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Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Titel: Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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zu Fuß der Schnellste war, zu einem Dorf am Elbufer zurück, wo wir gesehen hatten, dass Stämme zu Flößen zusammengebunden wurden. Das Holz sollte stromabwärts nach Dänemark gebracht und verkauft werden. Wir geizten nicht mit dem Lohn für die sächsischen Flussschiffer, und schon kurze Zeit später legten sie mit drei Flößen an. Vom Ufer aus leitete Odo die Überfahrt und sorgte dafür, dass die Sachsen nicht etwa eigene Geschäfte machten und dass niemand vergessen oder von den Leuten des Händlers versteckt wurde.
    Ich nahm derweil den Zupan beiseite und ließ mir von ihm berichten, wie der Überfall und die Gefangennahme vor sich gegangen waren. Sein Dorf in der Nähe der Burg war schon im Winter von Remmerts und Zelibors Leuten niedergebrannt und ausgeraubt worden. Alle Verschleppten gehörten zum Stamm der Obodriten, Wilzen und Sorben waren nicht dabei. Waratto hatte sich unter ihnen die Jungen und Starken ausgesucht, die bis zur Ankunft des Händlers für ihn arbeiten mussten. Beim Verkauf am Tag zuvor hatte der Graf seine menschliche Ware angepriesen und um Preise gefeilscht. Damit war jeder Zweifel beseitigt, dass der oberste Vertreter des Kaisers im Gau mit im Geschäft war.
    Nun kam der Auftrag für den Zupan. In der Burg angekommen, sollte er Sparuna aufsuchen und unser Angebot machen: den Austausch der vier gefangenen Franken und Sachsen für Knes Slawomir. Der Zupan machte runde Augen und wollte erst nicht glauben, dass es einen neuen Knes gab, schon gar nicht, dass er sich in unserer Gewalt befand. Da wollte ich ihn zu dem Gefangenen führen, damit ihm dieser selbst die nötigen Auskünfte gab.
    Aber auf unserem Lagerplatz fand ich weder Slawomir noch seine Bewacherin Swinde. Ich fragte Rouhfaz, ob er die beiden gesehen habe. Er flüsterte mir ins Ohr, damit es der Zupan nicht mitbekam: „Ich glaube, sie hat ihn umgebracht.“
    „Umgebracht? Wie denn?“
    „Sie schlug ihn mit einem Ast so lange auf den Kopf, bis er umsank. Dann schleppte sie ihn dort ins Gebüsch.“
    „Bist du gefolgt?“
    „Bewahre! Da hätte sie mich vielleicht auch noch …“
    Ich schickte den Zupan zu seinen Leuten und drang in das Gebüsch ein. Lange musste ich nicht suchen.
    Der junge Mann lag ausgestreckt, mit geschlossenen Augen im Moos. Swinde saß neben ihm und drehte Strähnen seines langen blonden Haars zu Flechten.
    Sie blickte mit hellblauen Augen zu mir auf und sagte lächelnd:
    „Ist er nicht schön?“
    „Du hast ihn getötet!“, rief ich. „Warum?“
    „Getötet? Ach, Dicker, was redest du da? Er schläft. Ich hab ihn hierhergebracht, in Sicherheit. Damit es euch nicht einfiel, meinen Sklaven dem Händler zu verkaufen.“
    „Das hast du uns zugetraut?“
    „Ich traue euch manches zu.“
    „Wir haben 400 Wenden die Freiheit verschafft!“
    „Vielleicht hättet ihr gern noch einem mehr die Freiheit verschafft. Aber daraus wird nichts. Der gehört mir!“
    In diesem Augenblick blinzelte Slawomir und hob ein wenig den Kopf. Swinde fuhr fort, mit seinem Haar zu spielen.
    Mich aber zischte sie an, wobei ihr Blick wieder dunkelblau wurde: „Und nun verschwinde! Oder willst du, dass ich ihm noch einmal weh tue?“
    Die Sonne stand schon recht tief, als mit dem dritten Floß die letzten 100, darunter der Zupan, übergesetzt waren.
    Der Händler saß auf einem Stein und sah mit stummer Verbitterung zu, wie seine frisch erworbene Ware auf der anderen Seite des Flusses im Walde verschwand.
    „Du darfst nun weiterreisen“, sagte Odo. „Und lass dir eine Lehre sein, was du heute erlebt hast.“
    „Für solche Lehren bedanke ich mich“, erwiderte Bromios seufzend. „Kommt der Kaufmann mit vollen Taschen, reist mit leeren zurück. Das stellt die Welt auf den Kopf.“
    „Du wirst sie schon wieder auf die Beine stellen und dir die Taschen füllen, spätestens in Lenzen und Magdeburg“, erwiderte Odo lachend.
    Wir blickten dem arg geschrumpften Kaufmannstreck nach, wie er am Ufer der Elbe dahinzog und im Osten verschwand.
    „Nun aber kehrtgemacht!“, sagte Odo. „Auf zu Zelibor! Ich vermute, unsere Herzensfreunde sind dort noch alle versammelt!“

10. Kapitel
    Odo hätte am liebsten Zelibors Herberge gestürmt, den Beauftragten des Kaisers, den Gaugrafen Waratto, der gesetzwidrig Menschenhandel trieb und sich damit schamlos bereicherte, um seinen Gewinn erleichtert und ihn vor das Hofgericht geladen. Dazu kam es aber nicht (vielleicht zu unserem Glück), weil es, wie erwähnt, schon recht spät

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