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Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Titel: Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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machen Herr Odo und ich uns Gedanken darüber, wie wir dir das Schlimmste ersparen können. Obwohl du von dunkler Abstammung bist, aus einem fremden Land kommst und kein Recht auf Schutz durch unsere Gesetze hast. Für Leute wie dich gibt es keine Festlegung über die Höhe eines Wergelds, mit dem sie der Todesstrafe entgehen könnten. Die Richter des Hofgerichts werden dich gnadenlos hängen, und wenn man dich vielleicht doch mit einem Wergeld davonkommen lässt, dann wird es außerordentlich hoch sein … gewiss noch höher als die Summe, die dir Herr Odo gerade nannte. Wir wären aber bereit, ein wenig abzulassen und dich nicht weiter zu verfolgen. Vorausgesetzt, dass wir uns einigen können.“
    „Was verlangt Ihr, Herr Lupus? Ich komme Euch gern entgegen. So sprecht doch!“, rief der immer noch furchtbar erschrockene Händler.
    „Wir verlangen nur 40 000.“
    „40 000 Denare? Auch das ist sehr viel! Ich habe sie nicht.“
    „Wir wollen kein Geld. Du überlässt uns deine Ware.“
    „Wie? Die Ware? Ihr meint …“
    „Du verstehst schon. Die 400 Menschen dort. Sagtest du nicht, du hättest alles in allem 40 000 bezahlt? Also im Durchschnitt 100 pro Kopf, und natürlich wolltest du beim Verkauf das Doppelte oder Dreifache einnehmen. Aber hier ist kein Markt, und so bleibt es bei 100 Denaren für jeden. Damit ist ihr Wert festgelegt. Du übergibst uns die 400 Obodriten, hast damit dein Wergeld im Voraus bezahlt, und wir sehen von einer Anklage ab.“
    „Ihr ruiniert mich!“, stöhnte der Händler.
    „Besser ruiniert als tot“, sagte Odo. „Das solltest du dir zum Wahlspruch machen.“
    „Was habe ich nur getan! Was hab ich getan! Wir ziehen friedlich unseres Weges …“
    „Du verwechselst da etwas“, scherzte Odo in seiner manchmal groben, unchristlichen Art. „Du meinst die Wolken dort oben, zu denen du ständig mit einem Auge hinaufschielst, sie ziehen friedlich dahin. Richte mal dein anderes Auge auf das, was hier unten geschieht. Deine Leute suchen Streit. Sollte Blut fließen, hängt ihr alle – die ganze Bande!“
    Während wir mit Bromios verhandelten, war es zwischen den Männern unseres Gefolges und den Bewachern des Trecks zu Beschimpfungen und Handgreiflichkeiten gekommen. Fulk und ein Kerl, der nur noch ein Ohr und ein halbes Kinn besaß, hatten schon die Schwerter gezogen. Anscheinend hatte der andere gehöhnt, sie würden uns leicht alle niedermachen, wenn es ihr Herr befehlen sollte. Darauf hatte Fulk angeboten, ihm zur Erinnerung an diesen Waffengang auch das zweite Ohr abzuhauen. Der Händler rannte gleich hin, entschuldigte sich bei Fulk und trennte die beiden. Alle seine Leute waren Unfreie, völlig rechtlos, und sie mussten sich auf die Verteidigung der „Ware“ gegen Räuber und Diebe beschränken. Bei jeder mutwilligen Gewalttat konnte mit ihnen kurzer Prozess gemacht werden.
    Bromios kehrte zu uns zurück, barmte noch eine Weile, winselte, fiel auf die Knie, besann sich dann auf verschiedene Kaufmannstricks und wollte mit uns schachern. Aber wir blieben unnachgiebig. So musste er schließlich allen 400 Gefangenen die Ketten abnehmen lassen. Einige junge Männer, die der unverhofften Freiheit nicht trauten, rannten gleich die Böschung hinunter, sprangen in den Fluss und schwammen zum anderen Ufer. Bei einer Schwangeren setzten vor Freude die Wehen ein. Hinter einem Busch, von Weibern umringt, brachte sie ein Knäblein zur Welt.
    Ich ging unter den Leuten umher und suchte jemanden, der unsere Sprache verstand. In einem Mann, der sich Zupan nannte, fand ich ihn. Das ist kein Name, sondern bei den Wenden die Amtsbezeichnung des Dorfvorstehers. Dem Zupan erklärte ich, dass er seine Befreiung dem Kaiser Karl verdanke, dessen Vertreter wir seien, und dass er dies unter seinen Leuten bekanntmachen solle. Das tat er, und bald konnte ich mich kaum retten vor rührenden Dankesbezeigungen.
    Der Zupan übernahm dann auch die Führung der Befreiten nach ihrer Rückkehr ins Wendengebiet. Damit durfte nicht gezögert werden. Wir trauten Bromios nicht. Sobald wir den Rücken gewandt hatten, würde er vielleicht versuchen, wenigstens einen Teil der Leute wieder einzufangen. Dazu würde er vielleicht sogar über den Fluss gehen. Es kam also darauf an, die 400 Wenden schnellstens hinüberzubringen und ihnen einen Vorsprung zu verschaffen, damit sie die Burg erreichen konnten, bevor sie eingeholt wurden. Nur dort würden sie erst einmal sicher sein. Wir schickten Helko, der von uns allen

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