gib endlich den Weg frei, Kerl! Oder willst du, dass wir dich in die Elbe werfen?“
    „Du selber wirst Elbwasser schlucken!“, schrie Odo zurück. „Wenn du nicht endlich Rede und Antwort stehst!“
    „Rede und Antwort – dir? Einem Strauchräuber, der sich für einen Gesandten des Kaisers ausgibt?“
    „Strauchräuber? Für diese Beleidigung wirst du teuer bezahlen! Wenn meine Hundertschaften erst hier sind …“
    Der Händler lachte höhnisch auf und wandte sich an seine Leute: „Seine Hundertschaften! Nun hört euch das an! Dieser abgerissene Schuft will uns Hundertschaften entgegenschicken!“
    Die Männer stimmten in sein Gelächter ein.
    Odo legte die Hand an den Schwertgriff und donnerte: „Wir treffen uns vor dem Hofgericht wieder! Dann werden wir sehen, ob du Haufen Kameldreck es wagen wirst, noch einmal gegen einen Stellvertreter des Kaisers das Maul zu wetzen!“
    „Einen Stellvertreter des Kaisers? Das wird immer besser! Jetzt ist er schon Stellvertreter, nicht nur Gesandter! Wo mag der stellvertretende Kaiser wohl seinen prächtigen Mantel herhaben? Wen hat er wohl dafür totgeschlagen?“
    Die Kerle brüllten vor Heiterkeit. Der schwerbewaffnete Trupp, der aus etwa 25 bis 30 Männern bestand, war unverkennbar von der Art wie die meisten Begleitmannschaften reisender Kaufleute: Kriegsveteranen, ehemalige Athleten und Tierbändiger, entlassene Sträflinge, Mauren und andere dunkelhäutige Männer. Was den Händler selbst

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