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Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Titel: Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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geworden war und wir uns vorher noch einmal zur Rast entschließen mussten. Nachdem wir eine weitere Meile zurückgelegt hatten, erreichten wir ein Fischerdorf, das die meisten seiner früheren Bewohner verlassen hatten und wo wir mehrere leerstehende, halb verfallene Hütten vorfanden. Das genügte uns als Notquartier für die Nacht.
    Ich benutzte diese letzte Atempause vor dem unvermeidlichen Zusammenstoß, um Odo zu überzeugen, dass wir mit unseren schwachen Kräften wenig Aussicht hatten, auf Waratto und Remmert, die über starke Gefolgschaften verfügten, Druck auszuüben. Mit ihnen, den örtlichen Machthabern, würden wir nicht so leichtes Spiel haben wie mit dem Händler. Odo sah das ein, und wir beschlossen, einen Eilboten nach der alten sächsischen Eresburg zu schicken, wo eine starke kaiserliche Truppenmacht zusammengezogen war. Nur Helko, der in Sachsen zu Hause war und lange, schnelle Beine hatte, konnte dieser Bote sein. Zur Sicherheit sollte ihn aber einer unserer ebenfalls hier heimischen Männer begleiten. Ich diktierte Rouhfaz, der außer Pergament auch ein Fläschchen mit Tinte gerettet hatte, im Mondlicht ein Schreiben an den Festungskommandanten, in der Hoffnung, dass dieser einen Schriftkundigen in seiner Umgebung hatte. Nachdem ich unsere Lage geschildert hatte, bat ich um Hilfe, da wir in Ausübung unseres Amtes in großer Gefahr seien und der Abfall eines wichtigen Sachsengaus drohe.
    In aller Frühe machten sich unsere beiden Eilboten auf den Weg. Wir gaben ihnen noch mündliche Weisungen und verabschiedeten sie mit Umarmungen. Helko sah ich erst später in Aachen wieder. Der andere, ein guter, tapferer Bursche, kam unterwegs durch Wegelagerer ums Leben.
    Wir wollten dann aufbrechen – und merkten plötzlich, dass jemand fehlte. Swinde befand sich nicht auf ihrem Schlafplatz und war auch woanders nicht aufzufinden. Wir schwärmten aus, aber bald brach Odo die Suche ab.
    „Die mörderische Braut ist uns anscheinend vorausgeeilt“, meinte er. „Wahrscheinlich ist sie zu ihrem früheren Bräutigam zurückgekehrt. Wer weiß, was sie denen erzählt und was das alles zu bedeuten hat …“
    Ihren Gefangenen hatte sie nämlich zurückgelassen. Das hat eine kurze Vorgeschichte, die ich hier noch einfügen muss.
    Odo hatte natürlich von mir erfahren, wie Swinde bei unserer Begegnung mit dem Händler ihren Sklaven auf Lebenszeit in Sicherheit gebracht hatte. Als Bromios fort war, kam sie mit ihm aus dem Busch und führte ihn wieder an dem Seil, das sie um ihren Leib geschlungen hatte. Er wirkte noch stark benommen und hatte nun außer der großen Schmarre, die von dem Schlag mit dem Ruder geblieben war, noch mehrere blutige Beulen an der Stirn und am Hinterkopf.
    Bisher hatte sich Odo wenig um unseren Gefangenen gekümmert und ihn aus Gründen, die er mir gegenüber mehrmals benannte, sogar verächtlich behandelt. Sich die entführte Geliebte wie einen Karrengaul ausspannen zu lassen und sie dann auch noch auf eine grauenerregende Jenseits-Reise zu schicken, ging über seine Vorstellungskraft. Vergebens hatte ich ihm immer wieder zu erklären versucht, dass das Bild, das die Wenden sich von unserer Welt und jener anderen machen, nicht unserer christlichen Art entspricht. Einmal wollte er unterwegs dem Slawomir das Geständnis entlocken, er habe die Entführung des Totenschiffs durch uns erhofft und gefördert. Aber der stolze Obodrit wies das mit einem empörten Blick seiner schwarzen Augen zurück. So hörte Odo auf die immer mal wieder laut herausgeschrienen Vorwürfe Swindes, und wenn er das „wütige Biest“ auch nicht ausstehen konnte, sah er ihre Entrüstung als berechtigt an. Da sie Slawomir nicht von der Seite wich, konnten wir uns keinen besseren Wächter wünschen, und so widersprachen wir nicht mehr ihrem Anspruch. Dabei hatten wir uns ja längst darüber geeinigt, was mit ihm geschehen sollte.
    Als Odo nun aber sah, wie sie Slawomir zugerichtet hatte, packte ihn der Zorn. Sollte der junge Knes als Gefolterter, als Entstellter zurückkehren? Welchen Eindruck musste das auf seine Leute machen! Augenblicklich zog Odo sein Schwert, und mit einem Hieb war der Strick durchtrennt. Swinde stampfte mit den Füßen auf und schrie immer wieder ihr „Der gehört mir!“. Da verlor Odo seine Nachsicht für die Schwächen des anderen Geschlechts und stieß die Kreischende so heftig weg, dass sie über den Rasen kullerte. Das verfehlte nicht seine Wirkung. Sie heulte und schluchzte noch ein

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